Samstag, 13. Oktober 2012

Fundstück: "Mach mich gesund"

"Mach mich gesund" demonstriert die heilende Wirkung von Lebensmittel. Sehr interessant & vielleicht ein guter Denkanstoss.
Die Sendung kommt aus Großbritannien und wurde unter dem Titel "You are what you eat" auf Channel 4 gesendet. In Deutschland wird sie von ZDF Neo auf den Bildschirm gebracht.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Übersäuerung durch Bulimie

Ihr werdet jetzt wahrscheinlich fragen: Übersäuerung, was soll das sein? Und was hat das mit Bulimie zu tun? Das ist gar nicht so schwer zu erklären.
Um es vorweg zu nehmen: die Theorie der Übersäuerung ist umstritten. Sie ist in schulmedizinischen Kreisen nicht anerkannt, dort existiert sie schlichtweg nicht. Für meine Ohren hat sie allerdings durchaus plausibel geklungen, daher habe ich mich näher damit befasst.

"Symptome einer chronischen Übersäuerung können sein:
  • Antriebsschwäche
  • rasches Ermüden
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Immunschwäche.
Unter einer chronischen Übersäuerung leidet der gesamte Organismus. Jedes Organ drückt dies mit "seiner Sprache" aus:
  • die Knochen entkalken, was besonders im Alter die Bruchhäufigkeit steigern kann
  • Das Herz kann mit Rhythmusstörungen reagieren, schlägt weniger kräftig und wirft weniger Blut aus, dadurch wird der gesamte Organismus weniger mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt
  • Die Muskulatur kann sich abbauen
  • Im Blut kann der Kaliumgehalt ansteigen, was wiederum die Herzaktion beeinträchtigen kann.
  • An den Zähnen kann es leichter zu Karies kommen." 
(Quelle: http://www.medizin.de/ratgeber/uebersaeuerung.html)
Teststreifen für den Urin bekommt ihr in der Apotheke. Man geht davon aus, dass ca. 80% der Bevölkerung übersäuert ist. Ich stütze meine These, dass auch viele Bulimiker übersäuert sein könnten, auf ihrem durchschnittlich schlechteren Gesundheitszustand. Eine entgleister Elektrolythaushalt und ungesunde Ernährung können dazu beitragen, eine Übersäuerung zu entwickeln. Das einzige Mittel gegen die Übersäuerung ist eine vorwiegend basische Ernährung. Hier findet ihr eine Liste mit basischen Lebensmitteln.





Samstag, 6. Oktober 2012

3 Mahlzeiten am Tag

Ich war nochmal auf Recherchetour bezüglich des Themas "Wieviele Mahlzeiten am Tag". Und ich bin - tatataa!- wieder zum selben Ergebnis gekommen wie in meinem letzten Beitrag: 3 Mahlzeiten am Tag sind optimal, wenn man sich wieder normal und gesund ernähren will.
Die Gründe sind folgende:

1. Sättigungsgefühl: Als Bulimiker ist das Sättigungsgefühl meist nicht mehr vorhanden. Man kann dann essen, bis man fast platzt und fühlt sich immer noch nicht satt. Das bedeutet, dass man dieses Sättigungsgefühl erst mal wieder aufbauen muss- was auch funktioniert! Bei 3 Mahlzeiten am Tag kann ich auch mal ein bisschen mehr essen und hab nicht auch objektiv das Gefühl, mich rein kalorientechnisch nicht sattessen zu dürfen, wie das - zumindest bei mir- bei 5 Mahlzeiten am Tag der Fall gewesen wäre.

2. Weniger "kritische" Situationen. Das ist naheliegend und pragmatisch. Wenn ich nach jedem Essen ein Problem habe und das Risiko besteht, kann es wirklich helfen, einfach weniger Mahlzeiten zu essen. Damit geht ihr dem Problem nicht aus dem Weg, sondern macht es euch selbst einfacher.

3. Insulin. Wer seinen Körper mit Bulimie missbraucht hat, dessen Stoffwechsel ist möglicherweise, vielleicht sogar wahrscheinlich, im A*. Jeder, der normal essen will, muss erstmal da ran und die Maschine wieder zum Laufen kriegen. Okayokay, ich weiß schon, der Körper ist keine Maschine, aber in der Hinsicht passt das Bild. Was passiert, wenn ich 3 Mahlzeiten esse und nicht 5? Der Insulinspiegel steigt nach jeder Mahlzeit an. Je mehr Zucker bzw. Kohlenhydrate, desto stärker. Dann ist der Körper damit beschäftigt, das Insulin wieder abzubauen. Der Körper kann nicht gleichzeitig Insulin UND Fett abbauen. Je mehr Zeit zwischen den Mahlzeiten liegt, desto eher ist das Insulin also wieder abgebaut und desto wahrscheinlicher ist es, dass der Körper Fett abbauen kann.

Wenn ihr also Schiss habt wegen dem normalen Essen: 3 rules :)

Samstag, 29. September 2012

Experimentieren

Manchmal hilft es und bringt Abwechslung, im Umgang mit Essen auch zu experimentieren. Immer nur stur nach Plan essen hat mir persönlich nie etwas gebracht. Ich brauchte ein grobes Gerüst, aber bei allem darüber hinaus habe ich mich zu stark bevormundet gefühlt.
Was meine ich genau mit experimentieren? Das kann z.B. das Ausprobieren einer neuen Marmeladensorte sein, die man noch nicht kennt, um mal ganz klein zu beginnen. Wenn man in seiner Gesundungsphase schon ein kleines bisschen weitergekommen ist, kann man auch einen Schritt weiter gehen. Man kann testen, zu welcher Uhrzeit man am ehesten FAs bekommt. Es hört sich vielleicht hart an, aber dann kann man vorerst testen, zu dieser Uhrzeit nichts mehr zu essen. Ich hatte immer extreme Probleme mit dem Nachmittag und Mittag. Ich hab dann erstmal mittags nur wenig gegessen, nachmittags nichts, und dafür zum Frühstück und Abend mehr. Generell fiel es mir wesentlich leichter, gar nichts zu essen als nur ein bisschen. Das ist jedoch völlig individuell.
Alles, was dazu führt, keine FAs mehr zu haben, führt ein Schrittchen weiter gen Ziel. Und jeder vermiedene FA bringt euch euch selbst näher!

Der Gedanke hinter dem Experimentieren ist also im Grunde der, keine Angst davor zu haben, sich für alle Ewigkeit auf eine Ernährungsweise festlegen zu müssen. Dass es die gute Ernährung per se nicht gibt, und dass man diese selbst finden und erfahren muss. Die Ernährungsgewohnheiten können sich zudem im Laufe des Lebens ändern. Das alles ist völlig normal!

Mittwoch, 26. September 2012

Gehen die Wassereinlagerungen wieder weg?

Ja, auch die gehen wieder weg. Die Wassereinlagerungen waren eine furchtbare Konsequenz von Fressen und Kotzen und einem verrückt spielenden Elektrolythaushalt. Wenn Kalium im Körper fehlt, speichert der Körper bekanntermaßen übermäßig Wasser. Wabbelige Beine, ein aufgeschwemmtes Gesicht, dicke Augenlider nach dem Aufwachen sind nur ein paar der Merkmale eines wassereinlagernden Körpers.

Sobald sich das Essverhalten normalisiert und die FAs und das Übergeben verringert werden, reduzieren sich auch die Ödeme. Sie verschwinden ganz, wenn man wieder normal isst und die Mineralien im Körper wieder ausgeglichen und in gesunder Anzahl vorhanden sind. Versprochen!

Wort- Stammtisch

So, liebe Leute, heute wird es eine kleine philologische Runde geben. Ich als Gastgeber beginne mit einer kleinen Spritztour durch tiefgründiges Terrain in unserem geliebten Staat Bulimia.
Beginnen wir mit dem Menschen, liebevoll Homo Sapiens genannt. Sapiens (der Weise) hat den gleichen Wortstamm wie Sophia (=Wissenschaft), nämlich "sapio", was "der Schmeckende" bedeutet.
So gelangen wir zu der Erkenntnis, dass unser geliebter Vorfahre Sapiens einigen Wert gelegt haben muss auf sein Essen, wenn seine Gattung genau danach benannt worden ist.
Und unsere deutschen Mitmenschen legen leider nicht ganz so viel Wert auf Ihre Nahrung. Sie geben 12% ihres Einkommens für Essen aus, in Frankreich sind es 25%, in Japan sogar 30%.
Auch die deutsche Sprache spricht ihre eigene Sprache: der Gastrosoph Dell`Agli hat herausgefunden, dass von 220 Redewendungen, die auf Essen basieren, ganze 200 negativ besetzt sind. Jeder kennt sie: "Hast du Tomaten auf den Augen", "dumm wie Brot" (interessant: im Französischen heißt es "bon comme le pain", also übersetzt "gut wie Brot"), "Alles Käse" und so weiter und so fort. Kein Wunder also, dass für Deutsche Essen und Genuss nicht unbedingt das Gleiche bedeutet.... Ich bin fest davon überzeugt, dass auch ihr es zu Genießern bringen könnt!

Samstag, 22. September 2012

Was wollen Bulimiker?

Die meistverwendeten Wörter auf ab-server.de

Interessant! Was hat das zu bedeuten?

Mittwoch, 19. September 2012

Durch Essstörung jünger geschätzt

Immer wieder werde ich jünger geschätzt. Es kommt so gut wie nie vor, wenn dann erst nach einem längeren Gespräch mit der Person, dass mein wahres Alter auf Anhieb erkannt wird. Die Leute sind oft richtig schockiert, wenn ich mein Alter nenne. Ich habe mir jahrelang Gedanken gemacht, warum das so ist. Und ich habe eine Erklärung gefunden.
Es hat, neben meiner genetischen Voraussetzung, etwas mit meiner Essstörungs-Vergangenheit zu tun. Warum genau, liegt eigentlich auch auf der Hand. Ich habe mich damals eigentlich nicht mit mir selbst beschäftigt, bin auf der Stelle getreten. Ich habe mich damals nicht weiterentwickelt, war auf dem Stand eines jungen Mädchens. Ich habe mich so verhalten und auch so gefühlt. Das hört sich hart an, es ist für mich aber die einzige plausible Erklärung. Wenn ich nicht angemessen mit mir selbst und anderen umgehen kann, wenn ich keine Probleme löse, sondern ihnen aus dem Weg gehe, dann hinterlässt das alles keine Spuren, weder in meinem Kopf als Lernerfahrung, sondern eben auch nicht auf meinem Körper und im Gesicht. Es fehlt Lebenserfahrung, und das spiegelt sich in meinem Gesicht wider. Ich sehe jung aus, weil ich jung geblieben bin, weil ich mich nicht weiterentwickelt habe. Seit ich mich normal ernähre, ist es deutlich besser geworden, aber ich kann es nicht komplett aufholen.

Samstag, 15. September 2012

Die Bulimie besiegen

Anscheinend werden jede Menge Leute auf meine Seite gespült, die bei Google nach "Bulimie besiegen" gesucht haben. Die Bulimie zu besiegen klingt für mich danach, als würde man Bulimie als Person sehen, und sie quasi als Feind besiegen und die Macht über sie gewinnen.
Ich habe dieses Bild vor einigen Monaten selbst gezeichnet und bin von dem Begriff nicht mehr überzeugt.
Im Kampf macht es Sinn, vom "Feind" zu sprechen, wenn es sich um Bulimie handelt, nicht.
Denn dieses Bild birgt einige Gefahren: wenn die Bulimie mein Feind ist, kann ich mit Rückfällen nicht konstruktiv umgehen. Ein Rückfäll wäre mit dieser Einstellung rein negativ besetzt. Ein Rückfall wäre schlimm, ich würde mich runtermachen, ich würde mich als schwach beschimpfen, ich würde mir dann schwören müssen: das war das allerletzte Mal, dass mir sowas passiert ist. Ich würde mir Vorwürfe machen, warum ich es wieder nicht geschafft habe. 
Und genau dort liegt die Schwachstelle dieser Einstellung. Ich komme nur weiter, wenn ich einsehe, dass Rückfälle nicht einfach nur schlecht sind, wenn ich Rückfälle von vornherein mit einplane, wenn ich weiß, es wird mit Sicherheit Rückfälle geben. Warum? Weil Rückfälle ein Zeichen sind für Baustellen in meinem Leben, die ich mir näher anschauen muss.
Mit Bulimie fällt es leicht, diese Baustellen einfach zu ignorieren, ich muss ja nicht hinhören wenn irgendwo ein Problem ist, ich überesse es einfach.
Wenn ich dann die Bulimie mit ihren praktischen Symptomen, die mir das Leben auf kurze Sicht erleichtern, weil ich durch sie unangenehmes ausblenden kann, einfach weglasse, und keine anderen Lösungsstrategien anwenden kann (einfach weil ich es nie gelernt habe), dann wird es echt schwierig.
Auf alle Fälle würde ich Rückfälle - und wenn es wirklich einzelne Rückfälle sind und kein Abdriften in die Bulimie-  als positives Signal werten. Und dann kann ich nicht sagen "ich habe die Bulimie besiegt", weil ich die Bulimie nicht als Feind betrachte.
Eine gesunde Heilung würde ich beschreiben mit "sich von der Bulimie verabschieden". Obwohl das wieder mit einer Person assoziiert werden würde, hm. Dennoch hat dieser Begriff etwas menschlicheres. Ich kann nicht etwas bekämpfen, was ein Teil von mir ist oder über die Jahre geworden ist, je schlimmer es auch sein mag. Bulimie ist definitiv an sich nichts gutes. Aber ich kann gute Schlüsse daraus ziehen, und es war auf keinen Fall eines nicht: umsonst. Glaubt mir, ihr habt diesen ganzen Shit nicht umsonst mitgemacht.
Meiner Meinung nach kann solch eine Strategie, also mit dem Bulimie als Feindbild, nur sehr schwer damit vereinbart werden, sich selbst lieben zu lernen.

Mittwoch, 12. September 2012

Den Serotoninspiegel stabilisieren

Ein permament zu niedriger Serotoninspiegel kann unterschiedlichen Quellen zufolge (u.a. Imke Jochims in "Zucker und Bulimie") zu Heißhungerattacken führen.
Ich halte viel von diesen gehirnchemischen Ansätzen, weil meiner Meinung nach bei einer solchen psychosomatischen Erkrankung wie der Bulimie nicht nur die Psyche des Menschen eine Rolle spielt- daher eben auch der Begriff "psychosomatisch".

Ja, und da kommen wir auch schon zu den Möglichkeiten, wie man den Serotoninspiegel wieder ins Lot bringen kann (Auszug aus o.g. Buch):

- wenn serotonin fehlt, erzwingt das appetitzentrum des gehirns den konsum von kohlenhydraten. das appetitzentrum (hypothalamus) ist staerker als jeder wille. blutzuckerspiegel stabil halten: lebensmittel mit niedrigem glykaemischen index. gleichzeitig sorgen sie durch ihren (komplexen) kohlenhydratanteil fuer einen angemessenen serotoninaufbau und provozieren keinen suchteffekt. die mahlzeiten sollten hauptsaechlich aus komplexen kohlenhydraten bestehen, protein als ergaenzung. wer feststellt dass er auf bestimmte lebensmittel suechtig reagiert muss sie weglassen.

- abgesehen von falscher ernaehrung wird das serotonerge system auch durch bestimmte soziale konflikte destabilisiert, besonders konflikte im bereich fuersorge/ intimitaet, status/ dominanz. jegliche stabilisierung des sozialen systems lindert die anzahl und ausmaße der essanfaelle als auch die psychischen probleme.

- sport kann biochemie des gehirns so veraendern dass man weniger essanfaelle/ essdruck bekommt und sich staerker und gesuender fuehlt. sport steigert entweder den serotoninspiegel (wenn er ruhig und ausgeglichen ist) oder den dopamin-/noradrenalinspiegel. sport baut muskeln auf und muskeln sind das einzige organ das zucker aus dem blut in angemessener menge herausziehen kann und so den blutzuckerspiegel natuerlich reguliert. je mehr muskeln ein mensch hat, desto stabiler ist seine blutzuckerreaktion (heißt, dass „ernaehrungsausrutscher“ bzw ungesundes den blutzuckerspiegel jenes menschens weniger stark beeintraechtigt). eine halbe stunde laufen am tag wirkt ebenso antidepressiv wie entsprechende medikamente. bestimmte sportarten kurieren zudem eine erschoepfung der nebennieren und sorgen fuer eine psychisch ausgeglichene stimmung. sport ist notwendig um cortisol und andere stresshormone abzubauen, die sonst „giftig“ und zerstoererisch im koerper wirken.

- regelmaeßige schlafzeiten normalisieren den cortisolspiegel, wirken sich guenstig auf den serotoninspiegel aus, beheben eine erschoepfung der nebennierenrinde und dienen der erholung. am besten sind mindestens 7 stunden schlaf pro nacht.

- eine der wirksamsten methoden, den serotoninspiegel zu heben, ist schreiben. schreiben sie jeden morgen etwa 10 minuten etwas zu folgendem thema auf: „angenommen, ich waere frei, was wuerde ich denken, planen, tun, fuehlen ?“ es ist gleichgueltig ob sie jeden morgen dasselbe schreiben, hauptsache sie schreiben. bis sie ein halbes jahr lang keine es mehr haben.

- beruhigende, sanfte musik steigert die ausschuettung von serotonin und entspannt. wenn man spuert, dass ein essanfall naht, kann man beruhigende, serotonin steigernde musik auflegen, die man mag. das traegt zur milderung der ablaufenden stressreaktion bei

Mittwoch, 5. September 2012

Auch Spiegeleier sind ein Genuss

Ich habe ein Interview mit Ulrich Wickert gefunden (bitte nicht wundern, dass es aus einem Seniorenmagazin stammt, hat hier nichts zu bedeuten :D).

"Ihre Leidenschaft für guten Rotwein und Käse haben Sie in Frankreich entwickelt. Warum muss man Genuss lernen?

Als ich nach Paris zog, trank ich Bier, hatte keine Ahnung vom Wein. Ein alter Kollege hat mich dann noch vor dem Weintrinken in das Wein-Einkaufen eingeführt. Und worauf es beim Essen ankommt, hat mir Gert von Paczensky erklärt, der Restaurantkritiken schrieb und jemanden brauchte, der in Paris für ihn die Tische bestellte und ihn beim Essen begleitete. Bei meiner ersten Trüffelsoße fragte ich ihn: „Und was ist jetzt der Trüffel an der Geschichte?“ Mein Gaumen war noch nicht erzogen, um den Geschmack zu erkennen. Zum Genießen gehört sehr viel Wissen. Das muss man wirklich erst lernen.

Und wie lernt man Genuss, wenn man keinen Gastrokritiker kennt?
In Frankreich gehen Köche in die Schulen und bringen den Kindern etwas bei. Das ist ideal. Ansonsten sehe ich die Eltern in der Pflicht.

Nun werden Sie ständig um Rat gefragt in Käse- und Rotweinfragen ...
Den gebe ich aber gern. Übrigens sind auch Bratkartoffeln und Spiegelei ein Genuss!"

aus: "Warum muss man Genuss erst lernen, Herr Wickert?", Seniorenratgeber - hehe

Samstag, 1. September 2012

Genuss- Gedanken.

Genuss ist individuell. Die Geschmacksnorm wird kulturell bestimmt, der Genuss selbst ist allerdings subjektiv und damit individuell verschieden. Es kann also genussvoll sein, eine Tasse Kaffee zu trinken, und es ist nicht genussvoll, eine Tasse Kamelmilch zu trinken, weil dies in unserer kulturell geprägter Norm (dem Durchschnitt) nicht festgeschrieben ist.
Wie kann man als Bulimiker Genuss lernen? Eine gute Idee ist es, jede Mahlzeit genießen zu wollen.  Dazu gehört, sich ausreichend Zeit für alle Mahlzeiten zu nehmen. Sich auf die Mahlzeit zu konzentrieren. Denn Genuss hat mit Zeit zu tun, ohne Zeit gibt es keinen Genuss. Genuss entsteht, wenn ich meinen Fokus, meine Aufmerksamkeit auf das Essen richte. Da wären wir auch wieder beim FA. Beim FA richte ich meine Aufmerksamkeit nicht auf das Essen, sondern auf gar nichts, ich verdränge. Ich stopfe alles runter, ich stopfe mich wie eine Gänsestopfleber.
Zeit ist der Anfang. Der nächste Schritt ist die Auswahl der Lebensmittel. Esse ich etwas, was mir schmeckt? Oder esse ich das auf meinem Teller, weil ich damit etwas anderes ersetze? Ersetze ich damit mein Lieblingsgericht, esse ich ein Käsebrot, weil das schneller geht und ich zu faul bin, oder nehme ich mir Zeit und koche mir einen Griesbrei, den ich früher immer so gern gegessen habe?
Der nächste Schritt ist das Anrichten. Esse ich auf einem Teller oder direkt aus dem Topf? Stelle ich mir vielleicht mal eine Blume auf den Tisch, ein Glas neben meinen Teller, und gönne ich mir heute mal einen Nachtisch? Behandle ich mich gut oder nachlässig?

Dennoch: Wäre es nicht viel sinnvoller, weniger Wert auf Genuss zu legen? Ein einfaches Essen zu mögen & das vielleicht auch zu genießen, aber um gedanklich vom Essen loszukommen? Wie heißt es im Talmud schon so schön "Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal." Ich finde, das ist ein Gegenargument, über das es sich nachzudenken lohnt.....Sollte man dem Essen wirklich so viel Wert beimessen?

Ich denke, die Lösung liegt wie immer in der Mitte....

Mittwoch, 29. August 2012

Selbstbewusstsein: Das kleine Ich bin Ich

Buchcover des kleinen "Ich-bin-ichs" von Mira Lobe. Quelle: http://diepresse.com
Wer kennt es nicht, "Das kleine Ich bin Ich". Ich muss zugeben, als ich es vor einigen Jahren mal wieder in die Hände bekommen habe, hat es mir wirklich einen Denkanstoß gegeben. Für alle, die das Buch nicht kennen, hier eine Kurzfassung:
Das kleine Ich bin Ich ist auf der Suche nach seiner Identität. Es ist ein nicht näher bestimmbares, buntes Tier. Auf einer Blumenwiese trifft es zuerst einen Frosch. Der will wissen, welches Tier das kleine Ich-bin-ich ist. Doch das weiß keine Antwort. Verzweifelt fragt es nun verschiedene andere Tiere (Pferde, Fische, weiße Vögel, Nilpferde, Papageien, Hunde) ob jemand wisse, wer es sei. Doch keiner weiß es. Das kleine Ich-bin-ich fragt sich schließlich: „Ob's mich etwa gar nicht gibt?“. Plötzlich trifft es die Erkenntnis wie ein Blitz. Das bunte Tier erkennt: „Sicherlich – gibt es mich: – Ich bin ich!“. Das kleine Ich-bin-ich freut sich und gibt seine Erkenntnis sogleich an alle anderen Lebewesen weiter.
Das Buch erschien im Jahr 1972 und hat sich mittlerweile zu einem Kinderbuchklassiker entwickelt.

Montag, 27. August 2012

Liebenswert

Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch erst durch seine kleinen Fehler liebenswert wird, bedeutet das im Umkehrschluss, dass jeder Mensch liebenswert ist, weil jeder Mensch Fehler hat.

Samstag, 25. August 2012

Wenn-dann-Pläne oder: Wenn der nächste FA droht

Mal wieder ein super spannender Ansatz, den ich heute entdeckt habe. Mithilfe von Wenn-dann-Plänen können Menschen helfen, ihr Ziele in Angriff zu nehmen und dazu beitragen, dass der Prozess sich im Laufe der Zeit automatisiert.
Sie helfen sehr dabei, Ziele in Angriff zu nehmen und bewirken, dass man neue Verhaltensweisen nach einiger Zeit automatisiert. Was bedeutet, dass man sich irgendwann keine Gedanken mehr darüber machen muss, weil alles schon eingespielt ist.

Wie phänomenal wäre es, wenn man das auf FAs anwenden könnte?

Wie es funktioniert: Man stellt sich eine bestimmte Situation vor, in Fall des FAs also folgendes: du stehst vor dem Kühlschrank und siehst die Pizza im Kühlfach. Du denkst, das wäre ein guter FA. Aber nein. Du willst dein Verhalten ändern. Du stellst dir also wieder vor, wie du vor dem Kühlschrank stehst und die Pizza dich anlacht. Stattdessen gehst du zur Kaffeemaschine und machst dir einen Kaffee. Du setzt dich damit ins Wohnzimmer und rufst eine Freundin an.
Diesen Vorgang wiederholst du ein paar Mal. Also, du stehst vor dem Kühlschrank. Anstatt die Pizza in den Ofen zu schieben, siehst du dich zur Kaffeemaschine gehen, holst die Kaffeedose und riechst das leckere Aroma. Du gibst mehrere Löffel Kaffee in den Filter und schaltest die Maschine an. Du nimmst dein Handy, schaust, welche Freundin du anrufen willst und wählst ihre Nummer. Während du den Kaffee in die Kanne tropfen hörst, klingelt es am anderen Ende der Leitung. Deine Freundin nimmt ab: "Hey, lange nichts gehört! Schön, dass du anrufst! Wie gehts?". Während des Gesprächs ist der Kaffee fertig, du schenkst dir eine Tasse ein und setzt dich damit auf dein Sofa.

Das nur als Beispiel. Du hast bestimmt eigene Dinge, die dir helfen, bau dir deine eigene Geschichte zusammen und stell sie dir in allen Details vor. Mach es ein paar Mal. Geh durch, wie es sich anfühlt, wie es riecht, was du siehst.

Die Methode nennt man "Wenn-dann-Plan", auch Implementations Intentions genannt, und stellt eine  Strategie zur Selbstregulation dar.

Mittwoch, 22. August 2012

Erlernte Hilflosigkeit

Diesen Begriff habe ich vor Urzeiten schon einmal gehört und für mich als teilweise zutreffend gesehen. Ja, ich habe mich früher eher reaktiv als aktiv verhalten. Ich habe auf die Dinge reagiert, anstatt selbst etwas zu unternehmen. Kein Wunder, dass ich mich meistens wie ein kleines Kind gefühlt habe.

Was ist erlernte Hilflosigkeit? Hierzu wurden Experimente mit Hunden durchgeführt, die in 2 Gruppen eingeteilt waren. In beiden Gruppen wurden die Hunde Elektroschocks ausgesetzt. Die Hunde in Gruppe 1 konnten durch die Betätigung eines Hebels den Elektroschock verhindern, während das Verhalten der Hunde in Gruppe 2 keinerlei Einfluss auf die Elektroschocks hatte.

Dies führte dazu, dass die Hunde in der 2. Gruppe, die keinen Einfluss auf die Situation ausüben konnten, nach einer Weile nur noch lethargisch in der Ecke lagen und die Schocks über sich ergehen ließen.

Ich sehe hier einige Parallelen zur Bulimie. Es könnte gut sein, dass sich viele Bulimiker wie die Hunde der 2. Gruppe fühlen. Sie haben das Gefühl, nichts an ihrer Situation ändern zu können und der Bulimie völlig ausgeliefert zu sein.

Wenn ihr euch so fühlt: dem ist nicht so!! Tatsache ist, dass jeder, egal, wie schlimm seine Abhängigkeit ist, sein Leben immer noch selbst in der Hand hat und durch sein Verhalten großen Einfluss auf seine Situation ausüben kann.

Dienstag, 21. August 2012

Essen und Symbole

Nachdem ich ja schon in einem vorherigen Post nach der Symbolik hinter Lebensmitteln gesucht habe, hier nochmal eine Erweiterung und Vertiefung des Themas.
Ich bin im Buch "Kulturthema Essen" (s.u.) auf einen guten und meiner Ansicht nach sinnvollen Ansatz gestoßen. Nahrungsmittel werden in 6 Kategorien eingeteilt:

Prestigeprodukte
  • Man empfindet Nahrungsmittel in erster Linie als persönliche Attribute. Mithilfe von bestimmten Lebensmitteln wird das Bedürfnis nach Schaueffekten und Selbstdarstellung gestillt. Außerdem sollen sie die gesellschaftlich elitäre Position oder Abhängigkeit unterstreichen. Jugendliche gehen beispielsweise zu Starbucks, weil sie zeigen wollen, dass sie es sich leisten können und so imponieren wollen.
Statusprodukte
  • Nahrungsmittel werden eingesetzt, um sich soziokulturell zu positionieren. Sie demonstrieren Gruppenzugehörigkeit und Solidarität  und erleichtern die Aufnahme in eine Gruppe und deren Akzeptanz: Beispielsweise ist man in studentischen Kreisen "in", wenn man vegetarisch lebt.
Fetisch- und Sicherheitsprodukte
  • Nahrungsmittel dienen in besonderen Situationen der Erzielung emotionaler Wirkungen, und können mit Medikamenten verglichen werden. Man hat den Eindruck, ohne sie nicht auskommen zu können. Sie dienen der Ich-Verteidigung oder Ich-Stärkung und haben manchmal magisch-religiösen Charakter: Die Schachtel Pralinen, die die junge Frau immer nach einem Streit mit ihrem Freund verzehrt. 
Hedonistische Produkte
  • Lebensmittel werden aufgrund ihres Geschmacks, Geruchs und Aussehens, situationsabhängig verzehrt, um Lustmaximierung zu erreichen. Damit möchte man eigenes Verhalten belohnen oder demonstriert Gemütsverfassungen, Vergnügen und Kommunikation: Eine bestimmte Kaffeesorte, die ganz besonders teuer war, und deren Aroma ich bis zum letzten Schluck genieße. 
Nur-funktionelle Produkte
  • Zuletzt gibt es Nahrungsmittel, die nur als Nährstoff- und Energielieferanten genutzt werden. Sie haben keinen soziokulturellen Sinngehalt und tragen keine Zeichen: Grundnahrungsmittel, z.B. Kartoffeln oder Brot, können in diese Kategorie fallen. Welche Lebensmittel dies sind, hängt jedoch stark von der persönlichen Einschätzung des Konsumenten ab.
Eine interessante Frage hierzu wäre: existieren solche Lebensmittel für den Bulimiker (Nur-funkionelle Produkte), und wenn ja, welche sind das?  Wäre dieser Ansatz wieder ein kleines Puzzleteil? Nur-funktionelle Produkte sind nicht mit Emotionen verknüpft, was bedeutet, dass es keinen Sinn ergeben würde, sich daran zu überessen....

Auch die anderen Kategorien finde ich sehr spannend: Welche Nahrungsmittel habe ich unbewusst bisher welcher Gruppe zugeordnet?
nach Gerhard Neumann, Hans Jürgen Teuteberg und Alois Wierlacher (1993): Kulturthema Essen. Ansichten und Problemfelder. Berlin, 1993.

Montag, 20. August 2012

Welche Lebensmittel verleiten am stärksten zum Fressanfall?

So, hier die Ergebnisse meiner Umfrage:

1. Süße Teilchen (Hefe-, Plunderteilchen, Gebäck)
2. Schokolade
3. Brötchen
4. Kekse
5. Nudeln, Pommes Frites
6. Obst

Das interessante: niemand hält Gummibärchen für einen FA-Auslöser!

Freitag, 17. August 2012

Dem Essen die Bedeutung nehmen

Einen Baum pflanzen
Normales Essen kann eigentlich nur dann funktionieren, wenn man dem Essen seine alles-einnehmende Bedeutung nimmt. Den Raum, den Essen in meinem Leben einnimmt, nutze ich auf andere, sinnvolle, Art und Weise. Essen muss also an Bedeutung verlieren. Ich muss dem Essen seine Bedeutung nehmen. Wenn Essen so immens wichtig in meinem Leben ist, bedeutet das, dass ich eine erhebliche Zeit meines Tages und damit meines Lebens damit verbringe, über Essen nachzudenken.
Inwiefern bringt mich das weiter? Eben- gar nicht. Ich komme weder beruflich weiter, noch privat, noch in der (Weiter-)Entwicklung meiner Persönlichkeit. Das Essen und der FA ist nach wie vor nur ein Symptom. Deshalb kann es zu einem Einbruch kommen, zu Depressionen, wenn ich das sichere - gestörte- Essverhalten einfach so normalisiere. Es funktioniert selten. Ich muss das Darunterliegende anpacken. Viele Dinge, die ich überstopfe mit Essen kommen erst sehr spät ans Licht, wenn ich den Weg zu meinem Inneren schon längst freigeräumt habe.
Das lässt sich ganz einfach mit einem schönen Bild illustrieren. Stellt euch vor, ihr buddelt ein großes Loch, um dort etwas einzupflanzen. Ihr habt also das Loch gegraben und wollt dort einen Baum einpflanzen. Doch ihr kommt nicht dazu, weil ihr feststellt, dass das Erdreich ungeeignet ist, denn überall sind Steine. Also müsst ihr erstmal die Steine entfernen, was ganz schön anstrengend ist, denn sie sind groß, man bekommt sie fast nicht aus der Erde gezogen. Nur die Spitze ragt in das Loch hinein, und je mehr man freilegt, desto mehr Stein kommt zum Vorschein. Bei den Versuchen, die Steine aus der Erde zu holen, fallt ihr fast selbst in das Loch hinein.  Oft sackt die Wiese an der Stelle ein, unter der ihr einen Stein herausgezogen habt. Die Löcher, die durch die Steine entstanden sind, müsst ihr wieder mit frischer Erde ausfüllen. Wenn ihr das nicht machen würdet, würde eine Trümmerlandschaft entstehen.
Doch irgendwann habt ihr es geschafft, alle Steine sind aus der Erde geholt und ihr könnt den Baum endlich einpflanzen. Der Baum macht die Wiese um ihn herum fruchtbar und trägt irgendwann selbst Früchte!

Mittwoch, 15. August 2012

Therapie der Bulimie

Viele Therapeuten & Kliniken versuchen Ihnen die “Krücke” Bulimie oder Magersucht zu nehmen, ohne dass Sie bereits wieder laufen können. Durch Ernährungspläne und Gewichtsverträge wird u.a versucht das Symptom des Erbrechens oder Hungerns zu unterdrücken. Das Verständnis von Ursachen und  Lösungsansätzen wird hierbei häufig vernachlässigt. Es wird versucht den “Notfallplan” zu unterdrücken, ohne jedoch die Lebenssituation zu entschärfen. (Quelle: bulimio.de)

Dem kann ich nur zustimmen. Der Betroffene hat nicht umsonst bulimische Symptome, in meiner eigenen Vergangenheit waren sie ein Bewältigungsversuch, um mit einem belastenden Umfeld klarzukommen. Dass dieser Versuch nicht gesund ist, steht natürlich außer Frage. 
Der Ansatz einer Therapie muss ganzheitlich erfolgen. Der Therapeut agiert dabei ähnlich einem Arzt, der dem Körper geeignete Mittel reicht, damit dieser sich selbst heilen kann.
Der Arzt ist nie derjenige, der heilt. Es ist immer der Körper selbst. Oft wird deshalb auch gesagt, der Arzt aktiviere die Selbstheilungskräfte. 
Der Therapeut ist also die Person, die den Betroffenen dazu animiert, an offensichtlichen Baustellen zu arbeiten. Der Hauptteil der Arbeit ist vom Betroffenen zu leisten, der sich selbst verstehen lernen muss. Das Ziel einer Psychotherapie ist es immer, dem Betroffenen soweit zu helfen, bis er an einen Punkt gelangt, an dem er sich selbst helfen kann und sein eigener Therapeut geworden ist.