Samstag, 19. Februar 2011

Wozu dient mir die Bulimie?

Lernen: Grenzen setzen

Oft genug dient die Bulimie dazu, mich nach außen hin abzugrenzen, um ganz für mich sein zu können, wenigstens für einen kurzen Zeitraum. Ich bilde mir ein, nicht dazu zu gehören, weil ich Bulimie habe. Damit schotte ich mich selbst von der Außenwelt ab, vor allem aber dadurch, weil ich es mir selbst einrede. Ich habe oft gelesen, dass in der Herkunftsfamilie von Menschen mit Bulimie persönliche Grenzen missachtet wurden, die Türen waren immer offen, keiner für sich alleine, das Gefühl der Zusammengehörigkeit musste wohl irgendwie klar und offen gezeigt werden, vielleicht auch einfach nur deshalb, weil die innere Zusammengehörigkeit mangelhaft war, und man sie dadruch symbolisch ausgleichen wollte. 
Um Grenzen zu setzen, und diese Grenzen klar zu kommunizieren, muss man wissen, dass JEDER Mensch Grenzen setzen MUSS, um als soziales Wesen dauerhaft existieren zu können. Irgendwo habe ich mal den Vergleich mit einem Gartenzaun gehört, der dazu dient, dass nicht jeder in meinem frisch bepflanzten Beet herumtrampelt. Jedes Mal, wenn andere mit uns so umgehen, wie wir es nicht wollen, müssen wir das zuallererst wahrnehmen, und uns dann fragen: "Wer trampelt schon wieder in meinem Beet herum?", und natürlich: "Wo baue ich meinen Zaun?".
Das Setzen von Grenzen, oder das Bauen von Zäunen, erleichtert, und ermöglicht in vielen Fällen sogar erst die Kommunikation.
Genauso wenig ich die Grenzen von anderen riechen kann, können sie meine riechen. Und solange ich meine Grenze nicht zeige, werden andere diese nicht sehen können.

Heilungschancen bei Bulimie

"Nach einem Bericht der oberösterreichischen Nachrichten können rund 50 Prozent der an Bulimie erkrankten Frauen geheilt werden. Bei 20 Prozent chronifiziert sich das Leiden und 30 Prozent entwickeln andere Symptome wie etwa
Depressionen. Ulmer Forschern ermittelten aktuelle Heilungsquoten (definiert als weitgehende Symptomfreiheit) von 12% aus Sicht der Therapeuten bzw. 11% aus Sicht der Patientinnen, die bei der Folgeuntersuchung der betreffenden Patienten nach zweieinhalb Jahren auf 36% bzw. 33% anstieg. Wesentlich bessere initiale Erfolgsaussichten verzeichnet der Ulmer Studie zufolge die Therapie der Eß-Brech-Sucht (Bulimia nervosa): von den Bulimikerinnen waren zu Therapieende 45% bzw. 31% als weitgehend symptomfrei eingeschätzt worden. Allerdings sackte bis zur 2,5-Jahres-Untersuchung die Heilungsquote auf 36% bzw. 22% ab. Das bedeutet, daß nach diesen Zahlen zwei Drittel der Erkrankten nicht geheilt werden können. Allerdings verspricht eine möglichst frühzeitige Behandung die größten Heilungschancen." (Quelle: http://www-cgi.uni-regensburg.de/Klinik/Hungrig/A-O/htdocs/presse/presseinformationen/zahlen_essstoerungen.htm)

Aufgrund dieser Zahlen könnte man durchaus meinen, eine vollständige Heilung sei eher unwahrscheinlich, die Anzahl der symptomfreien Bulimiker sinkt schließlich auf magere 22% nach Abschluss der Studie. Aber ich will nochmal darauf hinweisen, dass das Durchschnittswerte sind. Das heißt nicht, dass DU nicht zu den 22% der "Geheilten" gehören kannst. 
Außerdem messe ich dieser Studie nicht unbedingt viel Wert bei, da sie "Heilung" als "Symptomfreiheit" definiert, was ich für nicht ganz zutreffend halte. Das würde ja auch bedeuten, dass selbst ein Symptomfreier, der sich trotzdem immer noch brav seine Kalorien zusammenzählt, auch als "geheilt" bezeichnet wird. Da muss schon ein bisschen mehr passieren im Kopf.
Hatte ich schon einmal das tiefe Jammertal erwähnt, dass jeder Mensch nach Meinung vieler bekannter Psychologen durchqueren sollte, um danach überhaupt erst aufs Leben und dessen Anforderungen gewappnet zu sein? So könnte man es doch auch mal sehen. Dafür muss man aber zuerst "so richtig tief drin stecken", also emotional involviert sein, so dass sich ein inneres Bedürfnis entwickelt, das alles hinter sich zu lassen. So ein lasches "Ja, ich will, ich versuchs morgen" wird da in keinem Fall reichen. Aber das muss ich hier ja bestimmt niemandem erzählen....

Freitag, 18. Februar 2011

Auswertung der Umfrage "Soziale Dimension" der Bulimie

Im Januar gab es hier im Blog eine Umfrage, die genaue Frage war "Hast du das Gefühl, dass sich die Bulimie negativ auf deine sozialen Kontakte auswirkt?", und alle Teilnehmer antworteten mit "Ja, auf jeden Fall". Auch wenn die Umfrage aufgrund der geringen Teilnehmerzahl (9) nicht gerade repräsentativ war, lässt sie doch den Schluss zu, dass viele Bulimiker weniger Kontakte als vor der Beginn der Essstörung haben oder gerne mehr Kontakte hätten, wäre da nicht die Bulimie, die als Stigma gilt und aufgrund derer man sich oft nicht unter Leute traut oder sich schlichtweg schämt und Angst hat, jemand könnte sie entdecken. Bei mir war da auch oft die Angst, jemand könnte mich wegen meiner Hamsterbacken ansprechen, die in ganz schlimmen Phasen des Erbrechens natürlich stärker ausgeprägt waren als in Phasen, in denen ich wenig erbrach.
Ich werde heute eine neue Umfrage starten, und möchte euch gerne bitten, daran teil zu nehmen und mir fehlende Antwortmöglichkeiten mitzuteilen! Danke :)

Das transtheoretische Modell. Eine Vorlage zur Verhaltensänderung?

Das transtheoretische Modell ist ein einleuchtendes Konzept zur Verhaltensänderung. Es beschreibt die verschiedenen Stufen, die auf dem Weg zum neuen, erwünschten, Verhalten erfolgreich absolviert werden müssen.
Zusätzlich ist die Erkenntnis wichtig, dass Wollen allein nicht ausreicht, um ein Verhalten erfolgreich zu verändern, sondern dass hierzu ein inneres Bedürfnis vorhanden sein muss. Der Unterscheid besteht darin, dass das innere Bedürfnis aus großer emotionaler Betroffenheit heraus entsteht.

Das transtheoretische Modell beschreibt insgesamt 6 Stufen. Nur wenn alle Stufen erreicht werden, besteht eine wahrscheinliche Aussicht auf Erfolg:

  • 1. Im Absichtslosigkeitsstadium („Precontemplation“) haben Personen keine Absicht, ein problematisches Verhalten zu verändern.
  • 2. Im Absichtsbildungsstadium („Contemplation“) haben Personen die Absicht, irgendwann das problematische Verhalten zu verändern
  • 3. Im Vorbereitungsstadium („Preparation“) planen Personen konkret, demnächst ihr problematisches Verhalten zu ändern und unternehmen erste Schritte in Richtung einer Verhaltensänderung.
  • 4. Im Handlungsstadium („Action“) vollziehen Personen eine Verhaltensänderung.
  • 5. Im Aufrechterhaltungsstadium („Maintenance“) haben Personen seit einem längeren Zeitraum das problematische Verhalten aufgegeben.
  • 6. Im Aufrechterhalten des neuen Verhaltens ("Termination").