Samstag, 14. Juni 2014

Ein paar Gedanken, die dir beim "Ausstieg" aus der sozialen Phobie helfen können

Wie schon erwähnt, hatte ich ja auch schon Phasen, in denen ich nicht gern unter Leute gegangen bin. Das kennen sicherlich auch viele von euch. Man hat das Gefühl, als würde man von allen anderen beobachtet werden. Das führt wiederum dazu, dass man sich komisch verhält, und dann wirklich seltsam wirkt und auch seltsame Blicke erntet. Aber was hat mir geholfen, diesen Gedankenkreisel zu unterbrechen? Oder war ich früher wirklich einfach schon vom Grundcharakter oder meinem grundsätzlichen Verhalten her komisch und bin es heute nicht mehr?

Auch wenn ich schon oft über dieses Thema geschrieben habe, schadet es doch nicht, immer wieder neue Aspekte dieser Problematik zu beleuchten. Ich habe für euch ein paar Punkte zusammengefasst, die sich vor allem auf den öffentlichen, anonymen Raum beziehen, also beispielsweise die Fußgängerzone etc.

1) Andere Leute haben mit sich selbst genug zu tun. 
Sie haben ihre eigenen Probleme. Auch wenn du wirklich komisch wirkst oder dich komisch verhältst: Ein normaler Mensch wird das zwar registrieren, aber das war´s dann auch schon. Nach einer Minute wendet er sich wieder seinen eigenen Angelegenheiten zu. Du bist schlicht nicht wichtig genug für ihn, denn er kennt dich ja nicht.

2) Versetz dich in dein Gegenüber.
Stell dir selbst die Frage: Was wäre für dich komisches Verhalten? Und was würdest du von jemandem denken, der sich in deinen Augen komisch verhält? Würdest du dir den ganzen Tag Gedanken über diesen Menschen machen? Die Antwort auf die erste und zweite Frage weißt nur du selbst. Vielleicht findest du übertriebene Schüchternheit komisch. Also, wenn ich jemandem begegne, der übertrieben schüchtern ist, dann habe ich eher "mütterliche" Gefühle. Ich möchte der Person helfen. Wieso sollte ich mich auch lustigmachen? Es gäbe keinen Grund. Aber die dritte Frage beantworten die meisten Menschen mit "nein". Darüber solltest du nachdenken.

3) Aussehen: Nur die wenigsten erkennen einen Bulimiker auf den ersten Blick
Solange jemand noch keine Berührung mit dem Thema Bulimie hatte, also selbst noch nicht betroffen war oder niemanden mit dieser Krankheit kennt, wird er es auch nicht erkennen. Er wird es niemandem im Gesicht ablesen können, ob derjenige Bulimie hat. Wenn er es erkennt, ist er in irgendeiner Weise schon mit dem Thema in Berührung gekommen und weiß, wie hart es ist. Es ist also absurd zu denken, dass man sich beispielsweise durch seine Hamsterbacken gleich als Bulimiker outet. Selbst wenn man wirklich Hamsterbacken hat, könnte das ja (für Außenstehende) theoretisch auch ganz andere Ursachen haben: Weisheitszahn-OP, Mumps, eine Allergie, etc.

4) Dein Selbstbild bestimmt den Eindruck beim Gegenüber 
Du gibst mit deiner Meinung von dir selbst die Meinung vor, die andere Menschen von dir haben. Der erste Eindruck ist hierfür immer entscheidend. Wenn jemand selbstbewusst ist, dann gehe ich davon aus, dass er einen Grund dafür hat. Er hat einen Selbstwert (Selbstwert und Selbstbewusstsein sind eigentlich zwei verschiedene Dinge, werden aber oft für dieselbe Sache verwendet- Selbstbewusstsein meint eigentlich, dass sich jemand "seiner selbst bewusst" ist und im Grunde weiß, wer er ist). Ja, er hat einen Selbstwert und der ist nach außen hin sichtbar. Wenn jemand kein Selbstbewusstsein und dann oft auch keinen Selbstwert hat, macht er das auch durch sein Verhalten nach außen hin sichtbar. Er gibt anderen das Signal "ich bin nichts wert". Auch wenn das Gegenüber noch so wohlwollend ist und Respekt zeigt- auf die Dauer ist das enorm anstrengend. Man muss seinen Selbstwert selbst finden. Dann wird man automatisch auf andere, bessere Reaktionen stoßen.