Hast du schonmal darüber nachgedacht, was dich dazu motivieren könnte, den letzten Schritt aus der Bulimie zu gehen? Auf meinem eigenen Weg bis hin zum schließlich letzten Schritt ist mir vieles klar geworden. Dass viele meiner Ziele gar nicht meine eigenen waren. Dass ich in vielen Bereichen gar nicht wusste, was ich mir eigentlich für mein Leben vorstelle.
Irgendwann war mein Leben mit Bulimie so un-lebenswert geworden, dass ich in eine Depression gefallen bin. Erst in diesem Zustand wurde mir klar, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich musste mir überlegen, wie mein Leben von nun an aussehen soll. In dieser Zeit beschäftigte ich mich viel mit sehr umfassenden Fragen, wie beispielsweise: Was will ich in dieser Welt verändern? Was will ich hinterlassen? Was sind meine Aufgaben in diesem Leben?
Ich bin der Meinung, dass kleine Fragen und vor allem "kleine Ziele" dir keine Motivation geben. Wenn du Geld sparen willst, wird es dich höchstwahrscheinlich nicht motivieren, wenn du einfach sagst: Ich will 100 EUR sparen. Stattdessen setzt du dir ein Ziel von 10.000 oder 100.000 EUR. Am besten noch verknüpft mit einer bestimmten Aktivität - du willst dir ein Jahr Auszeit gönnen oder dir ein Haus kaufen. Was auch immer - mit kleinen Zielen sperrst du dich selbst ein - und vor allem funktionieren sie nicht.
Darum: Denk darüber nach, was die Welt gewinnen könnte, wenn du frei in ihr "wirken" könntest. Du könntest deine Energie für Dinge einsetzen, die dir wirklich etwas bedeuten. Sei es für die Natur, deine Mitmenschen, deine Familie, für dein ganz eigenes Projekt. Welche Aufgabe wurde dir mitgegeben?
Samstag, 22. Juni 2019
Donnerstag, 20. Juni 2019
"Symptomfrei", aber nie geheilt?
Obwohl ich nun die Bulimie schon sehr viele Jahre überwunden habe, bin ich immer mal wieder im Internet auf der Suche nach Erfolgsgeschichten. Einfach um zu schauen, ob es vielleicht neue Ansätze und Strategien gibt.
Dabei bin ich immer wieder auf Aussagen gestoßen (sowohl von Fachleuten als auch von ehemals Betroffenen), dass Bulimiker nicht vollständig geheilt werden, sondern nur symptomfrei werden können. Als Begründung soll herhalten, dass die Gedanken angeblich immer noch ums Essen und Gewicht kreisen, auch wenn man keine klassischen Symptome wie FAs mehr hat.
Das halte ich gelinde gesagt für völligen Schwachsinn. Und ja, ich eigne mich als besten Beweis dafür, dass eine Heilung möglich ist. Ich kann mittlerweile, viele Jahre später, z.B. abends nicht mehr hundertprozentig sicher sagen, ob und was und wieviel ich gefrühstückt habe. Teilweise vergesse ich das Essen sogar. Aber nicht aus dem Grund, weil ich es verhindern möchte, nein - ich habe mittlerweile Besseres zu tun. Nämlich zu leben. Weder versuche ich, mich extrem gesund zu ernähren, noch, meine Nahrung anhand ihres Energiegehalts auszuwählen. Ich esse einfach das, wonach mir ist und wonach mein Körper und meine Seele verlangen. Dabei kann es sein, dass ich mal Lust auf eine Bratwurst habe und am nächsten Tag auf einen großen Salat.
Auch wenn es für viele Außenstehende vielleicht nicht nachzuvollziehen ist - als Mensch ist man durchaus dazu in der Lage, sein Leben komplett umzukrempeln und sozusagen "auf links zu drehen". Man kann Gewohnheiten ablegen und, vor allem als junger Mensch, sich ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen erschaffen. Ganz ehrlich? Ich kann diese vorgefertigten Meinungen darüber, wie irgendwas sein kann, wirklich nicht mehr hören. Vor allem auch nicht von Leuten, die selbst aus der Bulimie kommen.
"Heilung ist nicht möglich, die Bulimie wird immer in deinem Kopf bleiben" - Bitte, löscht diesen Satz aus eurem Kopf. Ersetzt ihn durch "Heilung für dich ist möglich, und du wirst ein Leben in Fülle führen und dich so ernähren, wie du es magst"!
Und auch mal ganz "wissenschaftlich" gemäß meines auch sonst hier im Blog vertretenen Ansatzes: Durch die Neuroplastizität unseres Gehirns, also seine Fähigkeit sich strukturell anzupassen, so dass Veränderungen und neue Gewohnheiten sich auch bildhaft darstellen lassen, ist ein Zurück auch gar nicht mehr so einfach möglich. Selbst wenn ich es jetzt wollte, könnte ich gar keinen FA wie damals mehr haben, ganz einfach, weil die Sucht in meinem Gehirn gar nicht mehr abgebildet ist. Bulimie mag man vielleicht als stoffgebundene Sucht einordnen, aber anders als Alkoholismus ist sie nicht ein Leben lang "aktiv".
Ja, es gab durchaus schon Momente und belastende Situationen, aus denen ich mich gern kurz und scheinbar leicht mithilfe eines Essanfalls flüchten wollte - aber im selben Moment intuitiv wusste, dass diese Zeit für mich einfach rum ist. Dass ich die ganzen Schmerzen, den ekligen Geschmack im Mund, das widerliche Körpergefühl danach und vor allem den Ekel vor mir selbst dafür niemals wieder in Kauf nehmen will. Nachdem mir das klar war, war es für mich dann auch immer an der Zeit, das als eindeutiges Signal zu werten, mal kurz innezuhalten und mich zu fragen, was eigentlich gerade los ist. Und auch zu merken, dass ich mittlerweile gute Methoden innehabe, die mir wirklich konstruktiv aus der Situation raushelfen, ohne mich dabei komplett zu betäuben und die mich stattdessen an diesen Herausforderungen wachsen lassen.
Das wünsche ich auch dir - dass du irgendwann an diesem Punkt bist, an dem du merkst: Es ist völlig egal, was ich mit dieser Situation mache - Hauptsache, ich flüchte mich nicht in einen Essanfall. Sehe die Situation stattdessen auch mal als Experiment, um neue Handlungsstrategien zu erproben, um dann beim nächsten Mal einfacher damit umgehen zu können.
Dabei bin ich immer wieder auf Aussagen gestoßen (sowohl von Fachleuten als auch von ehemals Betroffenen), dass Bulimiker nicht vollständig geheilt werden, sondern nur symptomfrei werden können. Als Begründung soll herhalten, dass die Gedanken angeblich immer noch ums Essen und Gewicht kreisen, auch wenn man keine klassischen Symptome wie FAs mehr hat.
Das halte ich gelinde gesagt für völligen Schwachsinn. Und ja, ich eigne mich als besten Beweis dafür, dass eine Heilung möglich ist. Ich kann mittlerweile, viele Jahre später, z.B. abends nicht mehr hundertprozentig sicher sagen, ob und was und wieviel ich gefrühstückt habe. Teilweise vergesse ich das Essen sogar. Aber nicht aus dem Grund, weil ich es verhindern möchte, nein - ich habe mittlerweile Besseres zu tun. Nämlich zu leben. Weder versuche ich, mich extrem gesund zu ernähren, noch, meine Nahrung anhand ihres Energiegehalts auszuwählen. Ich esse einfach das, wonach mir ist und wonach mein Körper und meine Seele verlangen. Dabei kann es sein, dass ich mal Lust auf eine Bratwurst habe und am nächsten Tag auf einen großen Salat.
Auch wenn es für viele Außenstehende vielleicht nicht nachzuvollziehen ist - als Mensch ist man durchaus dazu in der Lage, sein Leben komplett umzukrempeln und sozusagen "auf links zu drehen". Man kann Gewohnheiten ablegen und, vor allem als junger Mensch, sich ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen erschaffen. Ganz ehrlich? Ich kann diese vorgefertigten Meinungen darüber, wie irgendwas sein kann, wirklich nicht mehr hören. Vor allem auch nicht von Leuten, die selbst aus der Bulimie kommen.
"Heilung ist nicht möglich, die Bulimie wird immer in deinem Kopf bleiben" - Bitte, löscht diesen Satz aus eurem Kopf. Ersetzt ihn durch "Heilung für dich ist möglich, und du wirst ein Leben in Fülle führen und dich so ernähren, wie du es magst"!
Und auch mal ganz "wissenschaftlich" gemäß meines auch sonst hier im Blog vertretenen Ansatzes: Durch die Neuroplastizität unseres Gehirns, also seine Fähigkeit sich strukturell anzupassen, so dass Veränderungen und neue Gewohnheiten sich auch bildhaft darstellen lassen, ist ein Zurück auch gar nicht mehr so einfach möglich. Selbst wenn ich es jetzt wollte, könnte ich gar keinen FA wie damals mehr haben, ganz einfach, weil die Sucht in meinem Gehirn gar nicht mehr abgebildet ist. Bulimie mag man vielleicht als stoffgebundene Sucht einordnen, aber anders als Alkoholismus ist sie nicht ein Leben lang "aktiv".
Ja, es gab durchaus schon Momente und belastende Situationen, aus denen ich mich gern kurz und scheinbar leicht mithilfe eines Essanfalls flüchten wollte - aber im selben Moment intuitiv wusste, dass diese Zeit für mich einfach rum ist. Dass ich die ganzen Schmerzen, den ekligen Geschmack im Mund, das widerliche Körpergefühl danach und vor allem den Ekel vor mir selbst dafür niemals wieder in Kauf nehmen will. Nachdem mir das klar war, war es für mich dann auch immer an der Zeit, das als eindeutiges Signal zu werten, mal kurz innezuhalten und mich zu fragen, was eigentlich gerade los ist. Und auch zu merken, dass ich mittlerweile gute Methoden innehabe, die mir wirklich konstruktiv aus der Situation raushelfen, ohne mich dabei komplett zu betäuben und die mich stattdessen an diesen Herausforderungen wachsen lassen.
Das wünsche ich auch dir - dass du irgendwann an diesem Punkt bist, an dem du merkst: Es ist völlig egal, was ich mit dieser Situation mache - Hauptsache, ich flüchte mich nicht in einen Essanfall. Sehe die Situation stattdessen auch mal als Experiment, um neue Handlungsstrategien zu erproben, um dann beim nächsten Mal einfacher damit umgehen zu können.
Abonnieren
Posts (Atom)