Diese Frage habe ich letztens in einem Forum gelesen und da ich denke, dass es eine vielgestellte Frage ist, werde ich sie mal aus meiner Sicht beantworten.
Rückfälle sind sicherlich nicht selten, nicht wenige haben wohl damit zu kämpfen, wenn nicht sogar jeder. Wie soll man jetzt damit umgehen, wenn es doch passiert ist, man hat doch gedacht, es sei geschafft?
Ich sehe es als Zeichen dafür, dass bei mir doch noch was im Argen liegt, dass ich mich doch noch nicht mir selbst angemessen verhalte. Früher habe ich immer gedacht, es bringt doch nichts, sich nach dem Rückfall zu fragen, warum es passiert ist. Heute hab ich dazugelernt. Nachdem ich mich einigermaßen mit meiner Vergangenheit arrangiert habe, sind es tatsächlich eher kleine Dinge, die mich dazu bringen, mich vollzustopfen, die aber darauf hindeuten, welche größeren Dinge ich noch besser machen kann. Größere Dinge wie z.B. dass ich jemandem anderen einen Gefallen tu, obwohl ich es gar nicht will, weil ich mich aus Höflichkeit und anderen Gründen verpflichtet dazu fühle. Und dann später feststelle, dass das eigentlich mein einziger freier Tag in der Woche ist und mich vorher jeden Tag verrückt deswegen mache, warum ich nur "ja" gesagt habe. Ich wurde neulich auch gefragt, ob ich nicht jemandem helfen könnte, etwas mit dem Auto abzuholen. Ich habe nein gesagt, weil es mir zu stressig war. Im Moment ist mir meine Zeit heilig, Zeit ist das einzige, was nie wiederkommt, im Gegensatz zu Geld....die betreffende Person hat dann jemand anderen gefragt, sie hat also am Ende das bekommen, was sie wollte.
Das nur als Beispiel. Nehme ich mich selbst ernst genug? Oder gibt es Verhaltensmuster, die mich total einengen, die zu sein, die ich eigentlich bin??!
Rückfälle sollten also wirklich nicht als Katastrophe gesehen werden, mal ganz makaber ausgedrückt, ist es ja immer noch besser, sich einmal zu quälen, als jeden Tag, es ist und bleibt also ein Fortschritt! Das habe ich mir immer gesagt, und ich denke auch, dass ein Rückfall einfach ein Zeichen dafür ist, dass man eben noch nicht genügend Handlungsalternativen probiert hat, die reibungslos laufen. Solange keine funktionierende Alternative zum FA vorhanden ist, wird dieser auch immer wieder auftauchen...
Wenn ich mich immer nur zusammenreiße, aber nichts anstelle des FA tu, um mit den Gefühlen umzugehen, glaube ich nicht, dass man heil aus der Bulimie kommt.
Ich glaube, je mehr Angst man vor einem Rückfall hat, und je mehr Vorwürfe man sich danach macht, desto höher ist das Risiko, wieder in die Bulimie zu rutschen.
Wenn man aber souverän mit dem Rückfall umgeht, sich selbst bewusst macht, dass man selbst die Wahl hat, und der Bulimie nicht die Macht gibt, dann braucht man auch keine Angst vor ihr und dem Rückfall zu haben.
Ein Rückfall kann also durchaus auch seine positiven Seiten haben: er kann ein Zeichen sein, dass es noch einige Bereiche in meinem Leben gibt, in denen ich nach Möglichkeiten suchen muss, mich gegen die Außenwelt abzugrenzen, meine Bedürfnisse zu kommunizieren, meine Gefühle rauszulassen. Und dass ich nicht perfekt sein muss, dass es noch nicht an der Zeit war, ohne FA auszukommen. Der FA musste sein, basta. Danach kann ich mich ruhig und entspannt daran machen, nach Lösungen zu suchen, die mir in Zukunft im Alltag helfen.