In der letzten Zeit habe ich aufgrund verschiedener Ereignisse in meinem eigenen Leben wieder daran denken müssen, wie wichtig es ist, sich selbst und anderen Menschen zuzutrauen, dass sie ihr Leben und ihre Gewohnheiten ändern können. Was scheinbar "immer" so war, muss nicht immer so bleiben. Ich selbst habe diese Erfahrung gemacht und bin mir absolut sicher, dass sich jeder Mensch weiterentwickeln kann und letztlich viele seiner Ziele erreichen kann, wenn er sich einer Sache bewusst ist: Das Gehirn ist vollkommen anpassungsfähig. Wird es mit neuen Erfahrungen gefüttert, dann lernt es und bildet in den entsprechenden Gehirnregionen mehr Verbindungen aus. Entsprechend verhält man sich in gewissen Situationen routinierter, souveräner und kann in einem Bereich, in dem man sich zu Beginn absolut nicht ausgekannt hat, zum absoluten Experten und Vorbild werden.
Genau so verhält es sich mit der Bulimie. Bereits in meinem 2. Blogpost überhaupt aus dem Jahr 2010 habe ich dieses Phänomen beschrieben. Und ja, ich bin wieder bei dieser Überzeugung angelangt: Die Bulimie ist nichts weiter als eine Gewohnheit. Sie ist für das Gehirn die einfachste und energiesparendste Methode, um auf die verschiedensten Dinge zu reagieren. Sie ist ganz einfach ins Gehirn "eingebrannt". Werden keine alternativen Gewohnheiten erlernt und angewandt, dann wird sie für immer die Lösung Nummer 1 bleiben.
Bitte, liebe Mädels. Lasst euch das nicht länger einreden. Ihr seid nicht gestört und habt auch keine psychische Krankheit. Überhaupt- was ist schon normal ;) Es ist mittlerweile bekannt, dass die Bulimie psychische Krankheiten verursacht, aber ich bin mir sicher: Nur in ganz wenigen Fällen bestehen sie schon vor der Bulimie. Auch ein geringes Selbstwertgefühl ist keine Ursache einer Bulimie. Es muss endlich Schluss mit dieser Paranoia sein. Aus diesem Grund funktionieren sogenannte "Psychodynamische Therapien" auch in vielen Fällen nicht.
Versteht mich nicht falsch. Es ist immer von Vorteil, mit der Vergangenheit abzuschließen und Dinge, die nicht gut gelaufen sind, zu verstehen und sich mit den Beteiligten auseinanderzusetzen. Aber im Falle der Bulimie, in der so viele chemische und neurologischen Prozesse in Gang gesetzt werden, reicht dieses eindimensionale Vorgehen leider einfach nicht aus.
Interessanterweise beschreibt das amerikanische Buch "Brain over Binge" genau dieses Modell, das ich damals auch schon zur Erklärung herangezogen habe. Es würde mich interessieren, ob es einer von euch schon gelesen hat. Gebt mir gern Bescheid, was ihr davon haltet!