Samstag, 22. Januar 2011

Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes

Heute habe ich von Alice Miller und ihrem 1979 erschienenen Buch "Das Drama des begabten Kindes" gehört. Darin beschreibt sie eindringlich und direkt das Schicksal des Kindes, das es lernt, sich entsprechend den Bedürfnissen seiner Eltern zu verhalten und dadurch seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse nicht entwickeln kann. Es entwickelt eine "Als-ob"-Persönlichkeit, die schließlich mit der eigentlichen Persönlichkeit verschmilzt.

Alice Miller

Auch mir wurde nach jahrelanger Beschäftigung mit mir selbst bewusst, dass ich mich seit meiner frühen Kindheit entsprechend den Wünschen meiner Eltern verhalten habe. Um von den Eltern geliebt zu werden, tut man als Kind alles. Aber was, wenn die Kindheit dann irgendwann zu Ende ist, und man auf sich selbst angewiesen ist? Dann erkennt man hoffentlich, lieber früher als später, dass es keine externe Instanz gibt, der ich mich anpassen muss, die bewertet, ob ich mich gut oder schlecht verhalte, die mich überhaupt beurteilen dürfte. Nein, erkennen kann man nur, dass man selbst derjenige ist, der sich bewertet. Die Eltern haben damit nichts mehr zu tun, sie sollten das Kind zu einem selbstständigen Wesen erziehen, dass sich selbst bewerten kann und sich entsprechend verhält. Das nicht abhängig ist von der Bewertung anderer. Aber genau das kann es nicht, wenn es als Kind Eltern hatte, denen es hilflos ausgeliefert war und die dieses Ausgeliefertsein körperlich und seelisch ausgenutzt und missbraucht haben. Dann entwickelt das Kind, das die Bedürfnisse seiner Eltern spürt, keine Selbstständigkeit und kein Gespür für seine eigenen Bedürfnisse, es ist nicht fähig, seine eigenen Wünsche zu benennen. Eine fatale Vergangenheit, dessen Folgen intensiver Therapie bedürfen. Ansonsten ist es möglich, dass man in einer solchen Situation, wenn man z.B. dem Missbrauch der Eltern ausgesetzt war, und keine von außen kommende Person diesen Missbrauch verurteilt hat, vor sich selbst eine Bewertung vornimmt, die den Missbrauch rechtfertigt, ihn im Nachhinein als angemessen beurteilt, und diesen angemessenen Missbrauch an seinen eigenen Kindern weiterführt. Ein Teufelskreis, eine Grausamkeit, die über die Generationen hinweg weitergegeben wird.

Buch bei Amazon: http://www.amazon.de/begabten-Kindes-wahren-suhrkamp-taschenbuch/dp/3518374508/ref=ntt_at_ep_dpi_1

Donnerstag, 20. Januar 2011

Wie uns ein Hamburger in die Fressfalle lockt

Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker und Autor vieler lesenswerter Bücher, im Gespräch mit Bayern2 Radiowissen (hier zum Anhören):
"Bei den Hamburgern spielt auch die Speichelflussregulation eine ganz wichtige Rolle. Das Brötchen, diese Softroll, saugt den Speichel auf, und man kann das auch ausprobieren, indem man mal so einen Hamburger zerlegt, also die Soße dann auch entfernt von dem Brötchen (...) Das geht auch relativ einfach, weil das so designt ist, dass die Soße da nicht richtig durchsuppen kann. Und dann nimmt man mal dieses Brötchen und versucht das zu essen. Das kann man auch mit richtigen Hamburgerfans machen. Und das ist nicht möglich, normalerweise, so viel Speichel zu erzeugen, um das runter zu bekommen, also man hat irgendwann einen Klumpen im Mund. Dann muss man was trinken, sonst gehts nicht weiter. Und dann kann man mal die Soße probieren, die hat ein extrem intensives Aroma. Der Trick ist nun der, dass die Softroll, dieses Brötchen außenrum, die Aufgabe hat, den Speichel aufzusaugen. Und die süßsaure Soße, die beim Kauen hervortritt, zieht neuen Speichel. Wenn man geschluckt hat, hat der Speichelfluss nicht aufgehört. Und das ist der Grund, warum die Kids, wenn sie mal so einen Hamburger verdrückt haben, locker noch einen weiteren essen könnten, weil sie noch Speichelfluss haben. Wenn man sie dann 20 Minuten später fragt, da hat der Speichelfluss aufgehört. Das hat nichts damit zu tun, dass es Weißmehl ist statt Vollkorn, sondern das ist ein psychophysikalisches Design, das dazu führt, dass man das eben gerne mag. Wenn Sie mal Chips gegessen haben, die nicht mit diesen Aromestoffen und vor allem nicht mit diesen Geschmacksverstärkern imprägniert sind, dann isst man soviel bis man satt ist und dann ist es vorbei."


Immer noch der Meinung, die Fressanfälle seien immer rein psychologischer Natur?

Kohlenhydrate wirken beruhigend

"Kohlenhydrate wirken "beruhigend" wegen vermehrter Serotoninsynthese im Gehirn: Hyperinsulinismus nach KH-Einnahme führt zu einer Abnahme der Plasmakonzentration der verzweigtkettigen Aminosäuren (Leu, Ile, Val), welche einen kompetitiven Carriermechanismus mit Tryptophan für die Aufnahme im Gehirn haben, weshalb die Tryptophanaufnahme und konsekutiv die Serotoninsynthese ansteigt."
(Quelle: http://www.megru.uzh.ch/j3/module/download.php - File "Ernährung und Energie")

Darum also gieren B´er immer nach kohlenhydratreichen Schleckereien...Brötchen, Brot, Keksen, Haribo, und was es sonst noch Schönes gibt. Einmal gelernt, immer wieder angewandt, führt diese Kohlenhyrdat-Maßnahme also zu einer sicheren Beruhigung der meist stark beanspruchten B´-Nerven.... kann aber genauso wieder VERlernt werden, wie in http://bulimieneindanke.blogspot.com/2010/11/neurochemie-wie-ist-die-uberwindung-der.html bereits dargelegt....

Innere Bilder- eine Chance für Veränderung

Ein Gehirnforscher, über dessen Arbeit ich immer wieder gerne lese, ist Prof. Gerald Hüther von der Uni Göttingen. Soeben habe ich einen super spannenden Podcast gehört, in dem es um Veränderungen von Verhaltensweisen geht, und wie einige Gewohnheiten im Gehirn verankert sind.
Es geht auch darum, wie Süchte neurologisch manifestiert sind, wie sie sich entwickeln und was im Gehirn passieren muss, damit man sie wieder loswird. Anders gesagt, was man tun muss, um die neurologischen Strukturen zu verändern. Es ist ein sehr interessanter Beitrag, sehr vielseitig und spannend!

Hier der Link zum Podcast:
http://cdn-storage.br.de/mir-live/podcast-migration/audio/podcast/import/2007_09/2007_09_04_15_53_11_podcast_radiowissen_050907_a.mp3

Mittwoch, 19. Januar 2011

Wie lange dauert die Heilung von Bulimie?

Gute Frage. Gar nicht so einfach zu beantworten, denn sonst wäre die Heilung ja auch nicht so schwierig, wenn es darauf eine leichte Antwort gäbe....
Ich möchte mal damit beginnen: jeder braucht seine Zeit, das ist von Mensch zu Mensch verschieden, so wie sich ein Mensch vom andern unterscheidet. Aber es braucht seine Zeit, das können schon mal einige Jahre sein. Das soll aber nicht heißen, dass es eine unglaublich schlimme und entbehrungsreiche Zeit ist, diese Zeit der Heilung.
Es ist schon eine schwierige Zeit. Man muss sich von altem und, auch wenn es sich makaber anhört, von liebgewonnenen Ritualen trennen. Dieses Essanfälle geben doch Sicherheit, lassen es zu, dass man sich für die Dauer des Anfalls von seinen Sorgen entfernt, so wie ein Alkoholiker sich in seinen Rausch flüchtet, so flüchtet sich der Bulimiker in seinen Anfall. Mit der Schaffung seiner Sucht hat er sich seine Art geschaffen, der harten Realität, dem anstrengenden Alltag zu entkommen. Dass das auf die Dauer aber eben nicht funktioniert, das realisiert der Bulimiker erst nach Jahren der erfolgreichen Kompensation und Betäubung durch das Überessen.
Tja, genau zu diesem Zeitpunkt, oder besser gesagt, diesen Zeitpunkten, denn leider habe ich es nicht sofort geschafft, aus der Bulimie auszusteigen, ja genau da, habe ich es verstanden, dass es eine unzureichende und nicht artgerechte Haltung meines Körpers und meiner Seele ist, mich durch diese Fressanfälle runterzubringen. Und erst dann kann der Heilungsprozess beginnen. Ich sage beginnen, denn der Heilungsprozess passiert eben nicht Schlag auf Schlag, und zack, dann ist man plötzlich gesund. Zum Glück, muss ich heute sagen. Ich musste enorm viel lernen, in meiner Entwicklung im Umgang mit mir selbst war ich altersmäßig hinterher, aber auch im Umgang mit anderen hatte ich viel aufzuholen....
Was musste ich lernen? Wenn man das so detailliert beschreiben kann, dann gehört sicherlich Geduld mit dazu. Geduld, das bedeutete in meinem Fall, die Konzentration auf eine Beschäftigung. Ich war vorher ständig "auf dem Sprung", während dem Fernsehen habe ich gleichzeitig eine Zeitschrift durchgeblättert, während dem Kochen einen Film gesehen. Geduld, damit meine ich auch, mit sich selbst geduldig zu sein, Motivation aufbringen, sich selbst die Zeit zu geben, die man zum Lernen braucht.
Außerdem musste ich lernen, auf mich selbst zu hören, und zwar nicht nur auf meinen Körper, sondern auch auf meinen Bauch! Das ist natürlich metaphorisch gemeint. Intuition, was heißt das für mich. Irgendwo habe ich einmal gehört, Intuition setze sich aus der Masse der eigenen Erfahrung zusammen. Das klingt für mich logisch. Also versuche ich, mehr auf meine Intuition zu hören, sollte ich dies und jenes eher tun oder sein lassen. Das ist aber auch nicht so einfach. Denn gerade weil man als Bulimiker vieles verdrängt, vieles ablehnt, weil es Mühe bedeutet, sollte man doch trotzdem nachdenken, ob manches nicht doch besser wäre, wenn man es einmal ausprobiert. Es geht auch darum, sich neue Sachen anzugewöhnen, die für einen selbst besser sind. Und eben genau dann kann ich wiederum nicht auf meine Intuition hören, weil dafür eben noch keine Erfahrungswerte "abgespeichert" sind.
Würde ich beispielsweise immer auf meinen Bauch hören, wenn es um die Frage geht "Fressen oder nicht", würde mein Bauch ja immer für "ja, fressen" stimmen. Genau das will ich mir ja aber abgewöhnen.
Hier ist es wohl so, wie mit vielem im Leben: die gute Balance ist das Beste. Nicht zu viel, und nicht zu wenig.
Damit dieser Artikel nicht zu lang wird, beende ich ihn an dieser Stelle. Ich möchte damit schließen, dass die Heilung mit der richtigen Motivation, was kommt nach der Bulimie, was ist mir wirklich wichtig im Leben, eine Zeit des Aufbruchs ist, in der man sich immer wieder mit der Aussicht auf ein gesundes Leben aufbauen und stärken kann. Die Motivation, die daraus hervorgeht, macht alle Anstrengungen wett!

Montag, 17. Januar 2011

Locker bleiben...

Locker bleiben, was soll das denn heißen.....mit der Zeit ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich krampfhaft versuche, immer gleich viel zu essen. Nur ja nicht zu viel, und auch nicht zu wenig. Mit der langen Zeit, die das jetzt schon im Rahmen des Normalen ist mit dem Essen, muss ich mich da aber hin und wieder bremsen.
Ich muss nicht jeden Tag exakt die gleiche Menge an Kalorien etc. essen. Nicht dass wir uns falsch verstehen, ich zähle nicht die Kalorien meines Essens. So ungefähr kann ich es aber doch immer abschätzen, und machen wir uns nichts vor, einmal essgestört, bleiben die Kalorien immer im Hinterkopf. Und man KANN trotzdem genussvoll essen. Weil man irgendwann dazugelernt hat und sich diese Kalorien gerne einverleibt. Hoffentlich!
Das ist nur so ein klitzekleiner Gedanke, der mir immer wieder kommt. Wenn ich mir beispielsweise denke, ich könnte dieses kleine Stückchen Kuchen heute nicht mehr essen, obwohl ich Lust darauf hätte. Dann muss ich mir sagen, doch, wenn ich das jetzt essen will, dann esse ich es jetzt. Statt morgen, wenn ich vielleicht gar keine Lust mehr darauf habe, mir dann aber einrede, ich MÜSSTE mir jetzt doch mal wieder etwas gönnen.
Und ich bin auch ganz ehrlich, wenn ich z.B. den Kuchen esse, und dann das Gefühl habe, ich hatte für heute genug, dann hab ich meistens am nächsten Tag auch nicht mehr ganz so viel Verlangen nach etwas Süßem, so dass sich das alles wieder wunderbar ausgleicht.
In dieser Woche habe ich eine Menge Weihnachtsplätzchen gemampft, die einfach wunderbar lecker waren. Es waren viele! Aber ich hatte keinen Augenblick ein schlechtes Gewissen dabei, weil ich förmlich die Liebe, mit der sie gebacken wurden, schmecken konnte. Und ich wusste, wenn sie weg sind, sind sie weg. Danach werde ich mir nicht so schnell wieder welche kaufen müssen. Und damit war das Thema auch schon erledigt.
Ich wünsche jedem, dass er / sie irgendwann eine entspanntere Sichtweise auf diese Dinge bekommt. Und nicht verzweifeln, es dauert seine Zeit. Es wird besser, immer besser!