1- Ist-Zustand
Die erste Stufe stellt die Alltagswelt mit Bulimie dar. Ihr habt regelmäßig FAs, fühlt euch damit nicht wohl, aber ihr seht auch keine große Notwendigkeit, irgendetwas zu verändern. Die körperlichen Schäden sind entweder nicht so groß, dass ihr aus der Bulimie heraus wollt, oder ihr habt euch einfach damit angefunden, dass ihr "nun mal" diese Krankheit habt. Oder ihr habt einfach im Moment keine große Lust, euch damit zu beschäftigen. Vielleicht seid ihr sogar ein wenig deterministisch eingestellt und denkt, dass ihr es gar nicht wirklich verdient habt, ohne diese Krankheit zu leben und glücklich zu sein. Aber warum auch immer- auf dieser Stufe unternehmt ihr keine großen Schritte, um die Bulimie hinter euch zu lassen.
2- Der Ruf
Der Ruf ist ein "Wake-up-Call" - also eine Art Wachrütteln durch ein bestimmtes Ereignis. Das kann beispielsweise ein körperlicher Zusammenbruch sein, oder ihr stellt schlicht und ergreifend fest, dass es so einfach nicht weitergehen kann in eurem Leben. Egal wie und wann es passiert: Nach dem Ruf ist nichts mehr wie es war.
3- Die Weigerung
Auf dieser Stufe habt ihr zwar erkannt, dass sich etwas in eurem Leben ändern muss- ihr weigert euch aber, die nötigen Schritte zu unternehmen, damit sich wirklich etwas verändern kann. Ihr weigert euch. Ihr schiebt fadenscheinige oder echte Gründe vor, damit ihr alles beim Alten belassen könnt. Jede Veränderung ist mit Anstrengung verbunden, und so ist es auch mit dem Ausstieg aus der Bulimie. Einfacher und energiesparender ist es in jedem Fall, bulimisch zu bleiben. Ihr wisst nicht, was auf euch zu kommt, wenn ihr die Zeit nicht mehr mit FAs verplempern könnt. Was macht ihr mit all der freien Zeit? Es tun sich ganz neue Probleme auf, die man vorher mit FAs verdrängen konnte. All das zusammengenommen verursacht die Weigerung, sich wirklich auf den Weg der Heilung zu machen.
4- Der Mentor
Nachdem ihr festgestellt habt, dass man die Bulimie nicht so einfach los wird und dass auch ganz neue Probleme entstehen, wenn man keine FAs mehr hat, tritt eine neue Personen in euer Leben: der Mentor. Der Mentor ist eine Person, die euch an die Hand nimmt, euch Mut macht und der ihr vertraut. Der Mentor hat oft die Reise, die ihr gerade antretet, schon selbst hinter sich gebracht und darum ist sein Rat auch Gold wert. Ihr lasst euch von niemandem etwas sagen- von ihm aber schon. Der Mentor weiß, wovon er spricht. Der Mentor zeigt dir, worauf du achten musst und wo versteckte Gefahren lauern. Er glaubt an dich und das sagt er dir auch.
5- Die erste Schwelle
Nachdem du den Mentor getroffen hast (vielleicht auch nur virtuell), gibt es kein Zurück mehr. Du hast dich entschieden: Du willst die beschwerliche Reise auf dich nehmen und deine alten Gewohnheiten herausfordern. Du willst die Bulimie besiegen. Du weißt noch nicht wie, aber du hast mit dem Mentor einen Menschen an deiner Seite, der dich dabei unterstützt und der dich in schwierigen, aber auch in freudigen Situationen begleitet. Und du bist bereit, in die unbekannte Welt des Abenteuers einzudringen.
6- Erweiterung von Fähigkeiten und Bewusstsein
Nachdem du das unbekannte Terrain betreten hast, tut sich auch schon was. Erste Prüfungen in Form von zu verhindernden FAs und anderen Schwierigkeiten, die du bisher nicht hattest, verstecken sich in deinem Alltag. Du kommst nicht umhin, dich mit ihnen auseinanderzusetzen. Du beginnst damit, dich der Gefahr bewusst auszusetzen, und mit jedem nicht ausgelebten FA wächst dein Selbstvertrauen. Du glaubst jetzt immer öfter und immer stärker daran, dass allein du die Macht darüber hast, dem Drang nach einem FA nachzugeben oder nicht. Dein Wissen über neurologische Vorgänge hilft dir dabei, Konflikte anders auszutragen und nicht zum FA als Allheilmittel zu greifen. Während der Suche nach "deinem" Weg triffst du auf Menschen, denen es ähnlich geht wie dir. Der Austausch mit ihnen gibt dir neue Kraft und Mut für deinen weiteren Weg. Aber auch Feinde in Form von nicht zielführenden Therapien begegnen dir, und es liegt nun an dir, dich nicht von ihnen beeindrucken und kleinreden zu lassen. Du weißt, dass du auf dem richtigen Weg bist, weil du dein Bewusstsein durch die ersten erfolgreichen Prüfungen erweitert hast und an deine in dir schlummernden Fähigkeiten glaubst.
7- Vordringen zur tiefsten Höhle. Erfolgreich bestandene Prüfungen.
Nach den ersten erfolgreich bestandenen Prüfungen dringst du nun immer weiter zur tiefsten Höhle vor. Die tiefste Höhle ist in unserem Fall das Unterbewusstsein, das bislang abgeschottet und nur schwer zu erreichen war. Nun fühlst du dich bereit, den Kampf aufzunehmen und all die irreführenden Überzeugungen zu überwinden.
8- Die entscheidende Prüfung. Sieg über den größten Gegner
In der tiefsten Höhle schlummert dein Unterbewusstsein. Dein Ziel ist es nun, die Gewohnheiten und ungesunden Vorstellungen, die sich dort in den vergangenen Jahren deiner Krankheit angesammelt und konzentriert haben, aufzudecken und umzuschreiben. Du bist dir der Gefahr bewusst und weißt, dass der Kampf viel Energie kostet. Nach einiger Zeit siehst du dem Gegner direkt in die Augen. Du kannst sehen, dass er nicht so einfach preisgibt, was du gern haben willst. Er versucht dich abzulenken und sich klein zu machen. Doch du weißt, dass er ein mächtiger Gegner ist, und du bist fest entschlossen, dich nicht ohne den Sieg auf den Rückweg zu machen. Nachdem du ein paar Mal kurz davor warst aufzugeben, weil du nicht mehr erkennen konntest, wie du ihn bezwingen sollst, gibt er auf, weil du ihn penetrant mit neuen Informationen gefüttert hast, und er verwandelt sich. Du hast es geschafft. All die alten, falschen Informationen sind überschrieben mit neuen, die dir auf deinem weiteren Weg helfen und die dir neue Energie geben. Der Weg ist nun frei, der Gegner ist zum Verbündeten geworden und öffnet dir die Tür zur nächsten Stufe.
9- Belohnung. Du raubst den Schatz.
Du gehst durch die Tür und gelangst nun ganz einfach an den Schatz. Der Schatz ist der Glauben an dich selbst, den du ab jetzt immer mit dir trägst. Er leuchtet in vielen Farben und zeigt dir den Weg. Auch wenn andere schon längst den Glauben an dich verloren haben: du hast ihn neu erlangt, und jedes Mal, wenn Gefahr droht, holst du ihn heraus und er zeigt dir, dass du souverän über der Gefahr stehst. Der Schatz muss jedoch immer gut behütet werden, sonst wird er von anderen geraubt.
10- Der Rückweg mit dem Schatz
Nun machst du dich auf den Rückweg in dein ursprüngliches Umfeld. Der Schatz ist dabei immer an deiner Seite. Du hast das Gefühl, dass andere neidisch sind und auch gern einen Schatz hätten. Aber du weißt, wie hart du um ihn gekämpft hast und gibst ihn nicht leichtsinnig her.
11- Die Auferstehung
Durch deine Reise und die bestandenen Prüfungen bist du zu einer neuen Persönlichkeit herangewachsen. Du bist nicht mehr die, die du früher warst. Während möglicherweise viele deiner alten Bekannte und Freunde noch immer in ihren alten Denkmustern verharrt sind, hast du dich ausgiebig mit dir, deinem Leben und der Welt um dich herum auseinandergesetzt. Du bist gereift und das merkt man dir auch an.
12- Rückkehr mit dem Elixier
Schlussendlich kehrst du mit den neu gewonnenen Kräften zurück in deinen Alltag. Auch wenn du dir während der Reise ein neues Betätigungsfeld gesucht hast- du kannst deine neuen Fähigkeiten früher oder später dort einsetzen. Sei es, in dem du anderen hilfst, die ähnliches vor sich haben, oder indem du ganz generell jetzt in der Lage bist, über dich hinaus auch andere zu sehen und sich vieles in deinem Leben relativiert hat. Du bist dankbar für das, was du hast und weißt das Leben zu schätzen- denn du hast es früher fast weggeworfen. Das rückt viele Dinge in ein neues Licht, und wenn es auch nur Kleinigkeiten sind- auch so hilfst du anderen dabei, ihren Horizont zu erweitern, Dinge in Frage zu stellen und sich über das Leben zu freuen. Der Schatz ist zu einem festen Bestandteil in deinem Leben geworden, und du bist stolz auf das, was du erreicht hast.
Vielleicht findet ihr euch auf einer Stufe der Heldenreise wieder?
Hier könnt ihr ein sehr nett gemachtes Video zur Heldenreise ansehen: