Samstag, 21. Dezember 2013

24 Gründe, warum du immer wieder Rückfälle bekommst- Teil 1

1. Zu viele einfache Kohlenhydrate.

Vergiss alle süßen Teigwaren, also Blätterteigtaschen, süße Stückchen und verpackte Kuchen. Wenn du Brot brauchst, iss Vollkornprodukte. Eine große Scheibe hiervon ist genug. Du kannst die Dosis erhöhen, sobald du dich sicherer fühlst. Wenn du ein Stück Kuchen oder etwas sehr kohlenhydrathaltiges gegessen hast, musst du auf deinen Blutzuckerspiegel achten. Viele Bulimiker sind nach einigen Jahren an der Grenze zu Diabetes und haben stark schwankende Blutzuckerspiegel. Oft essen viele "trockene" Bulimiker immer noch viel zu viele Kohlenhydrate, weil ihr Gehirn gelernt hat, auf die Zuckerexplosion mit einem Anstieg an Glückshormonen zu reagieren. Daher ist es wichtig, seinen Blutzuckerspiegel kennenzulernen. Am einfachsten ist es, zu Beginn weitestgehendst auf Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index zu verzichten, um sich keiner Gefahr auszusetzen.

2. Zu wenig Eiweiß. 

Wenn du deinen Kalorienbedarf hauptsächlich über Kohlenhydrate deckst, besteht immer die Gefahr, sich zu überessen, da Kohlenhydrate weniger gut sättigen als Eiweiße. Veganer können ihren Eiweißbedarf leicht über Hülsenfrüchte und grüne Gemüse decken, die einen hohen Aminosäurengehalt aufweisen. Allesesser haben eine größere Auswahl und können neben den Hülsenfrüchten auch auf Fisch, Fleisch und Milchprodukte zurückgreifen. Eine Ausnahme dieses Hinweises gibt es allerdings für Gluten, dem Eiweißbestandteil aus Getreide. Sie können bei Allergikern suchtähnliche Wirkungen haben. Ich persönlich habe die Vermutung, dass überdurchschnittlich viele Bulimiker glutenintolerant sind und daher so extrem auf Backwaren etc. reagieren.

3. Abgestumpfte Geschmacksnerven. 

Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sind die Geschmacksknospen deiner Zunge durch das Erbrechen säurebedingt beschädigt. Du kannst das Schmecken wieder erlernen, indem du bewusst und langsam isst (und dich natürlich weniger erbrichst, aber das versteht sich von selbst). Auch helfen kann das Ausprobieren neuer Lebensmittel. Kauf dir beim nächsten Einkauf doch mal eine Frucht, die du noch nie gegessen hast und probiert zuerst ein kleines Stückchen, das du ganz langsam kaust, um alle Geschmacksnuancen wahrzunehmen. Ich habe seinerzeit einen regelrechten Geschmacksparcour gemacht, und mir vorgenommen, jeden Tag innerhalb z.B. einer Woche ein neues Lebensmittel oder Getränk auszuprobieren. Auf diese Weise habe ich Maracuja, Kaktusfeige oder Pitahaya das erste Mal als ganze Frucht gegessen. Warum das Rückfälle provozieren kann? Durch abgestumpfte Geschmacksnerven bist du dazu verleitet, immer wieder das Gleiche zu essen. Es ist aber wichtig, den Genuss wieder zu erlernen. Und es ist wichtig wahrzunehmen, was der Körper braucht. Und dazu hilft es, auch mal Ungewohntes zu probieren. Denn der Körper kann nur Appetit auf die Dinge haben, die er schon kennt. Und dazu muss man neue Lebensmittel kennenlernen, um die Palette zu erweitern.

4. Schlechte Verdauung

Es kann ziemlich frustrierend sein zu merken, dass man, obwohl man normal und ohne FAs isst, nur alle 5 Tage zur Toilette muss. Auch wenn es sich weit hergeholt anhört: eine schlechte Verdauung hat Auswirkungen auf die Psyche. Wichtig ist es daher, vor allem ausreichende Mengen und genügend Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Du kannst dir beispielsweise angewöhnen, eine Mahlzeit mit einem Salat zu beginnen, um die Ballaststoffe "hinter dich zu bringen": Ich weiß, wie schwierig es ist, Obst und Gemüse zu essen, vor allem als Bulimiker. Man hat das Gefühl, leere Kalorien zu essen, ohne das "Kohlenhydrat-High" wie nach einem Stück Keks. Ich sage es dir offen: du musst dich dazu zwingen, andernfalls wirst du noch Jahre nach deinem letzten FA Probleme mit deiner Verdauung haben. Geh es an!

5. Dein Darm ist zuckersüchtig.

Durch eine jahrelange Kohlenhydrat- / Zuckersucht (wie sie bei Bulimikern häufig vorkommt) besteht die Gefahr, dass du in deinem Verdauungstrakt vermehrt Hefepilze gezüchtet hast, die jetzt nach immer mehr Kohlenhydraten verlangen. Der berüchtigte Candida Albicans kann dir die Genesung zur Hölle machen. Er kommt in 75% aller Menschen vor, ist allerdings in erhöhter Menge schädlich. Finde heraus, ob er sich in einer überdurchschnittlichen Menge in deinem Körper befindet. Symptome sind häufige Blähungen oder eine regelrechte Sucht nach Kohlenhydraten. Weitere findest du hier.

 6. Du kennst deinen Zyklus nicht. 

Die Periode an sich ist nichts schlimmes - die Schmerzen können es sein - und vor allem als Bulimiker sollte man froh sein, sie überhaupt noch zu haben. Wenn du also das Glück hast, deine Tage zu bekommen, solltest du dich nicht beschweren. Sie sind ein Zeichen deines Körpers, dass du mit deinem Essverhalten noch nicht alles zerstört hast. Die Tage sind ein Zeichen dafür, dass dein Körper Leben schenken kann. Auch wenn es im ersten Moment esoterisch klingen mag: dein Körper gibt dir durch die Tage den Vorteil, besondere Dinge wahrzunehmen, die Männer nicht wahrnehmen können. Insbesondere in den 2-3 Tagen vor der Periode (manchmal schon früher) bist du besonders stark mit deinen Gefühlen verbunden. Nimm das jeden Monat als Chance, auszuloten, was sich in deinem Leben verändern muss. Hör auf die Gefühle, die sich bei dir melden. Sie sind ein wichtiges Zeichen für Dinge, die du wahrnehmen sollst. Mach eins auf keinen Fall: tu dich selbst als "zickig" oder "weinerlich" ab, und spiel deine Gefühle runter oder ignoriere sie. Es hat einen Grund, dass du in dieser Zeit so bist.

7. Du verhütest mit der Pille. 

Setz die Pille ab. Der Grund hierfür ist einfach. Wenn dein Körper von künstlichen Hormonen geflutet wird, ist es unmöglich, dessen echte Bedürfnisse wahrzunehmen, weil sie immer durch eine Schicht von Hormonen verschleiert sind. Man geht davon aus, dass es mindestens 2-3 Monate nach dem Absetzen dauert, bis der Körper sich wieder reguliert hat und man sich "normal" fühlt.

8. Du drückst deinen Ärger nicht aus, sondern leitest ihn in einen Fressanfall um. 

In jedem Frauenzeitschriften-Forum findet man sie: Klagen von Frauen, die sich wundern, sich schlecht zu fühlen, weil sie alles mit sich machen lassen. Erst heute gelesen: Eine Frau lässt sich von ihrem Kollegen halbtot reden, weil sie nicht "stop" sagen kann. Nun wundert sie sich über das Ohrenrauschen, das sie ständig mit sich herumträgt. Sag einem anderen Menschen, höflich und sachlich, wenn dir etwas an eurer Zusammenarbeit, Kommunikation, o.a. nicht passt. Manchen Leute, vor allem Männer, kommen von alleine manchmal auch einfach nicht auf den Trichter, und viele denken über so etwas auch einfach nicht nach. Man kann nie sicher sein, dass diskrete, kleine Hinweise den gewünschten Effekt beim Anderen erzielen. Man fährt besser damit, es direkt abzusprechen, wenn sich einem die Nackenhaare aufstellen. Das gilt vor allem für Überschreitung der körperlichen Distanz: wenn mich jemand anfasst, sei es auch nur an der Schulter, dem Arm, oder sonstwo: ich unterbinde derlei Verhalten sofort. Und wenn ich dann als "zimperlich" bezeichnet werde, dann sei dem so, oder ich bin einfach am falschen Ort mit den falschen Leuten. So etwas lasse ich nicht mit mir machen. Denn ich weiß aus Erfahrung, dass ich mich selbst noch Tage später superschlecht fühle, weil ich mich nicht dagegen gewehrt habe und mich immer noch ausgeliefert und hilflos fühle.

9. Du nimmst dir keine Zeit für dich selbst. 

Wenn man zu allem Ja und Amen sagt, nur um des guten Friedens willen, dann kann das auch gerne mal nach hinten losgehen. Du sagst "Ja", wenn eine Freundin mit dir am Abend nach einem stressigen Tag noch zu dieser und jener Veranstaltung gehen will, weil du weißt, dass sie gerade Liebeskummer hat und deine Gesellschaft braucht. Dabei würde es dir besser damit gehen, mal auf der Couch zu entspannen und einfach gar nichts zu tun.

Ich habe bei mir selbst feststellen können, dass der Essanfall oft dann kam, wenn ich total gestresst war und dringend Zeit für mich selbst gebraucht hätte- Bärbel Wardetzki, die das Buch "Iss doch endlich normal" geschrieben hat, hat im Gespräch mit Patientinnen oft Ähnliches miterlebt:
"Nur bei meinen Eß-Brech-Anfällen bin ich wirklich ganz bei mir. Da ist dann niemand, der mir reinredet oder was von mir will. Ich bin endlich ich selbst." (Bärbel Wardetzki)
Der Essanfall kann also oft ein Zeichen dafür sein, dass man einfach mal gar nichts machen möchte. Dass man Abschalten will, eine kleine Auszeit braucht. Wie schön wäre es, wenn man den Essanfall nicht mehr als Alibi dafür bräuchte?

10. Du willst von allen gemocht werden.

Von allen gemocht zu werden, ist unmöglich. Kein Mensch kann von jedem gemocht werden, man verbiegt sich, entwickelt kein echtes eigenes Profil und schadet sich selbst dadurch am meisten. Kennst du solche Leute auch, die von allen gemocht werden wollen? Und- magst du sie, bewunderst du sie, oder findest du so ein Verhalten eher bemitleidenswert? Als ich mir früher überlegt habe, wie ich gern wäre, hab mir jemanden vorgestellt, den ich bewundere. So ein Mensch war selbstbestimmt, stand zu seiner Meinung und war souverän, d.h. in seiner Meinung unabhängig von dem Urteil anderer. Aber wen du bewunderst, bleibt natürlich dir selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe durch solche Überlegungen jedenfalls mit dem unmöglichen Vorhaben abgeschlossen, es allen Recht zu machen und beschlossen, an einer eigenen Persönlichkeit zu arbeiten.