Ich habe dieses Bild vor einigen Monaten selbst gezeichnet und bin von dem Begriff nicht mehr überzeugt.
Im Kampf macht es Sinn, vom "Feind" zu sprechen, wenn es sich um Bulimie handelt, nicht. |
Und genau dort liegt die Schwachstelle dieser Einstellung. Ich komme nur weiter, wenn ich einsehe, dass Rückfälle nicht einfach nur schlecht sind, wenn ich Rückfälle von vornherein mit einplane, wenn ich weiß, es wird mit Sicherheit Rückfälle geben. Warum? Weil Rückfälle ein Zeichen sind für Baustellen in meinem Leben, die ich mir näher anschauen muss.
Mit Bulimie fällt es leicht, diese Baustellen einfach zu ignorieren, ich muss ja nicht hinhören wenn irgendwo ein Problem ist, ich überesse es einfach.
Wenn ich dann die Bulimie mit ihren praktischen Symptomen, die mir das Leben auf kurze Sicht erleichtern, weil ich durch sie unangenehmes ausblenden kann, einfach weglasse, und keine anderen Lösungsstrategien anwenden kann (einfach weil ich es nie gelernt habe), dann wird es echt schwierig.
Auf alle Fälle würde ich Rückfälle - und wenn es wirklich einzelne Rückfälle sind und kein Abdriften in die Bulimie- als positives Signal werten. Und dann kann ich nicht sagen "ich habe die Bulimie besiegt", weil ich die Bulimie nicht als Feind betrachte.
Eine gesunde Heilung würde ich beschreiben mit "sich von der Bulimie verabschieden". Obwohl das wieder mit einer Person assoziiert werden würde, hm. Dennoch hat dieser Begriff etwas menschlicheres. Ich kann nicht etwas bekämpfen, was ein Teil von mir ist oder über die Jahre geworden ist, je schlimmer es auch sein mag. Bulimie ist definitiv an sich nichts gutes. Aber ich kann gute Schlüsse daraus ziehen, und es war auf keinen Fall eines nicht: umsonst. Glaubt mir, ihr habt diesen ganzen Shit nicht umsonst mitgemacht.
Meiner Meinung nach kann solch eine Strategie, also mit dem Bulimie als Feindbild, nur sehr schwer damit vereinbart werden, sich selbst lieben zu lernen.