Mit Verhaltenstherapie ist meist die kognitive Verhaltenstherapie
gemeint. Sie ist die am besten erforschte unter den gängigen
psychologischen Therapieformen. Mit "kognitiv" ist die bewusste und
unbewusste Wahrnehmung gemeint, der zu Behandelnde lernt also im Grunde
die bewusste Steuerung seines Verhaltens und welche unbewussten
Komponenten diesem Verhalten zugrunde liegen.
Vertreter
dieser Methode gehen davon aus, dass Menschen im Lauf ihres Lebens
persönliche Erfahrungen machen und sich daraufhin Denk- und
Verhaltensmuster aneignen. Diese nicht angeborenen, sondern erlernten
Strukturen können bei Belastungen zu Krankheitsbildern werden. Weil die
Strukturen erlernt und nicht angeboren sind, können sie auch wieder
ver-lernt werden.
In der Verhaltenstherapie versucht man, diese
Muster zu erkennen und dem Betroffenen aufzuzeigen. Gemeinsam mit dem
Betroffenen werden dann neue, gesunde Verhaltensmuster erlernt.
Um
es wieder auf das von mir so geliebte Bild der "Spuren" im Gehirn zu
übertragen, bedeutet dies nichts weiter, als neue Spuren im Gehirn
anzulegen, die dann statt der älteren befahren werden.
Ein
Denkmuster könnte beispielsweise sein: "Das wird eh nichts". Im
Gespräch mit dem Betroffenen kann der Therapeut dieses Muster erkennen.
Der Betroffene lernt anschließend, dass das Muster destruktiv wirkt, und
dass er es durch positivere Ansätze ersetzen kann. Ein alternativer
Gedanke zu "Das wird eh nichts" könnte sein: "Ich versuche es- wenn es
nicht klappt, habe ich etwas gelernt." Natürlich- auch hier funktioniert
das nicht so simpel, und es müssten Umwege über die Arbeit am
Selbstwert des Betroffenen erfolgen, aber ganz grob sehen die
Einzelschritte dennoch so aus.
Die kognitive
Verhaltenstherapie geht davon aus, dass die Auslöser des zu behandelnden
Verhaltens auf 3 Komponenten treffen, die im Endeffekt das Störungsbild
auslösen (z.B. die Bulimie): eine Rolle spielen hier kognitive Prozesse wie automatisch ablaufende Gedanken oder Denkmuster, aber auch Verhalten und Kompetenzen wie fehlende psychische Ressourcen, Einflüsse durch Familie und Partner, und Aktivitäten, die verstärkend wirken, wie Erfahrungen aus der Vergangenheit oder eine fehlende Tagesstruktur.
Aus: Psychiatrie LMU München