Samstag, 5. Oktober 2019

Andere enttäuschen - Warum das so wichtig ist

Ist euch schonmal aufgefallen, dass der Begriff "Enttäuschung" eine ganz besondere Bedeutung hat? Aufgrund seiner Wortherkunft hat er nämlich eigentlich gar keine negative Bedeutung. Er bedeutet einfach nur, jemanden zu ent-täuschen, also ihm die Täuschung der eigenen Person zu nehmen. Das ist ja im Grunde nichts schlechtes, denn so hat derjenige die Möglichkeit, die wahre Person hinter dieser Maske wahrzunehmen.

In der letzten Zeit ist mir persönlich immer wieder ein Thema nahe gegangen, und zwar ein persönliches. Es geht dabei darum, dass Menschen aus meinem Umfeld in einem gewissen Bereich enttäuscht von mir sind, da ich mich für einen Lebensweg entschieden habe, den sie nicht gutheißen. Dabei ist mir lange Zeit gar nicht aufgefallen, dass sie das enttäuscht hat. Sie haben es mir nur so offen gezeigt. Nun kam es aber dazu, dass sie es mir ganz offen gesagt haben, als sich ein "passender" Zeitpunkt ergeben hat.

Nun ja, ich habe also lange überlegt, wie ich ihnen meine Entscheidung erklären soll, oder wie ich ihre Enttäuschung verringern könnte. Wie ich ihnen eine "Brücke bauen" kann, so dass wir uns aufgrund der entstandenen Distanz wieder annähern können. Mittlerweile habe ich aber erkannt, dass sie es einfach nicht akzeptieren können, und dass ich meine Aufgabe in dieser Situation auch erfüllt habe- was sie mit der Situation anfangen, liegt jetzt ganz allein bei ihnen.

Das meine ich mit Enttäuschung - sie wissen jetzt Bescheid und können sich selbst überlegen, ob sie weiter damit hadern oder ob sie es akzeptieren. Ob sie mich dafür verurteilen oder eben nicht - es liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand. Selbst wenn sie mich jetzt abwerten, kann ich zu meinen Entscheidungen stehen - denn es ist nach wie vor mein Leben, nicht ihres. Ja, natürlich gibt es zwischen Menschen auch immer eine Beziehung, weshalb es sie auch betrifft, aber das ändert nichts daran.

Das hat in meinen Augen auch rein gar nichts mit Egoismus zu tun - sondern vielmehr damit, Grenzen zu setzen. Zu erkennen: Das kann ich tun, und über dies und jenes habe ich einfach keine Macht. Zum Beispiel darüber, wie sie meine Entscheidungen bewerten. Diese Haltung kann vieles vereinfachen und bestimmt auch viele unnötige Sorgen vermeiden. Und sicherlich auch viel Verbiegen, weil man Angst davor hat, wie man und seine Entscheidungen von anderen bewertet werden.