Ich hab mir lange den Kopf darüber zerbrochen, ob ich wirklich etwas über diese Notfallstrategien schreiben soll. Früher war ich der Meinung, dass diese kurzfristigen Ausweichmanöver nichts bringen. Heute denke ich anders darüber und denke schon, dass sie Sinn machen. Und zwar deshalb, weil sie es ermöglichen können, dass jemand Zeit hat (die er andernfalls mit dem FA verschwenden würde), um über sein Leben nachzudenken. Und das ist sehr wichtig.
An anderer Stelle hab ich schonmal über diese möglichen Strategien berichtet (siehe Was brauche ich wirklich- Liste).
Als ganz hilfreich habe ich ein "Abschlussritual" nach dem Essen empfunden, zum Beispiel einen Kaffee. Dieses Ritual signalisiert euch irgendwann, wenn ihr es wirklich auch macht, dass das Essen beendet ist, dass es ok ist, und dass ihr nicht mehr weiteressen müsst.
Für zwischendrin hilft als extrem-Notfallplan oft nur: rausgehen, sich aus der Situation herausbegeben. Wenn man sich ablenken will, ist das wirksam. Dann kann sich die erste Anspannung abbauen. Im sog. Marshmellow-Experiment hat man die Willenskraft von Kindern getestet. Wenn die Kinder warten konnten, bekamen sie zwei Marshmellows, wenn nicht, nur einen. Man hat die Kinder direkt vor einen Teller mit einem Marshmellow gesetzt, dann wurden sie allein gelassen. Die erfolgreich wartenden Kinder verdienten als Erwachsene mehr Geld, waren gesünder, usw. Wie haben die durchhaltungsvermögenden Kinder es geschafft, sich abzulenken? Indem sie z.B. weggesehen haben oder aufgestanden sind. Wenn sie ständig auf den Teller mit dem Marshmellow gesehen haben, war die Gefahr riesig, dass sie nicht widerstehen konnten. Also lieber weggehen, statt den Märtyrer zu spielen.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es keine gute Idee ist, sich selbst zu quälen, wenn man nicht soweit ist. Sich also gefährliche Lebensmittel daheim einzubunkern. Dann wirklich lieber jeden Tag einkaufen und in schwierigen Phasen lieber nichts zuhause haben. Klar, man muss den Umgang lernen. Aber man muss es nicht übertreiben!
Jeder hat da seine eigenen Mittelchen, um sich abzulenken, eigene Rituale wie ich damals mit dem Kaffee. Der Anfang liegt also dort, sich Gedanken zu machen über Dinge, die helfen könnten als Signal. Oder wirklich einen kleinen Notfallkasten zu bauen nach der "Was brauche ich wirklich-Liste".