Samstag, 15. Januar 2011

"Hunger" und "Sättigung" abhängig von Portionsgröße

So, heute möchte ich mal ein interessantes Experiment vorstellen, das Forscher der Universität Göttingen Ende der 70er Jahre durchführten. Es lieferte den Beweis dafür, dass die Größe des Hungers, bzw. die Zeit bis zum Erreichen des Sättigungsgefühls, von der Portionsgröße abhängt.
Je größer die Portion, desto länger brauchen wir, um uns satt zu fühlen. Ist die Portion kleiner, fühlt man sich schneller satt. (Kleiner Einwurf: Portionsgrößen werden immer größer!!)
Das Experiment lief folgendermaßen ab: Probanden wurden gebeten, soviel Suppe zu essen, bis sie sich satt fühlten. Dabei wurden sie in 2 Gruppen eingeteilt: die eine Gruppe hatte normale Teller, die andere Gruppe hingegen hatte manipulierte Teller, in die mithilfe einer Pumpe immer wieder Suppe nachgefüllt wurde. Die Gruppe mit den manipulierten Tellern aßen durchschnittlich 73 Prozent mehr als die Probanden mit den normalen Tellern.
Was ist jetzt das Fazit dieses Experiments? Lieber vorher eine angemessene Portion zusammen stellen, anstatt sich aus einer Riesen-Schüssel x mal nachzuholen! Das Sättigungsgefühl wird also anscheinend auch davon beeinflusst, was wir sehen, und dass wir die uns "verabreichte" Portion generell als normal einschätzen.
Und, unsere Portionsgrößen werden immer größer: während es früher nur 100g- Schokoladentafeln gab, gibt es heute 200g und 300g Tafeln. Da verschiebt sich die "normale" Portion also ganz schön- nach oben!


Weitere Info: 
http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/EU_09_340_343.pdf (Link zum PDF der Uni Göttingen)
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/extras/dossier_essen_ist_leben/gesund_essen/uebergewicht/xxl_portionen.jsp (WDR Servicezeit, mit Video
http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Den_Hunger_einfach_austricksen_1771015586951.html (neueres Experiment)

Freitag, 14. Januar 2011

Was gibt mir Sicherheit, wenn nicht die Bulimie?

Wenn man sich als Betroffener die ES wegdenkt, kommt plötzlich eine große Angst, denn die ES ist oft DIE Sicherheit im Leben. Darum ist es so wichtig, sich diese Frage zu stellen: WAS gibt mir Sicherheit, oder, was kann mir Sicherheit geben, eine tiefe Sicherheit, keine oberflächliche, keine logische, sondern eine tiefe, fühlbare Sicherheit.
Zuerst einmal muss ich selbstständig werden, selbstständig vor allem im Denken. Ich MUSS mir meine Urteilskraft ausbilden. Ich bin der Meinung, diese Fähigkeit ist erlernbar. Vielleicht auch erstmal zu kritisch sein, bevor man alles glaubt, das kann man ja nach und nach runterschrauben bzw auf ein gesundes Niveau bringen. Was ich jetzt aber eigentlich sagen wollte, ist folgendes: es hilft immens bei der Loslösung von der ES, wenn man sich nicht mehr von der Meinung anderer abhängig macht. Stattdessen muss man LERNEN, sich seine eigenen Urteile zu bilden. Das ist nicht einfach, es ist aber eine Übungssache!!!! Nicht aufgeben, wenn man das Gefühl hat, sich zu sehr mitreißen zu lassen. Die gängige Meinung mal hinterfragen. Es gibt eine Million Beispiele dafür, dass das, was die Mehrheit sagt und macht, nicht unbedingt das richtige für das Individuum ist.
Also LERNEN, Dinge kritisch anzugehen. Das wäre Punkt 1 für den Moment.
Punkt 2 wäre dann der optimale Zustand, der sich im Idealfall und durch Ausbau durch die Befolgung von Punkt 1 ergibt: innere Gelassenheit. Ich verstehe diesen Begriff im Sinne von einer Art stoischen Gelassenheit, die sich durch eine unabhängige Einstellung von äußeren Gegebenheiten ergibt. Das Problem bei Bulimikern ist der konstant erhöhte Cortisolspiegel. Auf Wikipedia gibt es dazu wie immer interessantes Hintergrundwissen, nicht uninteressant, welche nette kleinen Krankheiten man sich dadurch einfangen kann....Auf jeden Fall ist dieser erhöhte Cortisolspiegel genau das Gegenteil von Gelassenheit, durch den Spiegel ist es im Normalzustand eine physische Unmöglichkeit, innere Gelassenheit zu entwickeln. Weil sich jedoch Körper und Geist so wunderbar gegenseitig beeinflussen, lässt sich das Stresshormon wunderbar regulieren, wenn man sich innerlich beruhigt.
Entspannungsverfahren sind ja heute so wunderbar modern und es gibt überall Angebote, Yoga, Tai Chi, Feldenkrais.... das meine ich aber nicht.
Ich spreche von einer Grundeinstellung, die man sich besser aneignet. Anstatt von Stress zu Stress zu Stress zu rennen und sich danach eine Entspannungsmethode angedeien zu lassen. Besonders sinnvoll finde ich das nämlich nicht, es ist so ähnlich, als würde man sich jeden Tag mehrmals tief in den Arm schneiden, und dann am Ende des Tages mal kurz ein Pflaster drauflegen.
Klar, hilft es dann ein bisschen, aber es geht eben darum, diesen Stress erst gar nicht entstehen zu lassen.
Und genau darum geht es bei den stoischen Philosophen. Wie kann ich meinen inneren Frieden erlangen und bewahren, um von den äußeren Umständen nicht abhängig zu sein.
Tja, ich kann das Ganze leider nur ein bisschen anschneiden, es genau erkären zu wollen, würde tatsächlich den Rahmen sprengen.
Es ist einfach diese Grundhaltung, die mir Sicherheit gibt. Was kann mir schon passieren? Wenn ich mich gerne mag, mich mit mir selbst verstehe und auch mal allein sein kann und mich dann nicht langweile oder mich "von mir selbst" ablenken muss, dann ist das doch das beste, was mir passieren kann. Denn dann kann mir nichts mehr passieren, ich bin dann immer "mit mir selbst" zusammen.
Diese Sicherheit treibt mittlerweile bei mir schon seltsame Blüten, manchmal hüpfe ich plötzlich hoch vor lauter plötzlich aufkommender Freude, einem kurzen Moment der inneren Zuversicht grinse ich dann über beide Ohren und freue mich über mich und einfach über alles. Zum Glück bin ich in solchen Momenten alleine, wenn das jemand sehen würde wärs kritisch :)

Donnerstag, 13. Januar 2011

Ich bin....dankbar

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Ach Mensch, manchmal bin ich einfach nur glücklich, für ein paar Sekunden. Glücklich und dankbar, dass ich mich nicht mehr vollstopfen muss, dass ich abends gelassen einschlafen kann, ohne die Angst, mit vollgefressenem Bauch einzuschlafen....Dass ich morgens nicht mit geschwollenem Gesicht aufwache. Dass ich Geld nicht mehr zum Fenster rausschmeiße. Dass ich mich nicht verstellen muss. Dass ich das Essen genießen kann. Dass ich viel mehr um mich herum wahrnehme. Dass ich gelernt habe, auf mich zu hören. Dass ich jetzt weiß, wie ich mich runterbringen kann. Dass ich keine Angst mehr haben muss vor Speiseröhrenschäden, dass ich keine Alpträume mehr habe, in denen mir meine Zähne ausfallen. Dass ich mir selbst vertrauen kann. Dass ich in der Lage bin, für mich selbst einzustehen. Dass ich weiß, worauf ich stolz sein kann, dass ich so viel geschafft habe! Dass ich meinen Körper akzeptiert habe, an dem nicht alles aussieht wie in einem Hochglanzmagazin! Dafür, dass ich in diesem Körper stecke. Dass ich nicht mehr zwischen 4 Kleidergrößen hin- und herschwanke, sondern dass mein Gewicht verlässlich normal ist. Dass ich allein sein kann und weiß, wann ich allein sein will. Dass ich wieder ein Bedürfnis habe, andere zu sehen. Dass ich mich auf eine Sache konzentrieren kann. Dass ich ein Buch lesen kann, von vorne bis ganz hinten. Dass mir nichts mehr peinlich ist, naja, fast nichts. :)

Montag, 10. Januar 2011

Angst vor Erfolg...

Eine sehr lange Zeit habe ich mich dahinter versteckt, mein Leben "eben nicht im Griff zu haben" und alleine diese Einstellung hat mir Sicherheit gegeben. Eine Sicherheit, die ich auch in meiner Essstörung gesucht, und damals auch gefunden habe. Es war eine trügerische Sicherheit. Im Nachhinein war die ES die einzige sichere Konstante in meinen Leben. Nach und nach hatte ich mich daran gewöhnt, nachzugeben, zu resignieren, "es einfach zu machen". Ich sah keinen Sinn darin, stark zu sein. Aber auch in allen anderen Bereichen meines Lebens sah ich mich selbst als Versager und keinen großen Sinn darin, das zu ändern. Ich hatte mich tatsächlich damit abgefunden. Tief in mir wusste ich aber, dass ich alles eigentlich viel viel besser könnte, dass ich mich nicht hinter anderen verstecken muss, sondern eine selbstständige Person sein kann, wenn ich das auch selbst will.
Der Wandel begann also zunächst damit, die Tatsache anzuerkennen, in welche Rolle ich mich selbst gebracht hatte: die Verlierer-Rolle. Dass ich absichtlich keinen Erfolg hatte, ich wollte es nicht, denn dann wäre ich plötzlich für mich selbst verantwortlich gewesen. Es hätte sich viel geändert, würde ICH plötzlich mal etwas gut machen, auf das ich stolz sein kann. Ich hatte regelrecht Angst davor. Diese Angst musste ich respektieren und ernst nehmen. Als das geschafft war, konnte ich klar sehen, seit einer sehr sehr langen Zeit war nicht mehr alles unmöglich, ich hatte die Zügel meiner Lebenskutsche selbst in der Hand, ich konnte bestimmen, wohin mein Weg führt.
Das war also der erste Schritt, herauszufinden, warum ich mich mit dieser Rolle abgefunden hatte und unbewusst nicht aus ihr heraus wollte und darum in Wirklichkeit auch nicht heraus konnte.
Dann folgte das Scheitern. Ich musste wieder lernen zu scheitern, wenn ich etwas gut machen wollte. Ohne Scheitern gibt es keinen Erfolg. Ich provozierte das Scheitern regelrecht, um keine Angst mehr davor zu haben. Erst durch meine Fehler habe ich erkannt, was Richtig ist, was ich nicht machen kann, und was in Folge dessen der richtige Weg ist. Nichts ist zu peinlich, um herauszufinden, was das richtige für mich ist....viele Dinge, die mir früher ultra-peinlich waren, sind mir heute einfach egal, ob ich jetzt z.B. mal ungeschminkt zum Bäcker gehe, ob ich dem Postboten mit ungewaschenen Haaren öffne, usw. Ob ich immer superfreundlich bin oder einfach nur höflich. Ob ich die immer gutgelaunte Nette spiele oder einfach so bin, wie ich bin.
Mit der Zeit habe ich auch herausgefunden, dass ich den meisten Respekt vor Leuten habe, die einfach sie selbst sind, und darum habe ich mir als Ziel gesetzt, mich anderen zuliebe nicht mehr zu verstellen. Ich glaube, das ist eine reine Übungssache. Kein Wunder, dass ich früher immer viel jünger geschätzt wurde, war ich doch immer nett und lieb wie ein kleines Mädchen. Heute bin ich ich selbst. Mit allen meinen Erfahrungen, mit positiven und negativen, sie ALLE haben mich geprägt.
So habe ich begonnen, dem Erfolg wieder zuzulächeln. Seitdem genieße ich das Gefühl, mein Bestes zu geben und wenn es klappt, dann freue ich mich, wenn nicht, habe ich alles getan, was in meiner Macht stand. Dann war ich wirklich "zu schlecht", "nicht geeignet", oder jemand anderes war besser. Aber dann muss ich mir keine Vorwürfe machen....sondern es einfach akzeptieren. Deckel zu, nächstes Thema....