Die Natur hat es für uns vorgesehen, dass wir uns prinzipiell gern in Gruppen oder mit anderen Menschen aufhalten. Extreme Isolation kann sogar zu psychischen Störungen führen. Jemanden ins Exil zu schicken oder in Isolationshaft zu nehmen, deutet schon stark darauf hin, dass das Abgeschnittensein von Anderen im Allgemeinen nicht sehr positiv ist, sondern eher als Bestrafung eingesetzt wurde bzw. immer noch wird.
von Noah Siliman / unsplash.com |
Um Exil oder Isolationshaft soll es in diesem Artikel natürlich nicht gehen. Es geht vielmehr darum, dass schon die Vorstellung davon, ein paar wenige Tage alleine zu sein, bei vielen Menschen große Angst auslöst. Viele können sich nicht mehr vorstellen, nicht ständig irgendetwas nebenher laufen zu haben und sich passiv berieseln zu lassen.
Auch abends vor dem Einschlafen ist es für viele normal geworden, so lange vor dem Smartphone oder Laptop zu sitzen / zu liegen, bis einem die Augen zufallen. Dabei kann Alleinesein ohne diese ständige Berieselung auch einen inneren Zufluchtsort darstellen - den die meisten aber gar nicht mehr kennen.
Natürlich bedeutet Alleinsein auch gleichzeitig, dass andere Menschen nicht da sind - und damit fällt auch das weg, was uns oft daran hindert, tiefer in uns selbst hineinzublicken. Es ist die sog. "soziale Persona" - also eine Rolle, die wir im Zusammensein mit anderen Menschen zwangsläufig einnehmen. Dabei geht es gar nicht darum, dass wir uns verstellen. Wir müssen nur, um mit anderen Menschen auszukommen, uns nach außen hin fokussieren. Das hat gleichzeitig zur Folge, dass wir unseren Fokus von unserem Inneren weg richten. Dadurch schaffen wir es nicht, tief in unser Inneres einzutauchen, wenn wir unter Anderen sind.
"Der eine geht zum Nächsten, weil er sich sucht, und der andre, weil er sich verlieren möchte. Eure schlechte Liebe zu euch selber macht euch aus der Einsamkeit ein Gefängnis." - aus Nietzsches "So sprach Zarathustra"Hier wird deutlich, dass jemand, der sich selbst hasst, natürlich nicht mit sich selbst alleine sein will. Die wichtigen Erkenntnisse über das eigene Leben können nicht komplett von anderen Leuten kommen - sie müssen aus uns selbst kommen. Diese innere Stimme hören wir am besten, wenn wir alleine sind, und uns dabei nicht ablenken lassen.
Viele finden diesen Zugang zu sich selbst besonders gut in der Natur... bei einer längeren Reise, auf der man ganz alleine ist, bei einer Wanderung, ... In der Hinsicht will ich aber keine konkreteren Hinweise geben, denn jeder findet etwas eigenes. Bei mir war es mal eine längere Radreise, die relativ spontan war, aber an die ich immer zurückdenken werde. Ich habe sehr viel über mich selbst auf dieser Reise gelernt, aber was noch viel wichtiger war: ich konnte neue Zuversicht schöpfen, dass ich immer zu meinem inneren Zufluchtsort zurückkommen kann - jederzeit, ohne Restriktion. Das ist das beste Gefühl überhaupt, so einen inneren Anker zu haben.
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