Montag, 2. April 2012

Hört auf euren Körper, nicht auf die Gesellschaft, nicht auf Moden, nicht auf Ernährungsexperten.

Die letzten 7 Jahre habe ich versucht, ein Gespür für meinen Körper zu entwickeln. Und dabei sind mir viele Dinge aufgefallen, die überhaupt nicht konform gehen mit dem, was in unserer Gesellschaft als "gesunde Ernährung" proklamiert wird. Viele Dinge davon treffen auf mich überhaupt nicht zu und machen mich sogar krank oder bewirken, dass ich lethargisch und träge werde.

Zum Einen ist es der Umgang mit Salz. Bereits nachdem ich ca. 1 Woche konsequent auf Salz verzichtet habe, ist mir aufgefallen, wie schön gesund ich nach dem Aufstehen am Morgen alleine aussehe. Eigentlich habe ich es bewusst wahrgenommen, nachdem ich danach wieder Salz zu mir genommen habe. Ich war aufgeschwemmt, aufgedunsen, ich hab meinen Augen nicht getraut. Eigentlich hatte ich immer gedacht, so würde ich bloß nach einer Kotzsession aussehen. Nein, ok. Wieder was dazugelernt.

Zum Anderen hat mir mein Körper gezeigt, dass ich spät abends generell nichts mehr essen soll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich ihn jahrelang malträtiert habe und er in der Nacht einfach seine Ruhe will. Ok, mach ich gern. Letztens hab ich wieder aus reinem Gruppenzwang was zu mir genommen zu später Uhrzeit, und zwar ein paar Kekse, nachdem ich spät nachts heimgekommen bin. Und was war am nächsten Morgen? Das Zeug lag wie ein Stein im Magen, einfach nur ein widerliches Gefühl, das ich nicht haben muss. Also werd ich in Zukunft nichts mehr essen so spät am Abend. Aber warum fällt mir das so schwer, bloß weil es andere machen, heißt das doch nicht, dass ich es auch machen muss. Ohje, ich muss auch noch einiges lernen, um mich selber davor zu bewahren, mich schlecht zu fühlen.

Eine andere Sache ist die mit dem Brot. Ich habe tatsächlich, nach 6 oder 7 Jahren mit relativ normalem Essverhalten, immer noch ein Problem damit. Das heißt nicht, dass ich es in mich reinstopfe. Es heißt, dass ich merke, dass ich immer weiter essen könnte bei Brot. Aber warum ist das so? Eigentlich ist Brot doch in unserer Gesellschaft ein Hauptnahrungsmittel.
Schon in den späten 70er Jahren haben Wissenschaftler opiumähnliche Substanzen in Brot und anderen stärkehaltigen Lebensmitteln (Pasta, Pizza, Teigwaren) entdeckt. Sie wirken daher wie Suchtmittel. Die Stoffen heißen "Beta-Carboline" und "opioide Peptide". (Journal Biol. Chemie, April 1979, Vol 254 (7): 2446 - 9)

Ich habe für mich entschieden, dass Brot nicht geeignet für mich ist. Es befriedigt mich nicht, sondern löst vielmehr eine Gier nach mehr aus, eine Gier, die ich nur durch den Gebrauch meines Verstands stoppen kann. Und dafür soll Essen meiner Meinung nach nicht genutzt werden, um sich selber zu "testen"; ob man dem Drang widersteht. Essen soll ein Genuss sein, keine Selbstkasteiung. Kein Gang auf Messers Schneide. Die Konsequenz für mich ist, den Konsum von Brot drastisch einzuschränken.
Es gibt noch weitere Bereiche, in denen ich nicht konform mit der gesellschaftlich akzeptierten Meinung zu Ernährung gehe.

Jeder sollte selber herausfinden, was ihm guttut, und sich auf gar keinen Fall auf irgendwelche "Tipps" von Experten verlassen. Lernen, die Signale des eigenen Körpers zu verstehen, sensibel zu werden und darauf zu reagieren, ist meiner Meinung der wichtigste Schritt im Hinblick auf gesundes Essen, wenn es um die Heilung von Bulimie geht.

7 Kommentare

  1. Anonym23 April

    Du hattest geschrieben, dass es dir gut tut, wenn du abends nichts mehr isst. Hast du dann gar keinen Hunger? Isst du dafür Mittags etwas mehr, um abends nicht hungrig zu sein?
    Isst du oft Süßigkeiten? In verschiedenen Therapien wird ja oft gesagt, dass Süßigkeiten auch ein Bestandteil der Ernährung wären und man ruhig etwas Süßes pro Tag essen soll.
    Wie hast du es eigentlich geschafft, von den Mengen wieder runterzukommen? War das zu Beginn eine Sache der Disziplin? Satt kennt man ja meistens nicht...

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  2. Hallo, ich glaube das kam ein bisschen missverständlich rüber. Ich habe eigentlich gemeint, spät abends oder nachts es in Zukunft vermeiden zu wollen, etwas zu essen. Mein Magen scheint wohl nachts anderen Sachen nachzugehen als der Verdauung :D
    Süßigkeiten esse ich, wenn ich Lust drauf habe. Ich halte nichts von dogmatischen Regeln etc. wie z.B. "einmal am Tag etwas Süßes". Es gibt bei mir Tage, an denen ich gar nichts Süßes esse (ok, das ist eher selten), dann entweder, weil ich keine Lust darauf habe, oder einfach nur, weil ich nichts zuhause habe und zu faul bin, mir etwas zu kaufen. Dann gibt es wiederum Tage, die starten mit einem süßen Gebäck am Morgen (das ist für mich auch eine Süßigkeit, aber das ist Ansichtssache), und diversen anderen Kleinigkeiten über den Tag verteilt.

    Liebe Grüße,
    Jo

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  3. Achja, von den Mengen runterkommen geht am Anfang wirklich nur mit Disziplin. Das war für mich der einzige Weg. Vielleicht schreckt das Wort "Disziplin" auch viele ab- man kann es natürlich auch mit "Durchhaltevermögen" umschreiben. :)

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  4. Anonym25 April

    Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich nicht hin und wieder morgens ein süßes Gebäck oder so essen soll,in der Hoffnung, dass dieses Bild "Süßigkeiten sind gefährlich und Fa-Starter" weggeht.
    Ohne Durchhaltevermögen kann man wahrscheinlich nicht die alten Muster aufbrechen... jedoch merke ich immer wieder, dass ich ohne Erbrechen so empfindlich und schnell aus dem Konzept zu bringen bin. Unangenehme Gedanken und Gefühle werden einfach "weggefressen" und "ausgekotzt". Ich träume mich bei FA's in eine heile Welt.

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  5. Guter Punkt. Die Sessions sind meiner Meinung nach eine Art Eskapismus. Man flüchtet aus der Realität, aber das machen nicht nur Leute mit FAs oder Drogensüchtige, ich glaube, das findet permanent in unserer Gesellschaft statt: fernsehen, das Internet, schon allein Musik hören oder ins Kino gehen sind eine Art der Realitätsflucht. Und das ist ja auch nicht nur negativ, es sind Möglichkeiten, den Alltag zu verarbeiten. Gefühle zu verarbeiten. Es gibt sowohl gesellschaftlich anerkannte Formen (Theater usw.) als auch gesellschaftlich verachtete (Alkoholismus). Und welche Form nicht selbstzerstörerisch wirkt, sondern verarbeitend und damit weiterführend, das ist die Frage!

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  6. Mir war das Frühstück immer wahnsinnig wichtig. Schon ganz am Anfang, als ich mich gegen die Bulimie entschieden hab, aber noch ganz tief in den Denk- und Verhaltensmustern verstrickt war, konnte ich beim Frühstück relativ normal essen. Daher war das Frühstück die optimale Mahlzeit, um mal was Süßes einzubauen, ohne es gleich ausarten zu lassen. Das ist auch eine gute Methode, sich zu überlegen, ob man einen Fokus setzen kann bei einer Mahlzeit. Und bei dieser Mahlzeit dann genießen zu können. Mal zum Bäcker gehen zum Beispiel, sich einen besonderen Aufstrich zu leisten oder sich viel Zeit nehmen. Da kommt mir gleich die Idee für einen neuen Artikel :D

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  7. Anonym27 April

    Ich finde es ganz toll, dass du soviel über deine Erfahrungen schreibst :-))
    Das Frühstück wäre auch bei mir die beste Mahlzeit, um mal was Süßes einzubauen. Vielleicht muss ich auch mehr variieren..
    Die Verarbeitung von Gefühlen und Gedanken, die dabei hilft, Dinge - im wahrsten Sinne des Wortes - zu verdauen, ist eine ziemliche Herauforderung. Ich weiß so viel über mich und meine Gefühle und doch wieder nichts. Ich habe bald 7 Jahre Bulimie und langsam frage ich mich, ob ich es überhaupt da raus schaffe.Ich erbreche jeden verdammten Tag :-(

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