Viele Jahre lang, viel zu viele Jahre lang, habe ich gedacht, ein Rückfall ist das Schlimmste. Ich war völlig gefangen in diesem Gedanken, mir genau im Moment des Rückfalls alles zunichte zu machen. Das war teilweise auch so. Wegreden kann man die Folgen nicht. Man fühlt sich einfach sch...ei....ße. Und kann sich nicht vorstellen, wie man es wieder mal NICHT geschafft hat. Warum man sich wieder was vorgemacht hat. All die Konsequenzen, das aufgequollene Gesicht, die hämmernden Kopfschmerzen, das Benommensein, der Schwindel, die quälenden Selbstvorwürfe, der widerliche Geruch überall. Das sich ins Nichts aufgelöste Selbstwertgefühl. Wieder das Gefühl, sich auf sich selbst nicht verlassen zu können.
Irgendwann wurde es mir klar, dass diese schlimme Zeit vorüber geht. Meist dauerte es ca. 3 Tage, bis das Selbstverständnis wieder einigermaßen war wie sonst. Wenn es passiert, hilft es, sich das immer wieder selbst zu sagen, dass es vorbei geht. Dass in 3 Tagen alles wieder so ist wie zuvor. Und dass dann auch ein erhebendes Gefühl eintritt, dass man diese 3 Tage überstanden hat, und wie gut es sich anfühlt, "normal" zu sein. Dass man nicht ständig unter Zeitdruck steht, weil man noch kotzen muss. Dass man sich unter Menschen trauen kann, ohne sich komisch vorzukommen.
Ein bisschen Weitblick ist hier gefragt. Und Nachsicht mit sich selbst. Rückfälle gehören dazu. Und dafür muss man sich nicht selber noch runtermachen, der körperliche Zustand nach einem Rückfall ist doch schon schlimm genug! Lieber gut zu sich sein, wie zu einem kranken Kind. Das hilft mehr als alle Vorwürfe. Den Rückfall als Chance sehen, als Auszeit von der Realität, als Möglichkeit zu lernen, was das Leben mir bietet. Als Hinweis, mal genauer hinzuschauen, was eigentlich los ist in meinem Leben und wohin es mich gerade treibt.
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