Dienstag, 21. August 2012

Essen und Symbole

Nachdem ich ja schon in einem vorherigen Post nach der Symbolik hinter Lebensmitteln gesucht habe, hier nochmal eine Erweiterung und Vertiefung des Themas.
Ich bin im Buch "Kulturthema Essen" (s.u.) auf einen guten und meiner Ansicht nach sinnvollen Ansatz gestoßen. Nahrungsmittel werden in 6 Kategorien eingeteilt:

Prestigeprodukte
  • Man empfindet Nahrungsmittel in erster Linie als persönliche Attribute. Mithilfe von bestimmten Lebensmitteln wird das Bedürfnis nach Schaueffekten und Selbstdarstellung gestillt. Außerdem sollen sie die gesellschaftlich elitäre Position oder Abhängigkeit unterstreichen. Jugendliche gehen beispielsweise zu Starbucks, weil sie zeigen wollen, dass sie es sich leisten können und so imponieren wollen.
Statusprodukte
  • Nahrungsmittel werden eingesetzt, um sich soziokulturell zu positionieren. Sie demonstrieren Gruppenzugehörigkeit und Solidarität  und erleichtern die Aufnahme in eine Gruppe und deren Akzeptanz: Beispielsweise ist man in studentischen Kreisen "in", wenn man vegetarisch lebt.
Fetisch- und Sicherheitsprodukte
  • Nahrungsmittel dienen in besonderen Situationen der Erzielung emotionaler Wirkungen, und können mit Medikamenten verglichen werden. Man hat den Eindruck, ohne sie nicht auskommen zu können. Sie dienen der Ich-Verteidigung oder Ich-Stärkung und haben manchmal magisch-religiösen Charakter: Die Schachtel Pralinen, die die junge Frau immer nach einem Streit mit ihrem Freund verzehrt. 
Hedonistische Produkte
  • Lebensmittel werden aufgrund ihres Geschmacks, Geruchs und Aussehens, situationsabhängig verzehrt, um Lustmaximierung zu erreichen. Damit möchte man eigenes Verhalten belohnen oder demonstriert Gemütsverfassungen, Vergnügen und Kommunikation: Eine bestimmte Kaffeesorte, die ganz besonders teuer war, und deren Aroma ich bis zum letzten Schluck genieße. 
Nur-funktionelle Produkte
  • Zuletzt gibt es Nahrungsmittel, die nur als Nährstoff- und Energielieferanten genutzt werden. Sie haben keinen soziokulturellen Sinngehalt und tragen keine Zeichen: Grundnahrungsmittel, z.B. Kartoffeln oder Brot, können in diese Kategorie fallen. Welche Lebensmittel dies sind, hängt jedoch stark von der persönlichen Einschätzung des Konsumenten ab.
Eine interessante Frage hierzu wäre: existieren solche Lebensmittel für den Bulimiker (Nur-funkionelle Produkte), und wenn ja, welche sind das?  Wäre dieser Ansatz wieder ein kleines Puzzleteil? Nur-funktionelle Produkte sind nicht mit Emotionen verknüpft, was bedeutet, dass es keinen Sinn ergeben würde, sich daran zu überessen....

Auch die anderen Kategorien finde ich sehr spannend: Welche Nahrungsmittel habe ich unbewusst bisher welcher Gruppe zugeordnet?
nach Gerhard Neumann, Hans Jürgen Teuteberg und Alois Wierlacher (1993): Kulturthema Essen. Ansichten und Problemfelder. Berlin, 1993.

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