Sonntag, 21. November 2010

Neurochemie: Neue Gewohnheiten nach 6-9 Monaten

Umstellung von heute auf morgen – keine Chance
Vorsätze können nicht von heute auf morgen gefestigt werden. Dies braucht Zeit. Gehirnforscher gehen davon aus, dass es sechs bis neun Monate dauert, um einen neuen Pfad im Gehirn auszubilden, der uns dann zur Gewohnheit wird. An die Stelle der alten Gewohnheit muss eine neue, bessere treten, sonst ist der Rückfall vorprogrammiert. http://www.sf.tv/sendungen/puls/merkblatt.php?navpath=the/psy&docid=20100125-5 


Durch das Buch "Zucker und Bulimie" von Inke Jochims bin ich vor einigen Jahren auf das interessante Thema der Neurochemie und Gehirnforschung gestoßen. Ich habe mir damals immer wieder die Frage gestellt, ob das Überwinden der Bulimie, d.h. zu allererst auf den Verzicht auf Essanfälle, alleine von meiner Disziplin abhängt, und wie sich diese Disziplin überhaupt definiert.
Motiviert hat mich dabei die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass immer wiederkehrende Handlungen sich wie tiefe Furchen in die Gehirnstruktur eingraben und somit zu tiefen Gräben entwickeln, in denen man leichter läuft, als auf neuem Terrain. Genauso verhält es sich auch mit Essanfällen. Der Betroffene schafft sich also seine Sucht, indem er immer wieder in bestimmten Situationen die gleiche Handlung ausführt, also Essen in sich hineinstopft, und diese Handlung irgendwann gar nicht mehr hinterfragt wird, oder aber dieser Graben bereits so tief ist, dass es extrem schwer fällt, wieder herauszukommen.
Das Interessante dabei ist aber, dass sich jeder Mensch Handlungsgewohnheiten auch wieder abgewöhnen kann, indem er lange genug eine andere Handlung ausführt, bis diese zur Routine wird und gleichzeitig das alte Handlungsmuster ablöst.
Das ist eigentlich alles trockene Theorie, in meinem Fall hat mich diese rein wissenschaftliche Erkenntnis aber dahingehend ermutigt, nicht aufzugeben, sondern mir mein Leben neu zu erschaffen.
Routinen entwickeln hat also am Anfang viel mit Selbstdisziplin zu tun, nach einiger Zeit aber, wenn es dann zur Routine geworden ist, muss man nicht jedes Mal neu darüber nachdenken und sich immer neu motivieren, nein, es wird zur Normalität.
Wenn es sich also mit der Sucht so verhält. dass einige Dinge leider "normal" geworden sind, dann kann es im Umkehrschluss genauso "normal" werden, sich liebevolle und gesunde Verhaltensweisen anzugewöhnen, die die suchtartigen ablösen.


Interessanter Vortrag von Gerhard Roth, einem renommierten deutschen Gehirnforscher der Uni Bremen:
http://www.pawlik.de/upload/pdf/SC05_Vortrag_Prof._Roth.pdf 

1 Kommentar

  1. Anonym11 Mai

    Hallo Johanna, leider sind beide Links nicht mehr aktuell. Ich hab via Google versucht, die beiden Dokumente zu finden, aber leider ohne Erfolg. Falls du eine Idee hast, wo man die Dokumente noch finden könnte, fände ich es super, wenn du sie aktualisieren könntest. Und ein riiiiiiesiges "Danke" für deinen Blog, er hilft mir derzeit sehr :)

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