Mittwoch, 27. Februar 2013
Heilung von Bulimie = Veränderung: Prof. Hüther zum Thema "Change"
Hier ein interessantes Video eines Vortrags von Prof. Gerald Hüther zum Thema Veränderung, das ich gern mit euch teilen möchte:
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Verhaltensänderung,
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Samstag, 23. Februar 2013
Wie das Essverhalten Einfluss auf künftige Generationen hat: Epigenetik
Vor etwas längerer Zeit bin ich auf dieses Video gestoßen. Es geht um den Einfluss der Ernährung auf das Erbgut. Im größeren Kontext handelt es sich dabei um Epigenetik. Epigenetik bezeichnet die Fähigkeit von Genen, bestimmte Sequenzen sozusagen an- und auszuschalten. Eine gute Ernährung kann also bewirken, dass gewisse Krankheitsmarker auf den Genen ausgeschaltet werden, so dass sie im Erbgut der Nachkommen nicht mehr vorkommen.
Während des Zweiten Weltkriegs waren große Teile der Niederlande von einer Hungersnot betroffen. Forscher haben herausgefunden, dass noch die Enkel der Frauen, die in dieser Zeit schwanger waren, häufiger von bestimmten Krankheiten wie Krebs betroffen sind. Forscher konnten diesen Zusammenhang darauf zurückführen, dass Genabschnitte mit den Krankheitsveranlagungen auf die Kinder weiterverererbt wurden, die nur im Zustand der Mangelernährung aktiviert waren.
Ganz vereinfacht dargestellt kann man also sagen, dass sich das Verhalten eines Menschen auch in seinen Genen wiederspiegelt und dass der Mensch sein Erbgut beeinflusst, ob er will oder nicht.
Das Video zum Thema findet ihr hier.
Während des Zweiten Weltkriegs waren große Teile der Niederlande von einer Hungersnot betroffen. Forscher haben herausgefunden, dass noch die Enkel der Frauen, die in dieser Zeit schwanger waren, häufiger von bestimmten Krankheiten wie Krebs betroffen sind. Forscher konnten diesen Zusammenhang darauf zurückführen, dass Genabschnitte mit den Krankheitsveranlagungen auf die Kinder weiterverererbt wurden, die nur im Zustand der Mangelernährung aktiviert waren.
Ganz vereinfacht dargestellt kann man also sagen, dass sich das Verhalten eines Menschen auch in seinen Genen wiederspiegelt und dass der Mensch sein Erbgut beeinflusst, ob er will oder nicht.
Das Video zum Thema findet ihr hier.
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Mittwoch, 20. Februar 2013
Neuroplastizität, oder warum geheilte Bulimie keine lebenslange Qual ist
Die Heilung von Bulimie bedeutet nicht, dass ihr euch lebenslang mit quälenden Essanfalls-Wünschen herumschlagen müsst. Es gibt hierfür sogar einen wissenschaftlichen Beweis: die neuronale Plastizität. Dieser Begriff beschreibt den Umstand, dass sich Verhaltensänderungen auch in der Beschaffenheit des Gehirns widerspiegeln.
Ein (auch zur Bulimie passendes Experiment) hat übergewichtige Probanden mit Essanfallsstörung untersucht. Durch Computertomografien wurde festgestellt, dass diese Personen stark auf hochkalorische Lebensmittel reagieren (entsprechende Teile des Gehirns waren besonders stark aktiviert). Nachdem sie sich erfolgreich einer Therapie unterzogen hatten und keine Essanfälle mehr hatten, wurde dieser Test erneut durchgeführt. Nun zeigten die entsprechenden Bereiche des Gehirns keine auffällige Reaktion mehr.
Neu ist dieses Thema ja nicht: durch ein bestimmtes Verhalten kann ich in einem Bereich meines Gehirns neue neuronale Verknüpfungen wachsen lassen, die dann wiederum das Verhalten unterstützen und irgendwann automatisiert ablaufen lassen, so dass ich mich nicht mehr anstrengen muss. Wenn mein Ziel also ist, in aufreibenden Situationen keinen Fressanfall mehr zu schieben, trainiere ich meinem Gehirn neue Verhaltensweisen an und schaffe neue Verbindungen. Die alten Verbindungen zum Essanfall sind dann irgendwann so schwach, dass es mir wiederum wahrscheinlich schwer fallen würde, in dieses alte Muster zu verfallen. Stattdessen ist es für mich automatisch und ganz leicht möglich, meine Gefühle auf andere Art und Weise zu verarbeiten. Es ist sozusagen eine neue Gefühlsautobahn entstanden, der Rasthof "Essanfall" wurde abgerissen und an dessen Stelle entstand "Wohlfühl-Oase Körper".
Ein (auch zur Bulimie passendes Experiment) hat übergewichtige Probanden mit Essanfallsstörung untersucht. Durch Computertomografien wurde festgestellt, dass diese Personen stark auf hochkalorische Lebensmittel reagieren (entsprechende Teile des Gehirns waren besonders stark aktiviert). Nachdem sie sich erfolgreich einer Therapie unterzogen hatten und keine Essanfälle mehr hatten, wurde dieser Test erneut durchgeführt. Nun zeigten die entsprechenden Bereiche des Gehirns keine auffällige Reaktion mehr.
Neu ist dieses Thema ja nicht: durch ein bestimmtes Verhalten kann ich in einem Bereich meines Gehirns neue neuronale Verknüpfungen wachsen lassen, die dann wiederum das Verhalten unterstützen und irgendwann automatisiert ablaufen lassen, so dass ich mich nicht mehr anstrengen muss. Wenn mein Ziel also ist, in aufreibenden Situationen keinen Fressanfall mehr zu schieben, trainiere ich meinem Gehirn neue Verhaltensweisen an und schaffe neue Verbindungen. Die alten Verbindungen zum Essanfall sind dann irgendwann so schwach, dass es mir wiederum wahrscheinlich schwer fallen würde, in dieses alte Muster zu verfallen. Stattdessen ist es für mich automatisch und ganz leicht möglich, meine Gefühle auf andere Art und Weise zu verarbeiten. Es ist sozusagen eine neue Gefühlsautobahn entstanden, der Rasthof "Essanfall" wurde abgerissen und an dessen Stelle entstand "Wohlfühl-Oase Körper".
Samstag, 16. Februar 2013
Was steckt hinter der Bulimie?
Der klassische Satz in der Bulimietherapie lautet ja: "Fressen und Kotzen sind nicht das Problem, sie sind nur ein Problem für das, was dahinter steckt." Klar, dem kann auch ich nur zustimmen.
Das Problem dabei ist, dass viele dieses "was dahinter steckt" nie herausfinden. Es gibt Achtzigjährige, die sich ihr Leben lang etwas vorgespielt haben. Und um das zu tun, muss man nicht einmal Bulimie haben, nein, man kann sein wahres Ich auch unter schönen Deckmäntelchen verstecken, man kann sich übertrieben anpassen, sich perfektionistisch, ängstlich, schüchtern oder auch einfach arrogant verhalten.
Dass viele Menschen es nicht herausfinden und sich infolge dessen nicht "natürlich" verhalten, ist keine Angelegenheit, die nur den und insbesondere die Einzelne betrifft. Es liegt, soviel weiß ich heute, an unserer Gesellschaft, unserer Sozialisation.
"Das was dahinter steckt" hat nichts mit der Vergangenheit zu tun, es ist kein Vorfall aus der Kindheit und es ist auch nichts, was so groß ist, dass ich jahrelang danach graben muss.
Aber was ist es dann?
Clarissa Pinkola-Estes schließt dieses unnatürliche Verhalten auf eine Verletzung des Instinkts zurück. Dies geschieht oft bereits im Kindesalter. Es passiert, wenn ein Kind daran gehindert wird, seine Kreativität auszuleben. Um das zu veranschaulichen, passt Hans Christian Andersens Märchen der Roten Schuhe sehr gut:
"Da war ein kleines Mädchen, fein und niedlich, aber im Sommer mußte sie immer mit bloßen Füßen gehen, denn sie war arm, und im Winter mit großen Holzschuhen, sodaß der kleine Fuß ganz rot wurde, und das sah zum Erbarmen aus.
Das Problem dabei ist, dass viele dieses "was dahinter steckt" nie herausfinden. Es gibt Achtzigjährige, die sich ihr Leben lang etwas vorgespielt haben. Und um das zu tun, muss man nicht einmal Bulimie haben, nein, man kann sein wahres Ich auch unter schönen Deckmäntelchen verstecken, man kann sich übertrieben anpassen, sich perfektionistisch, ängstlich, schüchtern oder auch einfach arrogant verhalten.
Dass viele Menschen es nicht herausfinden und sich infolge dessen nicht "natürlich" verhalten, ist keine Angelegenheit, die nur den und insbesondere die Einzelne betrifft. Es liegt, soviel weiß ich heute, an unserer Gesellschaft, unserer Sozialisation.
"Das was dahinter steckt" hat nichts mit der Vergangenheit zu tun, es ist kein Vorfall aus der Kindheit und es ist auch nichts, was so groß ist, dass ich jahrelang danach graben muss.
Aber was ist es dann?
Clarissa Pinkola-Estes schließt dieses unnatürliche Verhalten auf eine Verletzung des Instinkts zurück. Dies geschieht oft bereits im Kindesalter. Es passiert, wenn ein Kind daran gehindert wird, seine Kreativität auszuleben. Um das zu veranschaulichen, passt Hans Christian Andersens Märchen der Roten Schuhe sehr gut:
"Da war ein kleines Mädchen, fein und niedlich, aber im Sommer mußte sie immer mit bloßen Füßen gehen, denn sie war arm, und im Winter mit großen Holzschuhen, sodaß der kleine Fuß ganz rot wurde, und das sah zum Erbarmen aus.
Mitten im Dorfe wohnte die alte Mutter
Schuhmacher, sie saß und nähte, so gut sie konnte, von alten, roten
Tuchstreifen ein Paar kleine Schuhe. Sie waren ganz plump, aber es war
gut gemeint, die sollte das kleine Mädchen haben. Das kleine Mädchen
hieß Marie.
Gerade an dem Tage, als ihre Mutter begraben wurde,
erhielt sie die roten Schuhe und hatte sie zum ersten Male angezogen.
Freilich war es nicht, um damit zu trauern, aber sie hatte keine andern,
daher ging sie mit diesen hinter dem ärmlichen Sarge her.
Da kam auf einmal ein großer Wagen, und darin saß
eine alte Dame; sie betrachtete das kleine Mädchen und fühlte Mitleid
mit ihr, und dann sagte sie zum Prediger: »Hört, gebt mir das kleine
Mädchen, dann werde ich mich ihrer annehmen!«
Marie glaubte, das geschehe alles nur der roten
Schuhe wegen, aber die alte Dame meinte, die seien greulich, und sie
wurden verbrannt. Marie selbst aber wurde rein und ordentlich angezogen;
sie mußte lesen und nähen lernen, und die Leute sagten, sie sei
niedlich, aber der Spiegel sagte: »Du bist weit mehr als niedlich, Du
bist schön!«
Da reiste die Königin einst durch das Land und
hatte ihre kleine Tochter bei sich, das war eine Prinzessin, und die
Leute strömten nach dem Schlosse hin, und da war Marie denn auch, und
die kleine Prinzessin stand in feinen, weißen Kleidern am Fenster und
ließ sich anstaunen, sie hatte weder Schleppe noch Goldkrone, aber
herrliche, rote Saffianschuhe, die freilich weit schöner waren, als die,
welche die Mutter Schuhmacher der kleinen Marie genäht hatte. Nichts in
der Welt kann doch mit roten Schuhen verglichen werden!
Nun war Marie so alt, daß sie eingesegnet werden
sollte, sie bekam neue Kleider, und neue Schuhe sollte sie auch haben.
Der Schuhmacher in der Stadt nahm Maß zu ihrem kleinen Fuß, das geschah
zu Hause in seinem eigenen Zimmer, und da standen große Glasschränke mit
niedlichen Schuhen und glänzenden Stiefeln. Das sah allerliebst aus,
aber die alte Dame konnte nicht gut sehen und da hatte sie kein
Vergnügen daran. Mitten unter den Schuhen standen ein Paar rote, ganz
wie die, welche die Prinzessin getragen hatte; wie schön waren
die! Der Schuhmacher sagte auch, daß sie für ein Grafenkind gemacht seien, sie hätten aber nicht gepaßt.
»Das ist wohl Glanzleder?« fragte die alte Dame. »Sie glänzen so!«
»Ja, sie glänzen!« sagte Marie, und sie paßten
und wurden gekauft, aber die alte Dame wußte nichts davon, daß sie rot
waren, denn sie hätte Marie nie erlaubt, in roten Schuhen zur Einsegnung
zu gehen, aber das that sie nun.
Alle Menschen betrachteten ihre Füße, und als sie
zur Chorthür über die Kirchenschwelle hinschritt, kam es ihr vor, als
wenn selbst die alten Bilder auf den Begräbnissen, die Prediger und
Predigerfrauen mit steifen Kragen und langen, schwarzen Kleidern, die
Augen auf ihre roten Schuhe hefteten, und nur an diese dachte sie, als
der Prediger seine Hand auf ihr Haupt legte und von der heiligen Taufe,
vom Bunde mit Gott, und daß sie nun eine erwachsene Christin sein solle,
sprach. Die Orgel spielte feierlich, die hübschen Kinderstimmen sangen
und der alte Lehrer sang, aber Marie dachte nur an die roten Schuhe.
Am Nachmittage erfuhr die alte Dame von den
Leuten, daß die Schuhe rot gewesen, und sie sagte, daß es häßlich sei
und sich das nicht schicke, daß Marie später, wenn sie zur Kirche gehe,
immer mit schwarzen Schuhen gehen solle, selbst wenn sie alt seien.
Am nächsten Sonntage war Abendmahl, und Marie
betrachtete die schwarzen Schuhe, sie besah die roten – und besah sie
wieder und zog die roten an.
Es war ein herrlicher Sonnenschein; Marie und die alte Dame gingen den Fußsteig durch das Korn entlang, da stäubte es ein wenig.
An der Kirchthür stand ein alter Soldat mit einem
Krückstocke und mit einem wunderbar langen Barte, der war mehr rot als
weiß, und er neigte sich bis zur Erde und fragte die alte Dame, ob er
ihre Schuhe abwischen dürfe. Marie streckte
auch ihren kleinen Fuß aus. »Sieh, was für schöne Tanzschuhe!« sagte der
Soldat, »sitzt fest, wenn Ihr tanzt!« und dann schlug er mit der Hand
gegen die Sohlen.
Die alte Dame gab dem Soldaten ein Almosen und dann ging sie mit Marie in die Kirche.
Alle Menschen drinnen sahen nach Mariens roten
Schuhen, und alle Bilder sahen danach, und als Marie vor dem Altar
kniete und den goldenen Kelch an ihren Mund setzte, dachte sie nur an
die roten Schuhe, und es war ihr, als ob sie im Kelch herum schwimmen;
und sie vergaß ihren Psalm zu singen, sie vergaß ihr »Vater unser« zu
beten.
Nun gingen alle Leute aus der Kirche, und die
alte Dame stieg in ihren Wagen. Marie erhob den Fuß, um nachzusteigen,
da sagte der alte Soldat: »Sieh, was für schöne Tanzschuhe!« und Marie
konnte nicht umhin, sie mußte einige Tanztritte machen, und als sie
anfing, fuhren die Beine fort zu tanzen, es war gerade, als hätten die
Schuhe Macht über sie erhalten. Sie tanzte um die Kirchenecke, sie
konnte es nicht lassen, der Kutscher mußte hinterher laufen und sie
greifen, und er hob sie in den Wagen, aber die Füße fuhren fort zu
tanzen, sodaß sie die gute, alte Dame gewaltig trat. Endlich zog sie die
Schuhe aus und die Beine erhielten Ruhe.
Daheim wurden die Schuhe in einen Schrank gestellt, aber Marie konnte nicht unterlassen, sie zu betrachten.
Nun lag die Dame krank darnieder, es hieß, sie
werde nicht wieder gesund. Gepflegt und gewartet mußte sie werden und
niemand war dazu mehr verpflichtet als Marie. Aber in der Stadt war ein
großer Ball. Marie war eingeladen; – sie betrachtete die alte Dame, die
doch nicht genesen konnte, sie besah die roten Schuhe, und sie meinte,
es sei keine Sünde dabei. – Sie zog die roten Schuhe an, das konnte sie
ja auch wohl; aber dann ging sie zum Ball und fing an zu tanzen.
Als sie aber zur Rechten wollte, tanzten die Schuhe zur Linken, und als sie die Diele hinauf wollte, tanzten die Schuhe
dieselbe hinunter, die Treppe hinab, durch die Straße aus dem Stadtthor
hinaus. Sie tanzte und mußte tanzen, gerade hinaus in den finstern Wald.
Da leuchtete es zwischen den Bäumen und sie
glaubte, es sei der Mond, denn es war ein Gesicht, aber es war der alte
Soldat mit dem roten Bart, er saß und nickte und sagte: »Sieh, was für
schöne Tanzschuhe!«
Da erschrak sie und wollte die roten Schuhe
abwerfen, aber die hingen fest, und sie schleuderte ihre Strümpfe ab,
aber die Schuhe waren an den Füßen festgewachsen. Sie tanzte und mußte
über Feld und Wiese, im Regen und Sonnenschein, bei Nacht und bei Tage
tanzen, aber nachts war es am greulichsten.
Sie tanzte auf den offenen Kirchhof hinauf, aber
die Toten dort tanzten nicht, die hatten etwas viel Besseres zu thun,
als zu tanzen. Sie wollte sich auf des Armen Grab setzen, wo das bittere
Farrenkraut wächst, aber für sie war weder Ruhe noch Rast, und als sie
gegen die offene Kirchthür hintanzte, sah sie dort einen Engel in weißen
Kleidern, mit Schwingen, die ihm von den Schultern bis zur Erde
reichten, sein Antlitz war streng und ernst, und in der Hand hielt er
ein Schwert, breit und glänzend.
»Tanzen sollst Du!« sagte er, »tanzen auf Deinen
roten Schuhen, bis Du bleich und kalt wirst, bis Deine Haut zu einem
Gerippe zusammenschrumpft! Tanzen sollst Du von Thür zu Thür, und wo
stolze, hochmütige Kinder wohnen, sollst Du anklopfen, sodaß sie Dich
hören und fürchten! Tanzen sollst Du, tanzen – –!«
»Gnade!« rief Marie. Aber sie hörte nicht, was
der Engel erwiderte, denn die Schuhe trugen sie durch die Thür auf das
Feld, über Weg und Steg, und immer mußte sie tanzen.
Eines Morgens tanzte sie an einer Thür vorbei, die sie gut kannte. Drinnen tönte Psalmengesang, ein Sarg wurde herausgetragen, der mit Blumen geschmückt war. Da wußte sie, daß die
alte Dame gestorben war, und nun fühlte sie, daß sie von allen verlassen
und von Gottes Engel verdammt sei.
Sie tanzte, und sie mußte tanzen, tanzen in der
finstern Nacht. Die Schuhe trugen sie über Dorn und Sumpf davon, sie riß
sich blutig; sie tanzte über die Haide dahin nach einem kleinen,
einsamen Hause. Hier wußte sie, daß der Scharfrichter wohne und sie
klopfte mit den Fingern an die Scheiben und sagte:
»Komm heraus! – komm heraus! – ich kann nicht hinein kommen, denn ich muß tanzen!«
Und der Scharfrichter sagte: »Du weißt wohl
nicht, wer ich bin? Ich schlage den Menschen die Köpfe ab und ich merke,
daß meine Axt klingt!«
»Schlage mir nicht den Kopf ab,« sagte Marie,
»denn dann kann ich meine Sünde nicht bereuen, aber schlage meine Füße
mit den roten Schuhen ab!«
Sie bekannte ihre Sünde, und der Scharfrichter
hieb ihr die Füße mit den roten Schuhen ab, aber die Schuhe tanzten mit
den kleinen Füßen über das Feld dahin in den tiefen Wald hinein.
Er schnitzte ihr Holzfüße und Krücken, lehrte sie
einen Psalm, den die Sünder immer singen, und sie küßte die Hand, die
das Beil geführt hatte und ging über die Haide fort.
»Nun habe ich genug für die roten Schuhe
gelitten,« sagte sie, »nun will ich in die Kirche gehen, damit sie mich
sehen können!« Und sie ging rasch gegen die Kirchthür; als sie aber
dahinkam, tanzten die roten Schuhe vor ihr her und sie erschrak und
wendete um.
Die ganze Woche hindurch war sie betrübt und
weinte viel bittere Thränen, aber als Sonntag wurde, sagte sie: »Nun
habe ich genug gelitten und gestritten; ich glaube wohl, daß ich ebenso
gut bin als manche von denen, die da in der Kirche sitzen und sich
brüsten!« Und dann ging sie mutig hin; aber sie kam nicht weiter, als bis zur Kirchhofthür, da sah sie die roten
Schuhe vor sich hertanzen, und sie erschrak, wendete um und bereute
recht von Herzen ihre Sünde.
Sie ging zur Pfarrwohnung und bat, daß man sie
dort in Dienst nehmen möge, fleißig wolle sie sein, und alles thun, was
sie könnte, auf den Lohn sehe sie nicht, nur daß sie unter Dach komme
und bei guten Menschen sei. Die Predigerfrau hatte Mitleid mit ihr und
nahm sie in ihren Dienst. Marie war fleißig und nachdenkend. Stille saß
sie und horchte auf, wenn der Prediger des Abends aus der Bibel laut
vorlas. Alle Kinder hielten viel von ihr, wenn sie aber von Putz und
Pracht und von Schönheit sprachen, schüttelte sie mit dem Kopfe.
Am nächsten Sonntage gingen alle zur Kirche, und
sie fragten sie, ob sie mitgehen wolle, aber sie blickte betrübt, mit
Thränen in den Augen, auf ihre Krücken, und dann gingen die andern hin,
Gottes Wort zu hören, sie aber ging allein in ihre kleine Kammer, die
nicht größer war, als daß das Bett und ein Stuhl darin stehen konnten.
Hier setzte sie sich mit ihrem Gesangbuch hin, und als sie mit frommem
Sinn darin las, trug der Wind die Orgeltöne von der Kirche zu ihr
herüber, und sie erhob ihr Antlitz mit Thränen und sagte: »O Gott, hilf
mir!«
Da schien die Sonne ganz hell, und gerade vor ihr
stand Gottes Engel in den weißen Kleidern, den sie in jener Nacht in
der Kirchthür erblickt hatte, aber er hielt nicht mehr das scharfe
Schwert, sondern einen herrlichen grünen Zweig, der voller Rosen saß. Er
berührte damit die Decke, und sie erhob sich hoch, und wo er sie
berührt hatte, glänzte ein goldener Stern, und er berührte die Wände,
die sich erweiterten, und sie erblickte die Orgel, welche spielte, sie
sah die alten Bilder mit Predigern und Predigerfrauen, die Gemeinde saß
in den geputzten Stühlen und sang aus ihren Gesangbüchern. – Denn die
Kirche war selbst zu dem armen Mädchen in die enge Stube gekommen, oder auch war sie dahingekommen. Sie saß im Stuhl bei den
übrigen Leuten des Predigers, und als sie den Psalm geendet hatten und
aufblickten, nickten sie und sagten: »Das war recht, daß Du kamst,
Marie!«
»Das war Gnade!« sagte sie.
Und die Orgel klang und die Kinderstimmen im Chor
tönten sanft und lieblich! Der klare Sonnenschein strömte warm durch
das Fenster in den Kirchstuhl, wo Marie saß, hinein, ihr Herz wurde so
voller Sonnenschein, Frieden und Freude, daß es brach. – Ihre Seele flog
auf Sonnenschein zu Gott, und dort war niemand, der nach den roten
Schuhen fragte." - Quelle
Wie soll man dieses Märchen nun deuten, und was hat es mit Bulimie zu tun? Zunächst ist festzustellen, dass die roten Schuhe ein Sinnbild für die Kreativität des Mädchens sind. Die Farbe Rot ist auch ganz klar mit dem Ausdruck von Emotionen verknüpft.
Zu Beginn der Geschichte ist das Mädchen noch mit seinem Instinkt verbunden, es hat seiner Kreativität noch Ausdruck verliehen und sich selbst rote Schuhe genäht. Auch wenn sie schäbig wirkten, so hatten sie doch eine äußerst kostbare Bedeutung für das Mädchen. Sie hatte sie selbst gemacht und durch ihr Vorstellungsvermögen etwas erschaffen.
Die alte Dame nimmt ihr die Schuhe weg, sie schneidet dem Mädchen damit die Verbindung zu ihrem Innersten ab, weil sie selbst keine Verbindung mehr dazu hat. Alte Damen sind im Leben all diejenigen, die Kindern ihre Ideen ausreden, die sie nicht ernstnehmen und zum Bravsein ermahnen. Vor allem Mädchen sollen ja immer schön still und höflich sein.
Die Einsegnung könnte auch eine Konfirmation sein, also eine Art christlicher Initiationsritus, der aber leider gar nichts mit emotionaler Involviertheit des Mädchens zu tun hat - im Gegenteil. Es wird dazu angehalten, sich zu benehmen und seine Bedürfnisse nicht wahrzunehmen, also keine roten, sondern schwarze Schuhe zu tragen. Es ist kein Ereignis der Freude, sondern ein Trauerspiel.
Das Mädchen kauft beim Schuster aber keine schwarzen, sondern rote Schuhe. Es fällt auf die roten Schuhe herein, denn die neuen roten Schuhe stehen für alle schnelllebigen Ersatzbefriedigungen, denen wir nachgeben, anstatt auf unsere eigene Stimme zu hören. Dazu gehört auch die Bulimie. Es ist einfacher, einen Fressanfall haben, als auf die eigene Stimme zu hören und ein Leben zu führen, dass dem eigenen Wesen entspricht.
Aber diese neuen roten Schuhe führen ins Verderben. Sie lassen das Mädchen nicht mehr in Ruhe, sie ist fremdbestimmt, bis sie sich die Füße abschlagen lässt. Erst als Krüppel hört sie auf ihre eigene Stimme und erkennt, worauf es ihr ankommt.
Das ist also die Moral der Geschichte: auf die eigene Stimme hören. Es kann dauern, bis sie wieder wahrgenommen wird, aber sie ist nicht unterzukriegen. Das erkennt man schon allein daran, dass alle Ersatzbefriedigungen andauern. Und dass eine Bulimie ohne das Hören auf die eigene Stimme keine Chance hat, geheilt zu werden.
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Mittwoch, 13. Februar 2013
Die Rolle der Frau?!
Habt ihr euch jemals Gedanken über die generelle Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft gemacht? In letzter Zeit denke ich wieder häufiger über dieses Thema nach, was nicht zuletzt an der Sexismusdebatte liegt, die gerade Schlagzeilen macht.
Ich will zunächst völlig oberflächlich bleiben und mal von mir als Mädchen / Frau während meiner Bulimiezeit ausgehen. Auf der Straße wurde mir, wie jeder wahrscheinlich, auch mal hinterhergepfiffen oder irgendwas hinterhergerufen. In meiner generellen Unsicherheit habe ich das damals natüüürlich nicht als Beleidigung oder sexistische Handlung betrachtet, nein, ich fühlte mich geschmeichelt. Aber ich habe auch andere, weniger "erfreuliche" Dinge erlebt. Einmal während einer Ferienbeschäftigung hat mir ein Angestellter des Betriebs (ausschließlich männliche Kollegen) an den Busen gegrapscht, während der Arbeit, so dass es andere hätten sehen können. Wahrscheinlich nur um meine Reaktion zu testen. Und wie habe ich reagiert? Naja, ich war viel zu perplex und geschockt, um in irgendeiner Weise überhaupt darauf zu reagieren. Ich ärgere mich noch heute darüber, dass ich ihm keine schallende Ohrfeige verpasst und Anzeige gegen ihn erstattet habe.
Ein anderes Mal war ich mit dem Fahrrad unterwegs und hatte einen Platten. Der Radweg verlief neben einer relativ stark befahrenen Bundesstraße. Ich schob mein Fahrrad, als mir vom angrenzenden Waldstück her ein Mann zuwinkte. Er rief mir dann zu, ob er mir helfen könne. Ich dachte nur, naja, ist ja nett, aber rief "nein, danke, ich schiebe bis zum nächsten Ort, ist ja nicht weit" zurück. Und dachte, das habe sich damit erledigt. Aber nein, er kam dann näher und versuchte auf penetrante und aufdringliche Weise, mich in sein Gartenhäuschen zu locken. Ich bin dann schneller gegangen und schließlich gerannt, währenddessen immer die Straße im Blick.
10 Minuten später erstand ich mein erstes Pfefferspray. Ich trug es in diesem Sommer immer bei mir.
Das sind nur zwei Erfahrungen, die mir spontan einfallen. Ihr habt bestimmt Ähnliches erlebt.
Ich bin es so leid, solchen Situationen einfach ausgesetzt zu sein, und es widert mich an, dass Männer auf derlei Ideen kommen. Aber wisst ihr, was mir noch viel größere Kopfschmerzen bereitet? Dass wir Frauen uns nicht dagegen zur Wehr setzen. Ich war lange diejenige, die der Meinung war: "naja, das sind halt Männer. Hormongesteuert. Ist evolutionsbiologisch bedingt, die müssen ihren Samen möglichst weit verbreiten..." Aber dass Frauen kein Kontra geben, macht mich einfach nur sprachlos. Ich bin jetzt in einer Position, aus der heraus ich das sagen kann, damals konnte ich es auch nicht, denn sonst wären die Situationen anders abgelaufen. Aber dass sich Frauen selbst als Opfer darstellen, geht nicht in meinen Kopf. Klar, sie sind körperlich unterlegen, und es gibt genug Situationen, in denen sie wirklich NICHTS machen können (klassisches Beispiel: Frau nachts allein im Park), aber wie oft passieren solche Dinge tagsüber, in der Öffentlichkeit, auf der Arbeitsstelle?
Auf der Seite ihollaback.org könnt ihr eure eigenen Erfahrungen teilen und die Geschichten von anderen Mädchen und Frauen lesen. Aber auch dort habe ich im deutschsprachigen Raum keine einzige Geschichte einer Frau gelesen, die sich gegen verbale oder körperliche Angriffe zur Wehr gesetzt hat (bitte korrigiert mich an der Stelle, falls ihr euch dort umseht).
Wir haben heute ein, christlich veranlasstes (?) Patriarchat. Vor ein paar tausend Jahren gab es noch das Matriarchat, Gesellschaften, in denen Frauen verantwortungsvollen Positionen hatten, und Männer ordneten sich ihnen im Glaube an die weiblichen Kräfte sogar unter. Frauen waren Priesterinnen, Königinnen, sie waren nicht nur die Nährenden, sie halten die ganze Gesellschaft am Laufen! Die älteste Zivilisation überhaupt, die frühesten Siedlungen in Mesopotamien, wurden von Frauen angeleitet.
Ist die Zeit nicht langsam reif für eine neue Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, anstatt dass Frauen versuchen zu sein wie Männer? Frauen müssen nicht die besseren Ingenieure und Techniker werden -wenn sie Lust drauf haben, dürfen sie natürlich diese Berufe wählen- aber wieviel besser täte es der Gesellschaft, wenn Frauen zu einer echten Frauen-Rolle finden könnten und die weibliche Intution wieder Gehör in der Gesellschaft fände? Wenn Frauen nicht die "Männersprache" lernen müssten? Frauen können zuerst ihren eigenen Wert wieder entdecken. Im nächsten Schritt können Männer lernen, diesen Wert anzuerkennen und zu schätzen.
Bitte, lasst Bulimie und Magersucht hinter euch, denn das macht euch unsichtbar.
Ich will zunächst völlig oberflächlich bleiben und mal von mir als Mädchen / Frau während meiner Bulimiezeit ausgehen. Auf der Straße wurde mir, wie jeder wahrscheinlich, auch mal hinterhergepfiffen oder irgendwas hinterhergerufen. In meiner generellen Unsicherheit habe ich das damals natüüürlich nicht als Beleidigung oder sexistische Handlung betrachtet, nein, ich fühlte mich geschmeichelt. Aber ich habe auch andere, weniger "erfreuliche" Dinge erlebt. Einmal während einer Ferienbeschäftigung hat mir ein Angestellter des Betriebs (ausschließlich männliche Kollegen) an den Busen gegrapscht, während der Arbeit, so dass es andere hätten sehen können. Wahrscheinlich nur um meine Reaktion zu testen. Und wie habe ich reagiert? Naja, ich war viel zu perplex und geschockt, um in irgendeiner Weise überhaupt darauf zu reagieren. Ich ärgere mich noch heute darüber, dass ich ihm keine schallende Ohrfeige verpasst und Anzeige gegen ihn erstattet habe.
Ein anderes Mal war ich mit dem Fahrrad unterwegs und hatte einen Platten. Der Radweg verlief neben einer relativ stark befahrenen Bundesstraße. Ich schob mein Fahrrad, als mir vom angrenzenden Waldstück her ein Mann zuwinkte. Er rief mir dann zu, ob er mir helfen könne. Ich dachte nur, naja, ist ja nett, aber rief "nein, danke, ich schiebe bis zum nächsten Ort, ist ja nicht weit" zurück. Und dachte, das habe sich damit erledigt. Aber nein, er kam dann näher und versuchte auf penetrante und aufdringliche Weise, mich in sein Gartenhäuschen zu locken. Ich bin dann schneller gegangen und schließlich gerannt, währenddessen immer die Straße im Blick.
10 Minuten später erstand ich mein erstes Pfefferspray. Ich trug es in diesem Sommer immer bei mir.
Das sind nur zwei Erfahrungen, die mir spontan einfallen. Ihr habt bestimmt Ähnliches erlebt.
Ich bin es so leid, solchen Situationen einfach ausgesetzt zu sein, und es widert mich an, dass Männer auf derlei Ideen kommen. Aber wisst ihr, was mir noch viel größere Kopfschmerzen bereitet? Dass wir Frauen uns nicht dagegen zur Wehr setzen. Ich war lange diejenige, die der Meinung war: "naja, das sind halt Männer. Hormongesteuert. Ist evolutionsbiologisch bedingt, die müssen ihren Samen möglichst weit verbreiten..." Aber dass Frauen kein Kontra geben, macht mich einfach nur sprachlos. Ich bin jetzt in einer Position, aus der heraus ich das sagen kann, damals konnte ich es auch nicht, denn sonst wären die Situationen anders abgelaufen. Aber dass sich Frauen selbst als Opfer darstellen, geht nicht in meinen Kopf. Klar, sie sind körperlich unterlegen, und es gibt genug Situationen, in denen sie wirklich NICHTS machen können (klassisches Beispiel: Frau nachts allein im Park), aber wie oft passieren solche Dinge tagsüber, in der Öffentlichkeit, auf der Arbeitsstelle?
Auf der Seite ihollaback.org könnt ihr eure eigenen Erfahrungen teilen und die Geschichten von anderen Mädchen und Frauen lesen. Aber auch dort habe ich im deutschsprachigen Raum keine einzige Geschichte einer Frau gelesen, die sich gegen verbale oder körperliche Angriffe zur Wehr gesetzt hat (bitte korrigiert mich an der Stelle, falls ihr euch dort umseht).
Wir haben heute ein, christlich veranlasstes (?) Patriarchat. Vor ein paar tausend Jahren gab es noch das Matriarchat, Gesellschaften, in denen Frauen verantwortungsvollen Positionen hatten, und Männer ordneten sich ihnen im Glaube an die weiblichen Kräfte sogar unter. Frauen waren Priesterinnen, Königinnen, sie waren nicht nur die Nährenden, sie halten die ganze Gesellschaft am Laufen! Die älteste Zivilisation überhaupt, die frühesten Siedlungen in Mesopotamien, wurden von Frauen angeleitet.
Ist die Zeit nicht langsam reif für eine neue Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, anstatt dass Frauen versuchen zu sein wie Männer? Frauen müssen nicht die besseren Ingenieure und Techniker werden -wenn sie Lust drauf haben, dürfen sie natürlich diese Berufe wählen- aber wieviel besser täte es der Gesellschaft, wenn Frauen zu einer echten Frauen-Rolle finden könnten und die weibliche Intution wieder Gehör in der Gesellschaft fände? Wenn Frauen nicht die "Männersprache" lernen müssten? Frauen können zuerst ihren eigenen Wert wieder entdecken. Im nächsten Schritt können Männer lernen, diesen Wert anzuerkennen und zu schätzen.
Bitte, lasst Bulimie und Magersucht hinter euch, denn das macht euch unsichtbar.
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Mut,
Selbstvertrauen,
Sexismus,
Weiblichkeit
Samstag, 9. Februar 2013
Haptik- der unterschätzte Sinn
Letztens trieb mich die Frage um, inwiefern Haptik, also der Tastsinn, in der Bulimietherapie eine Rolle spielen könnte. Im stationären Bereich wird ja schon oft mit Bewegung und auch Massage gearbeitet. Aber gibt es keine alltäglichere, unmittelbarere und direktere Form der Berührung?
Zuerst fiel mir dabei ein Bällebad ein. Bei einer eingehenderen Recherche zu dem Thema stellte sich heraus, dass dieses auch in der Ergotherapie und mittlerweile in nahezu jedem Kindergarten Anwendung findet. Auch in der Therapie gegen Autismus und gegen AD(H)S wird es eingesetzt, weil es in hohem Maß sowohl die Koordination, aber auch die Körperwahrnehmung schult.
Laut Prof. Grunewald vom Haptiklabor Leipzig (der neben Haptik interessanterweise auch noch den Forschungsschwerpunkt Essstörungen hat) ist Haptik der wichtigste Sinn des Menschen: «Ohne den Tastsinn können wir nicht existieren. Er wird als erster von allen Sinnen ausgebildet, schläft nie und stellt das Bezugssystem für alle anderen Sinne zur Verfügung».
Unsere Gesellschaft jedoch ist hauptsächlich auditiv und visuell orientiert, was sich leicht an der Werbung erkennen lässt... Dass Haptik nicht nur wichtig, sondern vor allem in den ersten Jahren überlebenswichtig ist, zeigt sich in den "Studien" Kaiser Friedrichs II. Unter dem Vorhaben, eine Art Ursprache des Menschen zu finden, experimentierte er mit Säuglingen, denen außer der Basispflege keinerlei Zuwendung zuteil wurde. Sie starben innerhalb kurzer Zeit, unter anderem deshalb, weil Berührung in den ersten Lebensmonaten, wie wir heute wissen, so immens wichtig ist.
Grunewald konnte auch einen Zusammenhang zwischen Essstörungen, insbesondere der Magersucht, und einem gestörten Tastsinn feststellen. Der Forscher brachte dies in Verbindung mit der sog. Körperschemastörung, die einer verschobenen Wahrnehmung des eigenen Körpers entspringt. Er entwickelte daraufhin einen neuen Therapieansatz für Magersüchtige: sie sollten dreimal täglich einen Neoprenanzug tragen, um die eigene Körperwahrnehmung zu schulen. Und siehe da, die bisher getesteten Patienten zeigten große Fortschritte, sie waren mit ihrem Körper zufriedener, weil sie ihn auf einmal durch Fühlen wahrnehmen konnten. Hier findet ihr auch ein Video dazu.
Dass auch Bulimiker eine gestörte Beziehung zum eigenen Körper haben, ist wahrscheinlich unbestritten. Ich erinnere mich nur an meine eigene Vorstellung meines Körpers als Maschine: ich "drücke den Knopf" und das Essen kommt wieder raus. Ich rechne, wieviele Kalorien habe ich während des FAs vertilgt und wieviel habe ich wieder hinausbefördert. Ich stopfe A in die Maschine und das Gewicht ist B, zumindest habe ich mir das oft in der Art gewünscht. Dass das Gewicht eben oft nicht B war, liegt daran, dass der Körper nun eben keine Maschine ist. Hierzu passt auch wieder die Pillengeschichte...
Der Körper ist ein wundersames Wesen, ein biologisches Meisterwerk, aber er steht nicht für sich allein: Geist, Seele und Körper bilden eine Einheit. Darum ist es wichtig, bei der Heilung von Bulimie auf alle drei einzugehen. Zu verstehen, woher die Bulimie kommt und warum man sie sich als Krückstock ausgesucht hat. Sich offen zu machen für Dinge, die wir nicht verstehen, und das ganz ohne spirituellen Überbau- denn es ist schade, diese Dimension nicht für sich zu entdecken, weil zu viele Dogmatiker und Freaks unterwegs sind; und natürlich die Welt und den eigenen Körper und mit dem eigenen Körper nicht nur zu sehen, riechen, hören, schmecken, sondern auch zu FÜHLEN.
Der Erfolg von Prof. Grunwald in Bezug auf die Magersuchtstherapie macht auf jeden Fall Hoffnung, dass vielleicht auch bald der Zusammenhang zwischen Bulimie und Haptik näher untersucht wird... Ich bin schon sehr gespannt!
Zum Weiterlesen:
http://dasgehirn.info/wahrnehmen/fuehlen-koerper/der-homo-hapticus
http://www.multisense.net/praxis/interviews/der-ganze-koerper-ist-ein-tastsinnessystem-teil-1/
http://www.medizinpopulaer.at/archiv/gesellschaft-familie/details/article/kuscheltier-mensch.html
Zuerst fiel mir dabei ein Bällebad ein. Bei einer eingehenderen Recherche zu dem Thema stellte sich heraus, dass dieses auch in der Ergotherapie und mittlerweile in nahezu jedem Kindergarten Anwendung findet. Auch in der Therapie gegen Autismus und gegen AD(H)S wird es eingesetzt, weil es in hohem Maß sowohl die Koordination, aber auch die Körperwahrnehmung schult.
Laut Prof. Grunewald vom Haptiklabor Leipzig (der neben Haptik interessanterweise auch noch den Forschungsschwerpunkt Essstörungen hat) ist Haptik der wichtigste Sinn des Menschen: «Ohne den Tastsinn können wir nicht existieren. Er wird als erster von allen Sinnen ausgebildet, schläft nie und stellt das Bezugssystem für alle anderen Sinne zur Verfügung».
Unsere Gesellschaft jedoch ist hauptsächlich auditiv und visuell orientiert, was sich leicht an der Werbung erkennen lässt... Dass Haptik nicht nur wichtig, sondern vor allem in den ersten Jahren überlebenswichtig ist, zeigt sich in den "Studien" Kaiser Friedrichs II. Unter dem Vorhaben, eine Art Ursprache des Menschen zu finden, experimentierte er mit Säuglingen, denen außer der Basispflege keinerlei Zuwendung zuteil wurde. Sie starben innerhalb kurzer Zeit, unter anderem deshalb, weil Berührung in den ersten Lebensmonaten, wie wir heute wissen, so immens wichtig ist.
Grunewald konnte auch einen Zusammenhang zwischen Essstörungen, insbesondere der Magersucht, und einem gestörten Tastsinn feststellen. Der Forscher brachte dies in Verbindung mit der sog. Körperschemastörung, die einer verschobenen Wahrnehmung des eigenen Körpers entspringt. Er entwickelte daraufhin einen neuen Therapieansatz für Magersüchtige: sie sollten dreimal täglich einen Neoprenanzug tragen, um die eigene Körperwahrnehmung zu schulen. Und siehe da, die bisher getesteten Patienten zeigten große Fortschritte, sie waren mit ihrem Körper zufriedener, weil sie ihn auf einmal durch Fühlen wahrnehmen konnten. Hier findet ihr auch ein Video dazu.
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Screenhot zum 3Sat-Beitrag in der Sendung "Nano" |
Dass auch Bulimiker eine gestörte Beziehung zum eigenen Körper haben, ist wahrscheinlich unbestritten. Ich erinnere mich nur an meine eigene Vorstellung meines Körpers als Maschine: ich "drücke den Knopf" und das Essen kommt wieder raus. Ich rechne, wieviele Kalorien habe ich während des FAs vertilgt und wieviel habe ich wieder hinausbefördert. Ich stopfe A in die Maschine und das Gewicht ist B, zumindest habe ich mir das oft in der Art gewünscht. Dass das Gewicht eben oft nicht B war, liegt daran, dass der Körper nun eben keine Maschine ist. Hierzu passt auch wieder die Pillengeschichte...
Der Körper ist ein wundersames Wesen, ein biologisches Meisterwerk, aber er steht nicht für sich allein: Geist, Seele und Körper bilden eine Einheit. Darum ist es wichtig, bei der Heilung von Bulimie auf alle drei einzugehen. Zu verstehen, woher die Bulimie kommt und warum man sie sich als Krückstock ausgesucht hat. Sich offen zu machen für Dinge, die wir nicht verstehen, und das ganz ohne spirituellen Überbau- denn es ist schade, diese Dimension nicht für sich zu entdecken, weil zu viele Dogmatiker und Freaks unterwegs sind; und natürlich die Welt und den eigenen Körper und mit dem eigenen Körper nicht nur zu sehen, riechen, hören, schmecken, sondern auch zu FÜHLEN.
Der Erfolg von Prof. Grunwald in Bezug auf die Magersuchtstherapie macht auf jeden Fall Hoffnung, dass vielleicht auch bald der Zusammenhang zwischen Bulimie und Haptik näher untersucht wird... Ich bin schon sehr gespannt!
Zum Weiterlesen:
http://dasgehirn.info/wahrnehmen/fuehlen-koerper/der-homo-hapticus
http://www.multisense.net/praxis/interviews/der-ganze-koerper-ist-ein-tastsinnessystem-teil-1/
http://www.medizinpopulaer.at/archiv/gesellschaft-familie/details/article/kuscheltier-mensch.html
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Samstag, 12. Januar 2013
Was macht die Pille mit mir?
Heute will ich meine Gedanken zur Pille mit euch teilen. Ich habe die Pille nie selbst genommen, die 2 Monate während meiner turbulenten Jugend kann ich nicht ernsthaft dazuzählen.
Da die Pille dem Körper eine Schwangerschaft vortäuscht, und jeder solche hormonell bedingten Persönlichkeitsveränderungen wenigstens gehört, wenn nicht sogar schon selbst miterlebt hat, frage ich mich, was die Frauen dazu bewegt, die Pille doch zu nehmen und diese Veränderungen willentlich in Kauf zu nehmen. In Deutschland sind das ganze 54% der Frauen im Alter von 20-44.
Ob die Pille nun das Krebsrisiko oder das Risiko für andere Krankheiten erhöht, sei dahingestellt.
Wer sollte ein Interesse daran haben, möglichst viele Frauen davon zu überzeugen, die Pille zu nehmen? Darauf muss ich wohl nicht eingehen. Die Macht der Pharmaindustrie ist jedenfalls weitaus größer als die der Pillenkritiker- Studienergebnisse in der Richtung sind also mit Vorsicht zu genießen.
Aber zurück zur "Veränderung der Persönlichkeit", was vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist, man könnte auch nur sagen, dass viele sich einfach anders verhalten, anders denken, als zur Zeit vor der Pilleneinnahme.
Zum Einen wählen Frauen unter dem Einfluss der Pille einen genetisch eher ähnlichen Partner aus. Wir wissen aber aus der Forschung, dass die Nachkommen von Menschen, die einander wenig ähneln, bessere Überlebenschancen haben. Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass die Nachkommen von Pillenkonsumentinnen schlechtere Ausgangsbedingungen haben.
Frauen unter der Pille haben beispielsweise auch ein anderes Geruchsempfinden und wählen daher nicht den für sie, genetisch betrachtet, geeigneten Partner aus (Link zur Quelle) bzw. finden sie "den Geruch von Männern attraktiv, die in Sachen evolutionärer Fitness eher wenig Erfolg versprechen." Zu welcher Gesellschaft entwickeln wir uns, wenn Paare hormonell fremdgesteuert ein Kind bekommen, das sonst, unter "normalen" Umständen, gar nicht erst entstanden wäre, wenn Leben mithilfe künstlicher Befruchtung anhand eugenischer Gesichtspunkte selektiert wird?
Aber gibt es überhaupt Alternativen zur Pille? Das Argument, dass die Pille außer Konkurrenz steht, will ich nicht gelten lassen. Bei richtiger Anwendung haben natürliche Verfahren wie die NFP (Natürliche Familienplanung) eine ähnlich hohe Sicherheit und bringen zusätzlich den unermesslich positiven Vorteil für die Frau, ihren Körper kennenzulernen. Ihn zu respektieren, anstatt ihn mit der Pille zu manipulieren.
Da die Pille dem Körper eine Schwangerschaft vortäuscht, und jeder solche hormonell bedingten Persönlichkeitsveränderungen wenigstens gehört, wenn nicht sogar schon selbst miterlebt hat, frage ich mich, was die Frauen dazu bewegt, die Pille doch zu nehmen und diese Veränderungen willentlich in Kauf zu nehmen. In Deutschland sind das ganze 54% der Frauen im Alter von 20-44.
Ob die Pille nun das Krebsrisiko oder das Risiko für andere Krankheiten erhöht, sei dahingestellt.
Wer sollte ein Interesse daran haben, möglichst viele Frauen davon zu überzeugen, die Pille zu nehmen? Darauf muss ich wohl nicht eingehen. Die Macht der Pharmaindustrie ist jedenfalls weitaus größer als die der Pillenkritiker- Studienergebnisse in der Richtung sind also mit Vorsicht zu genießen.
Aber zurück zur "Veränderung der Persönlichkeit", was vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist, man könnte auch nur sagen, dass viele sich einfach anders verhalten, anders denken, als zur Zeit vor der Pilleneinnahme.
Zum Einen wählen Frauen unter dem Einfluss der Pille einen genetisch eher ähnlichen Partner aus. Wir wissen aber aus der Forschung, dass die Nachkommen von Menschen, die einander wenig ähneln, bessere Überlebenschancen haben. Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass die Nachkommen von Pillenkonsumentinnen schlechtere Ausgangsbedingungen haben.
Frauen unter der Pille haben beispielsweise auch ein anderes Geruchsempfinden und wählen daher nicht den für sie, genetisch betrachtet, geeigneten Partner aus (Link zur Quelle) bzw. finden sie "den Geruch von Männern attraktiv, die in Sachen evolutionärer Fitness eher wenig Erfolg versprechen." Zu welcher Gesellschaft entwickeln wir uns, wenn Paare hormonell fremdgesteuert ein Kind bekommen, das sonst, unter "normalen" Umständen, gar nicht erst entstanden wäre, wenn Leben mithilfe künstlicher Befruchtung anhand eugenischer Gesichtspunkte selektiert wird?
Aber gibt es überhaupt Alternativen zur Pille? Das Argument, dass die Pille außer Konkurrenz steht, will ich nicht gelten lassen. Bei richtiger Anwendung haben natürliche Verfahren wie die NFP (Natürliche Familienplanung) eine ähnlich hohe Sicherheit und bringen zusätzlich den unermesslich positiven Vorteil für die Frau, ihren Körper kennenzulernen. Ihn zu respektieren, anstatt ihn mit der Pille zu manipulieren.
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Samstag, 8. Dezember 2012
Mittwoch, 5. Dezember 2012
"Das musste geschehen, weil immer etwas überbleibt": wie man mit seiner Geschichte positiv umgehen kann
Ich habe die Bulimie früher immer als etwas rein Negatives gesehen: es hat mich viele Lebensjahre gekostet, ich habe meinem Körper Schäden zugefügt, ich habe Freunde verloren, ich habe soziale Kompetenzen verloren.
Heute habe ich eine Sendung im Fernsehen gesehen über alte Menschen. Eigentlich ging es darum, wie man Weisheit erlangt. Es wurde untersucht, wie diese Leute das Leben gemeistert haben. Einige von ihnen hatten schlimme Schicksalsschläge hinter sich. Diese Menschen haben es geschafft, in allem Negativen auch etwas Gutes zu sehen.
Eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes eine international erfolreiche Fotografin wurde, hat das so formuliert:
"Zur Entwicklung von Weisheit gehören schwierige Lebensereignisse. Lebensereignisse, die die Prioritäten und Überzeugungen, die man hatte, grundlegend über den Haufen werfen. Solche Erlebnisse haben wir alle manchmal im Leben. Es gibt junge Menschen, die schon vieles erlebt haben, was sie auf den Weg der Weisheit gebracht hat.
Aber sozusagen statistisch gesehen ist es wahrscheinlich, dass sich solche Lebensereignisse im Laufe eines längeren Lebens stärker kummulieren".
Heute habe ich eine Sendung im Fernsehen gesehen über alte Menschen. Eigentlich ging es darum, wie man Weisheit erlangt. Es wurde untersucht, wie diese Leute das Leben gemeistert haben. Einige von ihnen hatten schlimme Schicksalsschläge hinter sich. Diese Menschen haben es geschafft, in allem Negativen auch etwas Gutes zu sehen.
Eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes eine international erfolreiche Fotografin wurde, hat das so formuliert:
"Zur Entwicklung von Weisheit gehören schwierige Lebensereignisse. Lebensereignisse, die die Prioritäten und Überzeugungen, die man hatte, grundlegend über den Haufen werfen. Solche Erlebnisse haben wir alle manchmal im Leben. Es gibt junge Menschen, die schon vieles erlebt haben, was sie auf den Weg der Weisheit gebracht hat.
Aber sozusagen statistisch gesehen ist es wahrscheinlich, dass sich solche Lebensereignisse im Laufe eines längeren Lebens stärker kummulieren".
Samstag, 1. Dezember 2012
Der öffentliche Körper
"Der menschliche Organismus und private Körper in seiner biologischen Qualität befindet sich auf dem Rückzug, hervor tritt der öffentliche Körper als soziale Gestalt. Homfeldt spricht vom "sozialen Brennpunkt Körper" (vgl. 1999). Dieser wird zum Objekt der Bearbeitung, innerlich wie äußerlich durch Ernährung, Training, Bemalung, Gestaltung der Körperbehaarung und Operationen, um im Spiegel der Freunde, Peers und Konkurrenten, im Wettbewerb um Anerkennung, Aufmerksamkeit und Eroberung zu wirken. Für die Natur. und Kulturprozesse der neuen gemeinschafltichen Körperbilder scheinen zwei Bereiche eine Schlüsselrolle zu spielen: die Welt der Ernährung und die Welt der Sexualität (vgl. Neumann 1993, S. 396)."
aus: Heindl, Ines: Studienbuch Ernährungsbildung: Ein europäisches Konzept zur schulischen Gesundheitsförderung. Berlin 2003, S.105
aus: Heindl, Ines: Studienbuch Ernährungsbildung: Ein europäisches Konzept zur schulischen Gesundheitsförderung. Berlin 2003, S.105
Mittwoch, 28. November 2012
Samstag, 24. November 2012
Gehen die Hamsterbacken wieder weg?
Mittwoch, 21. November 2012
Reihe Essen & Philosophie (Teil 1): Platon´s leichte Mahlzeit
Sehr amüsant, welche Parallelen man in der Problematik der Bulimie und den Gedanken über Essen bei den alten Philosophen findet.
Platon beispielsweise (Aristoteles und Sokrates haben sich auch viel zum Thema Essen ausgedacht, dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr) hatte es offenbar eingesehen, dass eine schwere Mahlzeit am Abend keine gute Nacht hervorbringen kann und man sich am Morgen niedergedrückt fühlt. Wie nach einem FA ohne Erbrechen. Ich hatte da immer Alpträume. Wenn ich geschlafen hab und nicht vorm Fernseher vor mich hin gedöst hab, was eigentlich noch schlimmer war.
Folgendes schreibt sein Gast Timotheus, der bei ihm gegessen und genächtigt hat:
"Wer beim Plato speist, befindet sich auch am folgenden Tage wohl" Und in der Tat, ein herrliches Mittel, den Tag angenehm hinzubringen, ist die Leichtigkeit und gleiche Mischung des Körpers, der, wenn er nicht durch übermäßigen Genuss zu Boden gedrückt wird, ohne Widerwillen zu jedem Geschäfte bereitwillig ist." [aus: Harald Lehmke (2007): Ethik des Essens: Eine Einführung in die Gastrosophie, Berlin, S. 45]
Platon beispielsweise (Aristoteles und Sokrates haben sich auch viel zum Thema Essen ausgedacht, dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr) hatte es offenbar eingesehen, dass eine schwere Mahlzeit am Abend keine gute Nacht hervorbringen kann und man sich am Morgen niedergedrückt fühlt. Wie nach einem FA ohne Erbrechen. Ich hatte da immer Alpträume. Wenn ich geschlafen hab und nicht vorm Fernseher vor mich hin gedöst hab, was eigentlich noch schlimmer war.
Folgendes schreibt sein Gast Timotheus, der bei ihm gegessen und genächtigt hat:
"Wer beim Plato speist, befindet sich auch am folgenden Tage wohl" Und in der Tat, ein herrliches Mittel, den Tag angenehm hinzubringen, ist die Leichtigkeit und gleiche Mischung des Körpers, der, wenn er nicht durch übermäßigen Genuss zu Boden gedrückt wird, ohne Widerwillen zu jedem Geschäfte bereitwillig ist." [aus: Harald Lehmke (2007): Ethik des Essens: Eine Einführung in die Gastrosophie, Berlin, S. 45]
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Philosophie
Samstag, 17. November 2012
Kleine Geschichte des Fast Foods
Warum isst man in westlichen Gesellschaften Fast Food, welche Hintergründe liegen dem zugrunde? Ich hab mich mal ein bisschen ins Thema vertieft und interessante Entdeckungen gemacht. Ich muss derzeit meine wissenschaftliche Arbeitsweise trainieren, darum könnt ihr davon ausgehen, dass meine Angaben auf verlässlichen Quellen basieren :)
"Fast Food kann nur gedeihen, wo Mobilität und Fluktuation positiv besetzt sind", so Christoph Wagner in seinem Buch "Fast schon Food" (Köln, 2010).
Schnelles Essen gab es schon in antiker Zeit, wie z.B. während des Kriegs (sog. "Erbswurst"). Es gab damals die Fliegenden Händler, die Bratfische, gefüllte Feigenblätter und Brot auf der Straße verkauften. Diese antiken Snacks wurden auch einfach von der Hand zum Mund gegessen, ohne Besteck und ohne Teller. In Rom gab es Pastetenbäcker, die Teigwaren verkauften.
Auch in den römischen Badehäusern gab es Garküchen, die "popinae", wo die Besucher Wein, Würstchen und Kuchen verzehren konnten. Auch in Tokio gab es bereits im 17. Jahrhundert Sushi, das man auf der Straße kaufen konnte. Auch in Mesopotamien und im mittelalterlichen Orient gab es öffentliche Garküchen.
Schon in früherer Zeit hatten die Menschen also das Bedürfnis, unterwegs etwas essen zu können. Oft resultierte es aus dem Tagesablauf und den Tätigkeiten der Menschen.
Im 18. Jahrhundert kam dann das Picknick als neue Form öffentlichen Essens auf. Man packte zuhause den Picknickkorb mit Dingen, die heute als Fast Food bekannt ist Würstchen, Frikadellen, Pizza.
Die Industrialisierung brachte es später mit sich, dass Arbeiten und Wohnen in zwei Bereiche getrennt wurden. Also musste man außer Haus essen. Es entstand das Bedürfnis, schnell und günstig essen zu können. Auf diese Weise entstand z.B. 1902 das erste "Automatenbuffet", aus dem man kaltes und warmes Essen purzelte.
Schon 1882 gab es das erste Self-Service Restaurant, das Pommes Frites, Hamburger und Currywurst anbot!
Fast Food ist eine Folge unsere westlichen Zivilisation. Überall essen zu können und zu wollen, hat sich aus unseren Lebensumständen ergeben und vor allem aus der Trennung von Arbeiten und Wohnen.
Quelle: Schirrmeister, Claudia (2010): Bratwurst oder Lachsmousse. Die Symbolik des Essens- Betrachtungen zur Esskultur. Bielefeld, 2010.
"Fast Food kann nur gedeihen, wo Mobilität und Fluktuation positiv besetzt sind", so Christoph Wagner in seinem Buch "Fast schon Food" (Köln, 2010).
Schnelles Essen gab es schon in antiker Zeit, wie z.B. während des Kriegs (sog. "Erbswurst"). Es gab damals die Fliegenden Händler, die Bratfische, gefüllte Feigenblätter und Brot auf der Straße verkauften. Diese antiken Snacks wurden auch einfach von der Hand zum Mund gegessen, ohne Besteck und ohne Teller. In Rom gab es Pastetenbäcker, die Teigwaren verkauften.
Auch in den römischen Badehäusern gab es Garküchen, die "popinae", wo die Besucher Wein, Würstchen und Kuchen verzehren konnten. Auch in Tokio gab es bereits im 17. Jahrhundert Sushi, das man auf der Straße kaufen konnte. Auch in Mesopotamien und im mittelalterlichen Orient gab es öffentliche Garküchen.
Schon in früherer Zeit hatten die Menschen also das Bedürfnis, unterwegs etwas essen zu können. Oft resultierte es aus dem Tagesablauf und den Tätigkeiten der Menschen.
Im 18. Jahrhundert kam dann das Picknick als neue Form öffentlichen Essens auf. Man packte zuhause den Picknickkorb mit Dingen, die heute als Fast Food bekannt ist Würstchen, Frikadellen, Pizza.
Die Industrialisierung brachte es später mit sich, dass Arbeiten und Wohnen in zwei Bereiche getrennt wurden. Also musste man außer Haus essen. Es entstand das Bedürfnis, schnell und günstig essen zu können. Auf diese Weise entstand z.B. 1902 das erste "Automatenbuffet", aus dem man kaltes und warmes Essen purzelte.
Schon 1882 gab es das erste Self-Service Restaurant, das Pommes Frites, Hamburger und Currywurst anbot!
Fast Food ist eine Folge unsere westlichen Zivilisation. Überall essen zu können und zu wollen, hat sich aus unseren Lebensumständen ergeben und vor allem aus der Trennung von Arbeiten und Wohnen.
Quelle: Schirrmeister, Claudia (2010): Bratwurst oder Lachsmousse. Die Symbolik des Essens- Betrachtungen zur Esskultur. Bielefeld, 2010.
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Lebensmittel
Mittwoch, 14. November 2012
Wie genau ändert sich mein Körpergefühl bei Sport?
Ich habe es ja schon mehrfach geschrieben, dass ich regelmäßig Sport mache. Früher während meiner Bulimie aber leider gar nicht. Dabei hätte mir das damals bestimmt gut getan.
Meine präferierte Tageszeit ist der Morgen. So mache ich mich nicht von meinem Tagesablauf abhängig. Wenn ich spontan z.B. abends etwas unternehmen will und dann keinen Sport machen kann, würde das nicht funktionieren. Daher wäre mein Tipp: sucht euch eine angenehme Tageszeit aus, die für euch am besten in den Tagesablauf passt. So ist die Gefahr, dass man den Sport verschiebt, am geringsten.
Aber zurück zum Körpergefühl. Nach dem Sport bin ich angenehm ausgepowert. Ich bin schön wach und nach der Dusche fühle ich mich richtig frisch. Ich spüre meinen Körper, auf eine angenehme Weise. Ich weiß, dass er funktioniert. Und das Gute am Morgensport ist auch: man hat gleich am Anfang des Tages ein Erfolgserlebnis.
Meine Körperproportionen haben sich auch positiv verändert. Ich bin "definierter". Das ist ein super Gefühl, und selbst wenn ich jetzt ein bisschen zunehme, merke ich es nicht direkt, sondern habe den Eindruck, dass es auch besser verteilt wird.
Das Körpergefühl ist den ganzen Tag über gut, hat mehr Kondition und ist auch konzentrierter. Die Kondition vereinfacht ganz normale Alltagssituationen: wenn ich zum Bus renne beispielsweise oder eine lange Treppe hochsteige. Mann, da hab ich früher teilweise echt geschwitzt.
Nix wie ran, wäre mein Rat.
Meine präferierte Tageszeit ist der Morgen. So mache ich mich nicht von meinem Tagesablauf abhängig. Wenn ich spontan z.B. abends etwas unternehmen will und dann keinen Sport machen kann, würde das nicht funktionieren. Daher wäre mein Tipp: sucht euch eine angenehme Tageszeit aus, die für euch am besten in den Tagesablauf passt. So ist die Gefahr, dass man den Sport verschiebt, am geringsten.
Aber zurück zum Körpergefühl. Nach dem Sport bin ich angenehm ausgepowert. Ich bin schön wach und nach der Dusche fühle ich mich richtig frisch. Ich spüre meinen Körper, auf eine angenehme Weise. Ich weiß, dass er funktioniert. Und das Gute am Morgensport ist auch: man hat gleich am Anfang des Tages ein Erfolgserlebnis.
Meine Körperproportionen haben sich auch positiv verändert. Ich bin "definierter". Das ist ein super Gefühl, und selbst wenn ich jetzt ein bisschen zunehme, merke ich es nicht direkt, sondern habe den Eindruck, dass es auch besser verteilt wird.
Das Körpergefühl ist den ganzen Tag über gut, hat mehr Kondition und ist auch konzentrierter. Die Kondition vereinfacht ganz normale Alltagssituationen: wenn ich zum Bus renne beispielsweise oder eine lange Treppe hochsteige. Mann, da hab ich früher teilweise echt geschwitzt.
Nix wie ran, wäre mein Rat.
Samstag, 10. November 2012
Sich Strukturen schaffen
Ich hatte früher oft ein Riesenproblem damit, mir meinen Tag vernünftig und für mich angenehm einzuteilen. Oft bin ich irgendwann nach Mitternacht ins Bett und dann am nächsten Tag um 10 aufgestanden, bis ich dann fit für den Tag war, war es schon Mittag. Wenn ich dann noch FAs hatte, und das war meistens während der Ferien oder am Wochenende der Fall, dann hab ich mir gedacht "ok, morgen und übermorgen hab ich ja nichts zu tun, also kann ich ruhig für nen FA einkaufen". Hm. Machen wir uns nochmal ein paar Gedanken zum Sinn solcher freien Tage....sie sind zum Entspannen da, damit man bei Arbeitsbeginn oder was man sonst so treibt, wieder fit ist. Und nach einem tagelangen FA oder mehreren hintereinander braucht man eigentlich erstmal noch einen Urlaub.
Ich hab einen ganz pragmatischen Tipp. Überlegt euch mal, was ihr gern unternehmen wollt. Etwas, was euch wirklich Spaß machen würde. Scheut nicht davor zurück, mal wieder jemanden anzurufen und zu fragen, ob er / sie was mit euch machen würde. Die meisten Leute freuen sich auch über Begleitung. Neulich hatte ich erst wieder die Situation, dass ich auch alleine war an einem Sonntag, und dann mit einer Freundin darüber gesprochen hab. Sie hat dann gefragt, warum ich nicht angerufen hätte, sie wär auch allein gewesen und hätte gern was gemacht.
Ja, der Grund, warum ich das schreibe, ist folgender: ich habe mich jahrelang zurückgezogen und war mehr oder weniger (bis auf Uni / Schule / Arbeit) den ganzen Tag zuhause. Ich habe nichts unternommen. Meine einzige Verbindung zur Außenwelt war zuerst das Fernsehen, danach das Internet. Und ich denke mir heute: hätte ich doch früher mehr unternommen, wär mal raus gegangen, hätte mich mit LEUTEN getroffen! Aber das hab ich nicht gemacht, weil ich mich zu sehr geschämt habe für mich selbst.
Mit Strukturen schaffen meine ich hauptsächlich zeitliche Strukturen, an denen ich mich orientieren kann. Und die eine Art Verhinderung eines FAs sein können. Weil ich am nächsten Tag nicht ein aufgedunsenes Gesicht haben will, sondern ausgeruht sein will. Weil ich mich konzentrieren will. Und weil ich meine Zeit nicht verschwenden will, sondern angenehm nutzen will.
Eine permanentere Struktur könnte auch ein Nebenjob sein. Mir hat das auch sehr gut geholfen. Wenn ich weiß, dass ich arbeiten muss, dann kann ich den Feierabend richtig genießen, weil ich etwas zu Ende gebracht habe (im Gegensatz zum Studium, dort gibt es kein richtiges "Ende"). Das heißt, man hat nicht nur während der Arbeitszeit keine Zeit für einen FA, sondern minimiert gleichzeitig das Risiko für danach.
Eine Struktur, die ich momentan in meinem Leben sehr gerne mag, ist das morgendliche Laufen. Ich gehe nicht jeden Tag, aber regelmäßig. Dabei nutze ich das Laufen auch als eine Art Zeitmanagement-Tool. Das bedeutet, dass ich früh aufstehen muss, und dafür muss ich wiederum früh schlafen gehen. Das bringt gedankliche Sicherheit mit sich, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
Ich hab einen ganz pragmatischen Tipp. Überlegt euch mal, was ihr gern unternehmen wollt. Etwas, was euch wirklich Spaß machen würde. Scheut nicht davor zurück, mal wieder jemanden anzurufen und zu fragen, ob er / sie was mit euch machen würde. Die meisten Leute freuen sich auch über Begleitung. Neulich hatte ich erst wieder die Situation, dass ich auch alleine war an einem Sonntag, und dann mit einer Freundin darüber gesprochen hab. Sie hat dann gefragt, warum ich nicht angerufen hätte, sie wär auch allein gewesen und hätte gern was gemacht.
Ja, der Grund, warum ich das schreibe, ist folgender: ich habe mich jahrelang zurückgezogen und war mehr oder weniger (bis auf Uni / Schule / Arbeit) den ganzen Tag zuhause. Ich habe nichts unternommen. Meine einzige Verbindung zur Außenwelt war zuerst das Fernsehen, danach das Internet. Und ich denke mir heute: hätte ich doch früher mehr unternommen, wär mal raus gegangen, hätte mich mit LEUTEN getroffen! Aber das hab ich nicht gemacht, weil ich mich zu sehr geschämt habe für mich selbst.
Mit Strukturen schaffen meine ich hauptsächlich zeitliche Strukturen, an denen ich mich orientieren kann. Und die eine Art Verhinderung eines FAs sein können. Weil ich am nächsten Tag nicht ein aufgedunsenes Gesicht haben will, sondern ausgeruht sein will. Weil ich mich konzentrieren will. Und weil ich meine Zeit nicht verschwenden will, sondern angenehm nutzen will.
Eine permanentere Struktur könnte auch ein Nebenjob sein. Mir hat das auch sehr gut geholfen. Wenn ich weiß, dass ich arbeiten muss, dann kann ich den Feierabend richtig genießen, weil ich etwas zu Ende gebracht habe (im Gegensatz zum Studium, dort gibt es kein richtiges "Ende"). Das heißt, man hat nicht nur während der Arbeitszeit keine Zeit für einen FA, sondern minimiert gleichzeitig das Risiko für danach.
Eine Struktur, die ich momentan in meinem Leben sehr gerne mag, ist das morgendliche Laufen. Ich gehe nicht jeden Tag, aber regelmäßig. Dabei nutze ich das Laufen auch als eine Art Zeitmanagement-Tool. Das bedeutet, dass ich früh aufstehen muss, und dafür muss ich wiederum früh schlafen gehen. Das bringt gedankliche Sicherheit mit sich, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
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Verhaltensänderung
Samstag, 3. November 2012
6 Wege Fressanfälle zu verhindern
1. Die Wohnung verlassen. Oft hat ein Essanfall mit Isolation zu tun. Auch wenn man mit dieser Notlösung nicht das eigentliche Problem, das dem Essdrang zugrunde liegt, angeht, so kann es doch eine Chance sein, um den Essanfall zu verhindern.
2. Sich vorstellen, wie man sich nach dem FA fühlt. Meistens nicht sehr gut. Je länger man die Bulimie schon mit sich herumschleppt, desto stärkere Auswirkungen hat jeder einzelne FA: Müdigkeit, Unkonzentriertheit, das sind alles bekannte Konsequenzen. Die Frage ist: kann ich mir das leisten? Oft musste ich früher eigentlich noch etwas erledigen, nach dem FA war daran nicht mehr zu denken, ich war zu müde und bin gleich ins Bett. Am nächsten Tag dann aufwachen mit dickem Gesicht, Halsschmerzen und Kopfweh.
3. Sich klarmachen, dass jeder verhinderte FA mich im Umgang mit meinen Gefühlen weiterbringt. Jeder verhinderte FA ist eine Lektion in "Gefühle zulassen". Ich stelle mich meinen Gedanken, lerne, sie zuzulassen und kann Strategien entwickeln, um sie zu verarbeiten. Anstatt sie mit einem FA zu unterdrücken und dann auf das fette Ende zu warten, wenn sie unkontrolliert ausbrechen.
4. Die "Was brauche ich wirklich"-Liste. Hier findet ihr sie.
5. Sich verabreden. FAs treten oft dann auf, wenn ich nichts mehr vor habe und genug Zeit für einen FA habe. Es kann wirklich helfen, wenn ich in brisanten Situationen auf solche Notlösungen zurückgreife.
6. Über Gedanken sprechen oder schreiben. Dieses diffuse "Ich fühl mich schlecht, aber geh dem Ganzen nicht auf den Grund" kann zermürbend sein. Ein Telefonat mit einer vertrauten Person kann helfen, die Gefühle in Worte zu fassen und oft stellt sich heraus, dass alles weniger schlimm ist als gedacht. Aufschreiben kann denselben positiven Effekt haben. Wenn ich konkret überlege, worin das Problem liegt, zeigt sich mir auch oft schon die Lösung.
2. Sich vorstellen, wie man sich nach dem FA fühlt. Meistens nicht sehr gut. Je länger man die Bulimie schon mit sich herumschleppt, desto stärkere Auswirkungen hat jeder einzelne FA: Müdigkeit, Unkonzentriertheit, das sind alles bekannte Konsequenzen. Die Frage ist: kann ich mir das leisten? Oft musste ich früher eigentlich noch etwas erledigen, nach dem FA war daran nicht mehr zu denken, ich war zu müde und bin gleich ins Bett. Am nächsten Tag dann aufwachen mit dickem Gesicht, Halsschmerzen und Kopfweh.
3. Sich klarmachen, dass jeder verhinderte FA mich im Umgang mit meinen Gefühlen weiterbringt. Jeder verhinderte FA ist eine Lektion in "Gefühle zulassen". Ich stelle mich meinen Gedanken, lerne, sie zuzulassen und kann Strategien entwickeln, um sie zu verarbeiten. Anstatt sie mit einem FA zu unterdrücken und dann auf das fette Ende zu warten, wenn sie unkontrolliert ausbrechen.
4. Die "Was brauche ich wirklich"-Liste. Hier findet ihr sie.
5. Sich verabreden. FAs treten oft dann auf, wenn ich nichts mehr vor habe und genug Zeit für einen FA habe. Es kann wirklich helfen, wenn ich in brisanten Situationen auf solche Notlösungen zurückgreife.
6. Über Gedanken sprechen oder schreiben. Dieses diffuse "Ich fühl mich schlecht, aber geh dem Ganzen nicht auf den Grund" kann zermürbend sein. Ein Telefonat mit einer vertrauten Person kann helfen, die Gefühle in Worte zu fassen und oft stellt sich heraus, dass alles weniger schlimm ist als gedacht. Aufschreiben kann denselben positiven Effekt haben. Wenn ich konkret überlege, worin das Problem liegt, zeigt sich mir auch oft schon die Lösung.
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Mittwoch, 31. Oktober 2012
Mach was!
Sich zu ändern ist.... ja, nicht die einfachste Aufgabe. Wenn alle Stricke reißen, bleibt man dort, wo man schon immer war. Ein von Bulimie Betroffener hilft sich weiterhin mit FAs über seine emotionalen Krisen hinweg. Mehr muss ich dazu ja nicht sagen, jeder will sich davon befreien.
Aber wie macht man es? Den Königsweg kennt niemand, auch ich nicht.
Aber eins weiß ich genau: es ist die Einstellung, die zum Erfolg führt. Und nicht, wie lange es jemand ohne FAs aushält. Wenn jedoch jemand seine Einstellung geändert hat, dann können die FAs eine gute Messlatte für den Erfolg sein.
Dabei sind es die kleinen Schritte, die die Einstellung dauerhaft verändern können. Man erkennt zuerst das eine, dann das andere Puzzleteil und irgendwann ist man soweit, dass man es ohne FAs schafft. Aber bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg. Ausgelutscht, aber wahr!
Dabei hilft es, sich einfach ganz stupide hinzusetzen, und sich Ziele zu stecken. Ziele, die man wirklich erreichen kann. Ich kann nicht von mir verlangen, ab sofort jeden Tag eine Stunde zu laufen und dann in 3 Monaten beim Marathon mitzurennen.
Aber ab sofort sportlicher sein zu wollen und es mal mit dem Laufen zu probieren, auch zu sagen, ich will jetzt regelmäßig laufen, wenn es mir gefällt, das wäre ein realistisches Ziel.
Oft braucht man, wenn man aus der Bulimie rauswill, Erfolgserlebnisse. Ohne die wird es echt anstrengend und man läuft Gefahr, immer tiefer in den Teufelskreis zu geraten.
Darum ist es wichtig, sich kleine Ziele zu stecken, an denen man sich hochhangeln kann. Und sich nicht von einem Negativstrudel mit nach unten ziehen zu lassen!
Aber wie macht man es? Den Königsweg kennt niemand, auch ich nicht.
Aber eins weiß ich genau: es ist die Einstellung, die zum Erfolg führt. Und nicht, wie lange es jemand ohne FAs aushält. Wenn jedoch jemand seine Einstellung geändert hat, dann können die FAs eine gute Messlatte für den Erfolg sein.
Dabei sind es die kleinen Schritte, die die Einstellung dauerhaft verändern können. Man erkennt zuerst das eine, dann das andere Puzzleteil und irgendwann ist man soweit, dass man es ohne FAs schafft. Aber bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg. Ausgelutscht, aber wahr!
Dabei hilft es, sich einfach ganz stupide hinzusetzen, und sich Ziele zu stecken. Ziele, die man wirklich erreichen kann. Ich kann nicht von mir verlangen, ab sofort jeden Tag eine Stunde zu laufen und dann in 3 Monaten beim Marathon mitzurennen.
Aber ab sofort sportlicher sein zu wollen und es mal mit dem Laufen zu probieren, auch zu sagen, ich will jetzt regelmäßig laufen, wenn es mir gefällt, das wäre ein realistisches Ziel.
Oft braucht man, wenn man aus der Bulimie rauswill, Erfolgserlebnisse. Ohne die wird es echt anstrengend und man läuft Gefahr, immer tiefer in den Teufelskreis zu geraten.
Darum ist es wichtig, sich kleine Ziele zu stecken, an denen man sich hochhangeln kann. Und sich nicht von einem Negativstrudel mit nach unten ziehen zu lassen!
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Motivation,
Selbstvertrauen,
Verhaltensänderung
Samstag, 27. Oktober 2012
Motive für die Lebensmittelwahl
- Geschmacksanspruch (Erdbeeren mit Schlagsahne sind höchster Genuss)
- Hungergefühl (Ich habe einfach Hunger / Ich muss das jetzt essen)
- Ökonomische Bedingungen (10 Tafeln Schokolade für 4,98,-)
- Kulturelle Einflüsse (Morgens Brötchen mit Kaffee)
- Traditionelle Einflüsse (Omas Plätzchen zu Weihnachten)
- Habituelle Bedingungen (Ich esse immer eine Suppe vor der Mahlzeit)
- Emotionale Wirkung (Ein Stück Schokolade bei Enttäuschung)
- Soziale Gründe (beim Grillen kommt man gut ins Gespräch)
- Sozialer Status (Nach der erfolgreichen Rede einen Schampus)
- Angebotslage (Man isst die Currywurst, weil es die gerade am Imbiss gibt)
- Fitnessüberlegungen (Damit steigere ich meine Leistung beim Schwimmen)
- Schönheitsansprüche (Ich esse keinen Käse, weil ich schlank bleiben will)
- Verträglichkeit (Ich trinke keine Milch, weil ich davon Blähungen bekomme)
- Neugier (Das esse ich zum ersten Mal)
- Angst vor Schaden (Ich esse kein Gemüse wegen EHEC)
- Pädagogische Gründe (nach dem Musikunterricht kaufe ich dir eine Schokolade)
- Krankheitserfordernisse (Ich muss meine Broteinheiten kontrollieren, bin zuckerkrank)
- Magische Zuweisungen (Artischocken serviere ich bei meinem ersten Date)
- Pseudowissenschaft (Low Carb zum Abnehmen)
- manchmal auch: Gesundheitsüberlegungen (Das ist angeblich gesund)
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Lebensmittel,
Seelenfutter
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Skin Deep: Eating Disorder Recovery Tattoos
Interessante Tattoos, die ich bei arenomore gefunden habe. Die Lesers des Blogs haben sich als Zeichen der Gesundung stechen lassen. Seinen Körper kann man nicht so einfach loswerden. Tattoos erinnern bis in alle Ewigkeit, naja gut, es gibt jetzt ja auch Laser....
Ach übrigens: in 2 Monaten ist Weihnachten! :)
Ach übrigens: in 2 Monaten ist Weihnachten! :)
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