Dienstag, 8. Oktober 2019

Der erste Schritt aus der Bulimie

Eine der meistgestellten Fragen überhaupt: Was genau muss ich eigentlich zuerst machen, damit ich es aus der Bulimie schaffe? Dazu will ich heute schreiben, was meiner Meinung nach der allererste Schritt sein muss.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie es bei mir damals war. Okay, zugegeben, es ist jetzt schon viele Jahre her - aber die Erinnerung daran ist so stark, dass ich es heute mit dir teilen will. Damals, als ich noch mit der Bulimie zu kämpfen hatte, hätte ich mir nie vorstellen können, dass dieser eine Schritt wirklich so viel in Gang setzen kann: Ich habe mich damals dazu entschlossen, mich nicht mehr zu übergeben. Ja, egal, wieviel ich essen sollte und wie "schlimm" der FA sein sollte - kein Übergeben mehr.

Was danach passiert ist: Ich habe mich vorher (also vor einem FA) viel bewusster gefragt, ob dieser FA jetzt wirklich sein muss. Oft habe ich mich dann doch für einen FA "entschieden" - ja, ich habe endlich wieder die Kontrolle bei mir selbst und nicht der Bulimie gesehen. ICH konnte mich für oder gegen einen FA entscheiden.

Wie ich schon öfter beschrieben habe, habe ich dann zu Beginn auch für mich festgelegt, dass FAs am Wochenende erlaubt sind. Dass ich einen FA haben kann, wenn ich möchte. Und interessanterweise hatte ich dann oft am Wochenende gar keine Lust mehr darauf. Auch hier kam das paradoxe Phänomen zum Tragen, das man auch in anderen Bereichen der Bulimie wiederfindet: Was verboten ist, das wird so interessant und faszinierend, dass man fast keine Kontrolle mehr darüber hat. Sobald man es sich aber bewusst erlaubt, verliert das "Objekt" (wie hier der FA) seine Faszination. Es ist wie ein Schleier, den man davon entfernt und erkennt, dass es gar nicht so spannend und toll ist, wie man vorher dachte. Man fängt nämlich plötzlich an, sich dieses Objekt genauer anzuschauen, in dem Fall den FA: Ist es das jetzt wirklich wert? Ist es das wert, dass ich diese ganze Zeit dafür aufwende, dann mich danach vielleicht übergeben muss (für diejenigen, die es genauso ungern gemacht haben wie ich) und mich danach total ausgelaugt und k.o. fühle? Was genau will ich gerade wegdrücken und betäuben - wäre es nicht viel besser, mich damit direkt auseinanderzusetzen, um etwas Belastendes endlich aus der Welt zu schaffen?

Diese ganzen Fragen haben sich mir nach dieser Entscheidung gestellt. Indem ich mir ganz klar gemacht habe, dass es ab sofort einfach kein Übergeben mehr gibt, dass es keine Option mehr ist, wurden wie bei einem Domino-Effekt viele kleine Schritte angestoßen, die mir letztlich den Weg in die Heilung geebnet haben. Ich wünsche dir, dass du auch diesen Mut hast!

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