Die letzten beiden Montage gab es die beiden ersten Interviews, hier kommt nun das letzte in dieser Reihe. Dieses Mal gab mir Anna Einblick in ihre Geschichte mit der Bulimie:
Inwiefern hast du mit Essstörungen zu tun- seit wann bist du betroffen?
Ich habe seid 5 Jahren eine Essstörung, genau benennen kann ich sie
nicht. Würde sagen eine Mischform, hatte aber in den ganzen Jahren
verschiedene Phasen. Also Bulimie ohne brechen eine Zeit, dann Bulimie
mit übergeben, paar Monate Binge Eating und jetzt seit 2 Jahren eine
Mischform Magersucht und Bulimie.
Was denkst du, steckt hinter deinem Essverhalten?
Ich denke immer noch, der Wunsch ein Gewicht zu halten, was mir persönlich gefällt, auch wenn es nicht gesund ist.
Wie würdest du einem Fremden beschreiben, warum du dich so verhältst?
Einem Fremden beschreibe ich es oft so, dass ich eine Diät anfangen
wollte und irgendwann mitten drin in der Essstörung war. Zuerst hat es
mich psychisch nicht belastet, wieso auch- ich habe ja nur eine Diät
gemacht, nur irgendwann hatte ich es nicht mehr unter Kontrolle. Das
Thema Kalorien, nichts essen, zu viel essen, zunehmen hat mein ganzes
Leben so eingenommen, dass ich meine Freunde verloren habe, mich total
isoliert habe, an nichts mehr Spaß hatte. Jeden morgen das wiegen. Die Zahl
auf der Waage bestimmt, ob der Tag gut ist oder schon gelaufen. Ich kann
nicht einfach wie früher essen ohne danach nicht dauernd daran zu
denken. Es ist einfach eine Sucht. Ich kann einfach nicht anders, ich
würde gerne meinen Kopf ausschalten und diese ganzen Gedanken löschen.
Es dreht sich alles ums Essen, dass würde ich gerne ändern.
Was hindert dich daran, "normal" zu essen?
Daran hindert mich keiner. Ich esse relativ viel also normal
1500Kalorien und halte damit mein Untergewicht ohne zuzunehmen, aber selbst
dann fällt es mir oft schwer mich nach dem essen nicht zu übergeben,
weil ich immer Angst habe ich könnte doch zunehmen. Und das ist auch der
Grund, wieso ich Angst habe mehr zu essen weil ich Angst habe zuzunehmen. Das Essen essen ist leicht, Mund auf Essen rein aber die
Gefühle danach aushalten- das ist das schwere. Ich fühle dann so eine
große Angst ich kann es gar nicht beschreiben. Es hört sich krank an und
das ist es auch.
Was würdest du machen, wenn du morgen aufwachen würdest und du könntest auf einmal ganz normal essen? Was würde sich in deinem Leben verändern?
Ich weiß nicht was sich verändern würde. Ich wünsche mir oft es ist
wie früher. Das schlimme ist ja nicht das Essen, ich esse gerne nur
diese Gedanken. Und die gehen nicht weg auch wenn ich sozusagen normal
essen würde, was auch immer normal heutzutage ist. Ich wünschte mir
essen einfach wie früher als eine normale Sache anzusehen, man isst halt
ohne sich danach großartig Gedanken darüber zu machen. Essen gehört
eigentlich zum Leben dazu, aber bestimmt nicht das Leben.
Eine Essstörung betrifft ja nicht nur das Essen. Welche Dinge machst du nicht wegen der Essstörung? Bzw. anders gefragt: welche Dinge würdest du machen können, deiner Meinung nach, wenn du normal essen würdest?
Ich bin unspontan, kann nicht einfach mal mit Leuten essen gehen.
Bin sehr zurück gezogen und sehr sensibel und unsicher geworden. Früher
war ich Selbstbewusst, das habe ich ganz verloren durch die Essstörung.
Ich muss aber sagen das ich trotz Untergewicht und der längeren Zeit der
Essstörung körperlich fast nie Beschwerden habe und mich auch nicht
schwach fühle. Also so körperlich kann ich nach wie vor alles machen,
wie auch vor der Essstörung.
Hattest du konkret aufgrund des Essverhaltens schon einmal Angst um dein Leben? Was ist genau passiert?
Ich hatte schon mehr mal das Gefühl wenn ich abends im Bett lag zu
sterben, weil ich sehr schwach war und Herzrasen hatte und ich dachte
mein Körper macht schlapp. Aber wie gesagt das war in den ganzen Jahren
eher selten.
Was würdest du jemandem sagen, der gerade dabei ist, in eine Essstörung abzurutschen, aber noch umkehren kann?
Ich würde ihm sagen das wenn man abnehmen will, eine
Ernährungsumstellung und Sport machen sollte. Dass, wenn man erstmals in
der Essstörung ist, es nie wieder wie früher sein wird. Ich bin der
Meinung, ich werde irgendwann mit der Essstörung leben können, aber
einmal essgestört immer essgestört, und frei wie früher essen und auch
leben werde ich nie wieder können. Also würde ich jedem das so erzählen,
und dass die meisten auch Depressionen haben- und gerade psychisch geht es
fast jedem schlecht und das wegen paar Kilos, die die meisten am Anfang
abnehmen wollen- ist es das wert? Mit Sicherheit nicht.
Vielen Dank, Anna. Ich glaube auch, dass du es aus der Essstörung schaffst! Hab Vertrauen in dich ;)
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