Mittwoch, 20. Februar 2013

Neuroplastizität, oder warum geheilte Bulimie keine lebenslange Qual ist

Die Heilung von Bulimie bedeutet nicht, dass ihr euch lebenslang mit quälenden Essanfalls-Wünschen herumschlagen müsst. Es gibt hierfür sogar einen wissenschaftlichen Beweis: die neuronale Plastizität. Dieser Begriff beschreibt den Umstand, dass sich Verhaltensänderungen auch in der Beschaffenheit des Gehirns widerspiegeln.

Ein (auch zur Bulimie passendes Experiment) hat übergewichtige Probanden mit Essanfallsstörung untersucht. Durch Computertomografien wurde festgestellt, dass diese Personen stark auf hochkalorische Lebensmittel reagieren (entsprechende Teile des Gehirns waren besonders stark aktiviert). Nachdem sie sich erfolgreich einer Therapie unterzogen hatten und keine Essanfälle mehr hatten, wurde dieser Test erneut durchgeführt. Nun zeigten die entsprechenden Bereiche des Gehirns keine auffällige Reaktion mehr.

Neu ist dieses Thema ja nicht: durch ein bestimmtes Verhalten kann ich in einem Bereich meines Gehirns neue neuronale Verknüpfungen wachsen lassen, die dann wiederum das Verhalten unterstützen und irgendwann automatisiert ablaufen lassen, so dass ich mich nicht mehr anstrengen muss. Wenn mein Ziel also ist, in aufreibenden Situationen keinen Fressanfall mehr zu schieben, trainiere ich meinem Gehirn neue Verhaltensweisen an und schaffe neue Verbindungen. Die alten Verbindungen zum Essanfall sind dann irgendwann so schwach, dass es mir wiederum wahrscheinlich schwer fallen würde, in dieses alte Muster zu verfallen. Stattdessen ist es für mich automatisch und ganz leicht möglich, meine Gefühle auf andere Art und Weise zu verarbeiten. Es ist sozusagen eine neue Gefühlsautobahn entstanden, der Rasthof "Essanfall" wurde abgerissen und an dessen Stelle entstand "Wohlfühl-Oase Körper".

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