Mittwoch, 19. September 2012

Durch Essstörung jünger geschätzt

Immer wieder werde ich jünger geschätzt. Es kommt so gut wie nie vor, wenn dann erst nach einem längeren Gespräch mit der Person, dass mein wahres Alter auf Anhieb erkannt wird. Die Leute sind oft richtig schockiert, wenn ich mein Alter nenne. Ich habe mir jahrelang Gedanken gemacht, warum das so ist. Und ich habe eine Erklärung gefunden.
Es hat, neben meiner genetischen Voraussetzung, etwas mit meiner Essstörungs-Vergangenheit zu tun. Warum genau, liegt eigentlich auch auf der Hand. Ich habe mich damals eigentlich nicht mit mir selbst beschäftigt, bin auf der Stelle getreten. Ich habe mich damals nicht weiterentwickelt, war auf dem Stand eines jungen Mädchens. Ich habe mich so verhalten und auch so gefühlt. Das hört sich hart an, es ist für mich aber die einzige plausible Erklärung. Wenn ich nicht angemessen mit mir selbst und anderen umgehen kann, wenn ich keine Probleme löse, sondern ihnen aus dem Weg gehe, dann hinterlässt das alles keine Spuren, weder in meinem Kopf als Lernerfahrung, sondern eben auch nicht auf meinem Körper und im Gesicht. Es fehlt Lebenserfahrung, und das spiegelt sich in meinem Gesicht wider. Ich sehe jung aus, weil ich jung geblieben bin, weil ich mich nicht weiterentwickelt habe. Seit ich mich normal ernähre, ist es deutlich besser geworden, aber ich kann es nicht komplett aufholen.

1 Kommentar

  1. Ich glaube mit der Annahme hast du recht. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
    Ich hatte auch jahrelang Bulimie, seit ca. 4 Jahren bin ich Symptomfrei. Seither hat sich schon einiges gewandelt. Aber dennoch schätzt mich niemand auf mein tatsächliches Alter von 29. Es kommt vor, dass ich im Supermarkt meinen Ausweis vorzeigen muss, wenn ich Alkohol kaufe und auch sonst werde ich allgemein von Menschen auf 22 geschätzt. Mir sagt man dann immer, ich solle doch froh sein, jünger auszusehen, aber manchmal nervt es, nicht als vollkommen "Erwachsen" angesehen zu werden.

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